Verwandter spricht, was er denkt, ich will für ihn Gewähr leisten.
Lovel. Das ist wahr, mein Herr: und was kann ich mehr sagen? Und was kann ich weiter, nach ihrer Meynung, thun?
Obr. Thun! mein Herr? Ey! mein Herr; das sprach er in einem vermessenen Thon; ich darf ihnen nicht erst sagen, daß auf Reue Erstat- tung folget: und ich hoffe, sie werden kein Beden- ken machen, ihre Aufrichtigkeit in Ansehung der einen durch die andere zu rechtfertigen.
Jch stockte; denn die Art wie er sprach und sein vermessener Thon waren nicht nach meinem Geschmack; als wenn ich unschlüßig wäre, ob ich mich gehörig darüber herauslassen sollte, oder nicht.
Obr. Erlauben sie mir, Herr Lovelace, ih- nen diese Frage vorzulegen - - Jst es wahr, wie ich gehört habe, daß sie meine Base heyrathen wollten, wenn sie sie haben wollte? - - Was sa- gen sie, mein Herr?
Dieß machte mich eine Spanne länger.
Lovel. Einige Fragen, Herr Obrist, sind so gut als Befehle, wenn man sie auf eine gewisse Art vorträgt. Jch möchte gern wissen, wie ich die ihrigen anzunehmen habe und was die Absicht von ihren Fragstücken seyn soll?
Obr. Meine Fragen sind von mir nicht als Befehle gemeynet, Herr Lovelace. Die Absicht ist, einen Cavallier dahin zu vermögen, daß er
wie
Verwandter ſpricht, was er denkt, ich will fuͤr ihn Gewaͤhr leiſten.
Lovel. Das iſt wahr, mein Herr: und was kann ich mehr ſagen? Und was kann ich weiter, nach ihrer Meynung, thun?
Obr. Thun! mein Herr? Ey! mein Herr; das ſprach er in einem vermeſſenen Thon; ich darf ihnen nicht erſt ſagen, daß auf Reue Erſtat- tung folget: und ich hoffe, ſie werden kein Beden- ken machen, ihre Aufrichtigkeit in Anſehung der einen durch die andere zu rechtfertigen.
Jch ſtockte; denn die Art wie er ſprach und ſein vermeſſener Thon waren nicht nach meinem Geſchmack; als wenn ich unſchluͤßig waͤre, ob ich mich gehoͤrig daruͤber herauslaſſen ſollte, oder nicht.
Obr. Erlauben ſie mir, Herr Lovelace, ih- nen dieſe Frage vorzulegen ‒ ‒ Jſt es wahr, wie ich gehoͤrt habe, daß ſie meine Baſe heyrathen wollten, wenn ſie ſie haben wollte? ‒ ‒ Was ſa- gen ſie, mein Herr?
Dieß machte mich eine Spanne laͤnger.
Lovel. Einige Fragen, Herr Obriſt, ſind ſo gut als Befehle, wenn man ſie auf eine gewiſſe Art vortraͤgt. Jch moͤchte gern wiſſen, wie ich die ihrigen anzunehmen habe und was die Abſicht von ihren Fragſtuͤcken ſeyn ſoll?
Obr. Meine Fragen ſind von mir nicht als Befehle gemeynet, Herr Lovelace. Die Abſicht iſt, einen Cavallier dahin zu vermoͤgen, daß er
wie
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Verwandter ſpricht, was er denkt, ich will fuͤr ihn
Gewaͤhr leiſten.
Lovel. Das iſt wahr, mein Herr: und was
kann ich mehr ſagen? Und was kann ich weiter,
nach ihrer Meynung, thun?
Obr. Thun! mein Herr? Ey! mein Herr;
das ſprach er in einem vermeſſenen Thon; ich
darf ihnen nicht erſt ſagen, daß auf Reue Erſtat-
tung folget: und ich hoffe, ſie werden kein Beden-
ken machen, ihre Aufrichtigkeit in Anſehung der
einen durch die andere zu rechtfertigen.
Jch ſtockte; denn die Art wie er ſprach und
ſein vermeſſener Thon waren nicht nach meinem
Geſchmack; als wenn ich unſchluͤßig waͤre, ob ich
mich gehoͤrig daruͤber herauslaſſen ſollte, oder
nicht.
Obr. Erlauben ſie mir, Herr Lovelace, ih-
nen dieſe Frage vorzulegen ‒ ‒ Jſt es wahr, wie
ich gehoͤrt habe, daß ſie meine Baſe heyrathen
wollten, wenn ſie ſie haben wollte? ‒ ‒ Was ſa-
gen ſie, mein Herr?
Dieß machte mich eine Spanne laͤnger.
Lovel. Einige Fragen, Herr Obriſt, ſind ſo
gut als Befehle, wenn man ſie auf eine gewiſſe
Art vortraͤgt. Jch moͤchte gern wiſſen, wie ich
die ihrigen anzunehmen habe und was die Abſicht
von ihren Fragſtuͤcken ſeyn ſoll?
Obr. Meine Fragen ſind von mir nicht als
Befehle gemeynet, Herr Lovelace. Die Abſicht
iſt, einen Cavallier dahin zu vermoͤgen, daß er
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/198>, abgerufen am 28.11.2024.
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