niedergeschlagen seyn, ohne daß du dein Eulenge- schrey erhebest und ihn alsobald tödtest. Keiner, als nur ein Kerl, der geschickt ist, bey der verlohr- nen Schildwache des Todes einen Trommelschlä- ger abzugeben, könnte so viel Vergnügen finden, als du findest, einen Todtenmarsch mit deinen Gänsekielen zu schlagen.
Jch werde dich im Ernst wegen der Auszü- ge, die du der Fräulein aus meinen Briefen ge- geben hast, zur Rechenschaft sordern, so bald ich dich sehe; ungeachtet dessen, was ich in meinem letzten Briefe schrieb: sonderlich, wo sie dabey bleibet, meine Hand auszuschlagen. Wohl hun- dert male habe ich erfahren, daß ein Frauenzim- mer nein gesaget, und sich zuletzt doch gefällig be- wiesen hat: aber durch diese Auszüge, ist mir bange, hast du gemacht, daß sie die Thür ihres Herzens vor mir verriegelt hat, wie sie sonst ihre Kammerthür zu verriegeln pflegte. - - Dieß ist daher eine Treulosigkeit, welche die Freundschaft nicht leiden, und meine Ehre mir nicht zu verzeihen erlauben kann.
Der
niedergeſchlagen ſeyn, ohne daß du dein Eulenge- ſchrey erhebeſt und ihn alſobald toͤdteſt. Keiner, als nur ein Kerl, der geſchickt iſt, bey der verlohr- nen Schildwache des Todes einen Trommelſchlaͤ- ger abzugeben, koͤnnte ſo viel Vergnuͤgen finden, als du findeſt, einen Todtenmarſch mit deinen Gaͤnſekielen zu ſchlagen.
Jch werde dich im Ernſt wegen der Auszuͤ- ge, die du der Fraͤulein aus meinen Briefen ge- geben haſt, zur Rechenſchaft ſordern, ſo bald ich dich ſehe; ungeachtet deſſen, was ich in meinem letzten Briefe ſchrieb: ſonderlich, wo ſie dabey bleibet, meine Hand auszuſchlagen. Wohl hun- dert male habe ich erfahren, daß ein Frauenzim- mer nein geſaget, und ſich zuletzt doch gefaͤllig be- wieſen hat: aber durch dieſe Auszuͤge, iſt mir bange, haſt du gemacht, daß ſie die Thuͤr ihres Herzens vor mir verriegelt hat, wie ſie ſonſt ihre Kammerthuͤr zu verriegeln pflegte. ‒ ‒ Dieß iſt daher eine Treuloſigkeit, welche die Freundſchaft nicht leiden, und meine Ehre mir nicht zu verzeihen erlauben kann.
Der
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niedergeſchlagen ſeyn, ohne daß du dein Eulenge-
ſchrey erhebeſt und ihn alſobald toͤdteſt. Keiner,
als nur ein Kerl, der geſchickt iſt, bey der verlohr-
nen Schildwache des Todes einen Trommelſchlaͤ-
ger abzugeben, koͤnnte ſo viel Vergnuͤgen finden,
als du findeſt, einen Todtenmarſch mit deinen
Gaͤnſekielen zu ſchlagen.
Jch werde dich im Ernſt wegen der Auszuͤ-
ge, die du der Fraͤulein aus meinen Briefen ge-
geben haſt, zur Rechenſchaft ſordern, ſo bald ich
dich ſehe; ungeachtet deſſen, was ich in meinem
letzten Briefe ſchrieb: ſonderlich, wo ſie dabey
bleibet, meine Hand auszuſchlagen. Wohl hun-
dert male habe ich erfahren, daß ein Frauenzim-
mer nein geſaget, und ſich zuletzt doch gefaͤllig be-
wieſen hat: aber durch dieſe Auszuͤge, iſt mir
bange, haſt du gemacht, daß ſie die Thuͤr ihres
Herzens vor mir verriegelt hat, wie ſie ſonſt ihre
Kammerthuͤr zu verriegeln pflegte. ‒ ‒ Dieß iſt
daher eine Treuloſigkeit, welche die Freundſchaft
nicht leiden, und meine Ehre mir nicht zu
verzeihen erlauben kann.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 792. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/798>, abgerufen am 22.11.2024.
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