Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite



"doch nach aller Wahrscheinlichkeit die letzte ge-
"wesen seyn, und Jhre Gaben nachdrücklich und
"rührend zu reden müßten Jhnen nothwendig
"einige Freunde von jener Partey zugezogen ha-
"ben - - womit sie auf Jhre Mutter, auf Jh-
"ren Onkel Harlowe, auf Jhren Onkel Hervey,
"und sich selbst zielte.

Allein damit die Reue, daß Sie den Ausgang
dieser Zusammenkunft nicht zuversichtlich erwar-
tet haben, Sie bey Jhrem gegenwärtigen schwa-
chen Zustande nicht zu sehr kränken möge: so
muß ich hier bemerken, daß es nach dieser Erklä-
rung Jhrer Tante ein wenig allzu offenbar am
Tage zu liegen scheine, daß es nicht so schlechter-
dings ausgemacht gewesen, allen Zwang zu ver-
meiden; da Sie Jhre Befreyung davon der
Partey zu danken gehabt haben müßten, die Sie
sich durch Jhre überzeugende Beredtsamkeit und
pflichtmäßige Vorstellung unter ihnen machen
sollten.

"Sie gestand, daß einige von ihnen sich eben
"so sehr gefürchtet vor Sie zu kommen, als Sie
"sich fürchten konnten, vor dieselben zu kommen."
- - Aber warum das, wenn sie sich vorgenom-
men hatten, auf das letzte Anhalten, Jhnen Jhre
Freyheit zu lassen?

Sie erzählte mir, "daß Fr. Williams, Jhrer
"Fr. Mutter vorige Haushälterinn, bey ihr ge-
"wesen wäre, und ihre Meynung darüber ver-
"langt hätte, ob es übel genommen werden würde,
"wenn sie sich Erlaubniß ausbäte, nach London zu

"rei-



„doch nach aller Wahrſcheinlichkeit die letzte ge-
„weſen ſeyn, und Jhre Gaben nachdruͤcklich und
„ruͤhrend zu reden muͤßten Jhnen nothwendig
„einige Freunde von jener Partey zugezogen ha-
„ben ‒ ‒ womit ſie auf Jhre Mutter, auf Jh-
„ren Onkel Harlowe, auf Jhren Onkel Hervey,
„und ſich ſelbſt zielte.

Allein damit die Reue, daß Sie den Ausgang
dieſer Zuſammenkunft nicht zuverſichtlich erwar-
tet haben, Sie bey Jhrem gegenwaͤrtigen ſchwa-
chen Zuſtande nicht zu ſehr kraͤnken moͤge: ſo
muß ich hier bemerken, daß es nach dieſer Erklaͤ-
rung Jhrer Tante ein wenig allzu offenbar am
Tage zu liegen ſcheine, daß es nicht ſo ſchlechter-
dings ausgemacht geweſen, allen Zwang zu ver-
meiden; da Sie Jhre Befreyung davon der
Partey zu danken gehabt haben muͤßten, die Sie
ſich durch Jhre uͤberzeugende Beredtſamkeit und
pflichtmaͤßige Vorſtellung unter ihnen machen
ſollten.

„Sie geſtand, daß einige von ihnen ſich eben
„ſo ſehr gefuͤrchtet vor Sie zu kommen, als Sie
„ſich fuͤrchten konnten, vor dieſelben zu kommen.„
‒ ‒ Aber warum das, wenn ſie ſich vorgenom-
men hatten, auf das letzte Anhalten, Jhnen Jhre
Freyheit zu laſſen?

Sie erzaͤhlte mir, „daß Fr. Williams, Jhrer
„Fr. Mutter vorige Haushaͤlterinn, bey ihr ge-
„weſen waͤre, und ihre Meynung daruͤber ver-
„langt haͤtte, ob es uͤbel genommen werden wuͤrde,
„wenn ſie ſich Erlaubniß ausbaͤte, nach London zu

„rei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0128" n="122"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x201E;doch nach aller Wahr&#x017F;cheinlichkeit die <hi rendition="#fr">letzte</hi> ge-<lb/>
&#x201E;we&#x017F;en &#x017F;eyn, und Jhre Gaben nachdru&#x0364;cklich und<lb/>
&#x201E;ru&#x0364;hrend zu reden mu&#x0364;ßten Jhnen nothwendig<lb/>
&#x201E;einige Freunde von jener Partey zugezogen ha-<lb/>
&#x201E;ben &#x2012; &#x2012; womit &#x017F;ie auf Jhre Mutter, auf Jh-<lb/>
&#x201E;ren Onkel Harlowe, auf Jhren Onkel Hervey,<lb/>
&#x201E;und &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t zielte.</p><lb/>
          <p>Allein damit die Reue, daß Sie den Ausgang<lb/>
die&#x017F;er Zu&#x017F;ammenkunft nicht zuver&#x017F;ichtlich erwar-<lb/>
tet haben, Sie bey Jhrem gegenwa&#x0364;rtigen &#x017F;chwa-<lb/>
chen Zu&#x017F;tande nicht zu &#x017F;ehr kra&#x0364;nken mo&#x0364;ge: &#x017F;o<lb/>
muß ich hier bemerken, daß es nach die&#x017F;er Erkla&#x0364;-<lb/>
rung Jhrer Tante ein wenig allzu offenbar am<lb/>
Tage zu liegen &#x017F;cheine, daß es nicht &#x017F;o &#x017F;chlechter-<lb/>
dings ausgemacht gewe&#x017F;en, allen Zwang zu ver-<lb/>
meiden; da Sie Jhre Befreyung davon der<lb/>
Partey zu danken gehabt haben mu&#x0364;ßten, die Sie<lb/>
&#x017F;ich durch Jhre u&#x0364;berzeugende Beredt&#x017F;amkeit und<lb/>
pflichtma&#x0364;ßige Vor&#x017F;tellung unter ihnen machen<lb/>
&#x017F;ollten.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Sie ge&#x017F;tand, daß einige von ihnen &#x017F;ich eben<lb/>
&#x201E;&#x017F;o &#x017F;ehr gefu&#x0364;rchtet vor Sie zu kommen, als Sie<lb/>
&#x201E;&#x017F;ich fu&#x0364;rchten konnten, vor die&#x017F;elben zu kommen.&#x201E;<lb/>
&#x2012; &#x2012; Aber warum das, wenn &#x017F;ie &#x017F;ich vorgenom-<lb/>
men hatten, auf das letzte Anhalten, Jhnen Jhre<lb/>
Freyheit zu la&#x017F;&#x017F;en?</p><lb/>
          <p>Sie erza&#x0364;hlte mir, &#x201E;daß Fr. Williams, Jhrer<lb/>
&#x201E;Fr. Mutter vorige Hausha&#x0364;lterinn, bey <hi rendition="#fr">ihr</hi> ge-<lb/>
&#x201E;we&#x017F;en wa&#x0364;re, und ihre Meynung daru&#x0364;ber ver-<lb/>
&#x201E;langt ha&#x0364;tte, ob es u&#x0364;bel genommen werden wu&#x0364;rde,<lb/>
&#x201E;wenn &#x017F;ie &#x017F;ich Erlaubniß ausba&#x0364;te, nach London zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;rei-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0128] „doch nach aller Wahrſcheinlichkeit die letzte ge- „weſen ſeyn, und Jhre Gaben nachdruͤcklich und „ruͤhrend zu reden muͤßten Jhnen nothwendig „einige Freunde von jener Partey zugezogen ha- „ben ‒ ‒ womit ſie auf Jhre Mutter, auf Jh- „ren Onkel Harlowe, auf Jhren Onkel Hervey, „und ſich ſelbſt zielte. Allein damit die Reue, daß Sie den Ausgang dieſer Zuſammenkunft nicht zuverſichtlich erwar- tet haben, Sie bey Jhrem gegenwaͤrtigen ſchwa- chen Zuſtande nicht zu ſehr kraͤnken moͤge: ſo muß ich hier bemerken, daß es nach dieſer Erklaͤ- rung Jhrer Tante ein wenig allzu offenbar am Tage zu liegen ſcheine, daß es nicht ſo ſchlechter- dings ausgemacht geweſen, allen Zwang zu ver- meiden; da Sie Jhre Befreyung davon der Partey zu danken gehabt haben muͤßten, die Sie ſich durch Jhre uͤberzeugende Beredtſamkeit und pflichtmaͤßige Vorſtellung unter ihnen machen ſollten. „Sie geſtand, daß einige von ihnen ſich eben „ſo ſehr gefuͤrchtet vor Sie zu kommen, als Sie „ſich fuͤrchten konnten, vor dieſelben zu kommen.„ ‒ ‒ Aber warum das, wenn ſie ſich vorgenom- men hatten, auf das letzte Anhalten, Jhnen Jhre Freyheit zu laſſen? Sie erzaͤhlte mir, „daß Fr. Williams, Jhrer „Fr. Mutter vorige Haushaͤlterinn, bey ihr ge- „weſen waͤre, und ihre Meynung daruͤber ver- „langt haͤtte, ob es uͤbel genommen werden wuͤrde, „wenn ſie ſich Erlaubniß ausbaͤte, nach London zu „rei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/128
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/128>, abgerufen am 18.05.2024.