auf Kohlen säße. Jch veränderte zu verschiede- nen malen meinen Stuhl. Das, was Fr. Lovick weiter sagte, und mir zeigte, machte mich noch unruhiger.
So schlecht sich die arme Fräulein verwichne Nacht befand, waren ihre Worte: so schrieb sie doch eine geistliche Betrachtung darüber, daß sie von ihnen so verfolget wird, in ihr Buch. Jch habe eine Abschrift davon. Wenn ich dächte, daß es einige Wirkung thun würde: so wollte ich sie ihnen vorlesen.
Lassen sie mich sie selbst lesen, Fr. Lovick.
Sie gab sie mir. Die Aufschrift sieht einem Harloweischen Geiste ähnlich, und ist von einem versöhnlichen Gemüthe unerträglich. Jch ver- langte sie mit mir zu nehmen. Fr. Lovick ge- stand es zu, unter der Bedingung, daß ich sie dem Ritter Belford zeigte. So magst du sie hier lesen, Herr Ritter Belford, wo du willst.
Als ich von dem Feinde meiner See- len gejaget ward.
Montags, den 21ten Aug.
Errette mich, o Herr, von dem bösen Men- schen. Bewahre mich vor dem gewaltthä- tigen Manne.
Der mit Unglück in seinem Herzen um- gehet.
Er hat seine Zunge geschärfet, wie eine Schlange. Otterngift ist unter seinen Lippen.
Be-
auf Kohlen ſaͤße. Jch veraͤnderte zu verſchiede- nen malen meinen Stuhl. Das, was Fr. Lovick weiter ſagte, und mir zeigte, machte mich noch unruhiger.
So ſchlecht ſich die arme Fraͤulein verwichne Nacht befand, waren ihre Worte: ſo ſchrieb ſie doch eine geiſtliche Betrachtung daruͤber, daß ſie von ihnen ſo verfolget wird, in ihr Buch. Jch habe eine Abſchrift davon. Wenn ich daͤchte, daß es einige Wirkung thun wuͤrde: ſo wollte ich ſie ihnen vorleſen.
Laſſen ſie mich ſie ſelbſt leſen, Fr. Lovick.
Sie gab ſie mir. Die Aufſchrift ſieht einem Harloweiſchen Geiſte aͤhnlich, und iſt von einem verſoͤhnlichen Gemuͤthe unertraͤglich. Jch ver- langte ſie mit mir zu nehmen. Fr. Lovick ge- ſtand es zu, unter der Bedingung, daß ich ſie dem Ritter Belford zeigte. So magſt du ſie hier leſen, Herr Ritter Belford, wo du willſt.
Als ich von dem Feinde meiner See- len gejaget ward.
Montags, den 21ten Aug.
Errette mich, o Herr, von dem boͤſen Men- ſchen. Bewahre mich vor dem gewaltthaͤ- tigen Manne.
Der mit Ungluͤck in ſeinem Herzen um- gehet.
Er hat ſeine Zunge geſchaͤrfet, wie eine Schlange. Otterngift iſt unter ſeinen Lippen.
Be-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0836"n="830"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
auf Kohlen ſaͤße. Jch veraͤnderte zu verſchiede-<lb/>
nen malen meinen Stuhl. Das, was Fr. Lovick<lb/>
weiter ſagte, und mir zeigte, machte mich noch<lb/>
unruhiger.</p><lb/><p>So ſchlecht ſich die arme Fraͤulein verwichne<lb/>
Nacht befand, waren ihre Worte: ſo ſchrieb ſie<lb/>
doch eine geiſtliche Betrachtung daruͤber, daß ſie<lb/>
von ihnen ſo verfolget wird, in ihr Buch. Jch<lb/>
habe eine Abſchrift davon. Wenn ich daͤchte,<lb/>
daß es einige Wirkung thun wuͤrde: ſo wollte<lb/>
ich ſie ihnen vorleſen.</p><lb/><p>Laſſen ſie mich ſie ſelbſt leſen, Fr. Lovick.</p><lb/><p>Sie gab ſie mir. Die Aufſchrift ſieht einem<lb/>
Harloweiſchen Geiſte aͤhnlich, und iſt von einem<lb/>
verſoͤhnlichen Gemuͤthe unertraͤglich. Jch ver-<lb/>
langte ſie mit mir zu nehmen. Fr. Lovick ge-<lb/>ſtand es zu, unter der Bedingung, daß ich ſie<lb/>
dem Ritter Belford zeigte. So magſt du ſie<lb/>
hier leſen, Herr Ritter Belford, wo du willſt.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Als ich von dem Feinde meiner See-</hi><lb/>
len gejaget ward.</head><lb/><dateline><hirendition="#et">Montags, den 21ten Aug.</hi></dateline><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>rrette mich, o Herr, von dem boͤſen Men-<lb/>ſchen. Bewahre mich vor dem gewaltthaͤ-<lb/>
tigen Manne.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Der</hi> mit Ungluͤck in <hirendition="#fr">ſeinem</hi> Herzen um-<lb/>
gehet.</p><lb/><p>Er hat ſeine Zunge geſchaͤrfet, wie eine<lb/>
Schlange. Otterngift iſt unter <hirendition="#fr">ſeinen</hi> Lippen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Be-</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[830/0836]
auf Kohlen ſaͤße. Jch veraͤnderte zu verſchiede-
nen malen meinen Stuhl. Das, was Fr. Lovick
weiter ſagte, und mir zeigte, machte mich noch
unruhiger.
So ſchlecht ſich die arme Fraͤulein verwichne
Nacht befand, waren ihre Worte: ſo ſchrieb ſie
doch eine geiſtliche Betrachtung daruͤber, daß ſie
von ihnen ſo verfolget wird, in ihr Buch. Jch
habe eine Abſchrift davon. Wenn ich daͤchte,
daß es einige Wirkung thun wuͤrde: ſo wollte
ich ſie ihnen vorleſen.
Laſſen ſie mich ſie ſelbſt leſen, Fr. Lovick.
Sie gab ſie mir. Die Aufſchrift ſieht einem
Harloweiſchen Geiſte aͤhnlich, und iſt von einem
verſoͤhnlichen Gemuͤthe unertraͤglich. Jch ver-
langte ſie mit mir zu nehmen. Fr. Lovick ge-
ſtand es zu, unter der Bedingung, daß ich ſie
dem Ritter Belford zeigte. So magſt du ſie
hier leſen, Herr Ritter Belford, wo du willſt.
Als ich von dem Feinde meiner See-
len gejaget ward.
Montags, den 21ten Aug.
Errette mich, o Herr, von dem boͤſen Men-
ſchen. Bewahre mich vor dem gewaltthaͤ-
tigen Manne.
Der mit Ungluͤck in ſeinem Herzen um-
gehet.
Er hat ſeine Zunge geſchaͤrfet, wie eine
Schlange. Otterngift iſt unter ſeinen Lippen.
Be-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 830. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/836>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.