chert, daß Jhnen weder von Freunden, noch Fein- den Unrecht geschehen soll - -
Von Verwandten oder Feinden: hätte er nicht so sagen sollen? - - Denn ein Freund wird dem andern nicht Unrecht thun.
Auf die Art, meine Wertheste, müßten Sie den Frieden für sich erkaufen: wenn gewisse Leu- te ihren Willen haben sollten!
Jhr Vetter; nicht ich, liebste Freundinn, ob es gleich allezeit meine Meynung gewesen ist (*); saget, daß die ganze Familie zu reich sey, entweder demüthig und bedächtlich, oder zufrieden zu seyn. Was ihn anbetreffe, sagt er: so habe er ein großes Vermögen, und gedenke es Jhnen ganz zu ver- machen.
Hätte dieser Bösewicht Lovelace nur seine zeit- lichen Vortheile in Betrachtung gezogen: was für eine ansehnlichreiche Partey würde er an Jhnen gehabt haben; wenn auch Jhre Vermählung mit ihm Sie des Antheils an Jhren natürlichen Gü- tern beraubet hätte.
Jch werde genöthigt, hier abzubrechen. Aber weil ich noch ein gutes Theil zu schreiben habe, und es sich mit meiner Mutter gebessert hat: so will ich von der Sache in einem andern Briefe weiter schreiben; wenn ich schon beyde zugleich sende. Jch darf nicht sagen, wie sehr ich sey und allezeit seyn werde
Jhre ergebene etc. Anna Howe.
Der
(*) Man sehe den I Th. S. 91.
chert, daß Jhnen weder von Freunden, noch Fein- den Unrecht geſchehen ſoll ‒ ‒
Von Verwandten oder Feinden: haͤtte er nicht ſo ſagen ſollen? ‒ ‒ Denn ein Freund wird dem andern nicht Unrecht thun.
Auf die Art, meine Wertheſte, muͤßten Sie den Frieden fuͤr ſich erkaufen: wenn gewiſſe Leu- te ihren Willen haben ſollten!
Jhr Vetter; nicht ich, liebſte Freundinn, ob es gleich allezeit meine Meynung geweſen iſt (*); ſaget, daß die ganze Familie zu reich ſey, entweder demuͤthig und bedaͤchtlich, oder zufrieden zu ſeyn. Was ihn anbetreffe, ſagt er: ſo habe er ein großes Vermoͤgen, und gedenke es Jhnen ganz zu ver- machen.
Haͤtte dieſer Boͤſewicht Lovelace nur ſeine zeit- lichen Vortheile in Betrachtung gezogen: was fuͤr eine anſehnlichreiche Partey wuͤrde er an Jhnen gehabt haben; wenn auch Jhre Vermaͤhlung mit ihm Sie des Antheils an Jhren natuͤrlichen Guͤ- tern beraubet haͤtte.
Jch werde genoͤthigt, hier abzubrechen. Aber weil ich noch ein gutes Theil zu ſchreiben habe, und es ſich mit meiner Mutter gebeſſert hat: ſo will ich von der Sache in einem andern Briefe weiter ſchreiben; wenn ich ſchon beyde zugleich ſende. Jch darf nicht ſagen, wie ſehr ich ſey und allezeit ſeyn werde
Jhre ergebene ꝛc. Anna Howe.
Der
(*) Man ſehe den I Th. S. 91.
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chert, daß Jhnen weder von Freunden, noch Fein-
den Unrecht geſchehen ſoll ‒ ‒
Von Verwandten oder Feinden: haͤtte er
nicht ſo ſagen ſollen? ‒ ‒ Denn ein Freund wird
dem andern nicht Unrecht thun.
Auf die Art, meine Wertheſte, muͤßten Sie
den Frieden fuͤr ſich erkaufen: wenn gewiſſe Leu-
te ihren Willen haben ſollten!
Jhr Vetter; nicht ich, liebſte Freundinn, ob
es gleich allezeit meine Meynung geweſen iſt (*);
ſaget, daß die ganze Familie zu reich ſey, entweder
demuͤthig und bedaͤchtlich, oder zufrieden zu ſeyn.
Was ihn anbetreffe, ſagt er: ſo habe er ein großes
Vermoͤgen, und gedenke es Jhnen ganz zu ver-
machen.
Haͤtte dieſer Boͤſewicht Lovelace nur ſeine zeit-
lichen Vortheile in Betrachtung gezogen: was fuͤr
eine anſehnlichreiche Partey wuͤrde er an Jhnen
gehabt haben; wenn auch Jhre Vermaͤhlung mit
ihm Sie des Antheils an Jhren natuͤrlichen Guͤ-
tern beraubet haͤtte.
Jch werde genoͤthigt, hier abzubrechen. Aber
weil ich noch ein gutes Theil zu ſchreiben habe,
und es ſich mit meiner Mutter gebeſſert hat: ſo
will ich von der Sache in einem andern Briefe
weiter ſchreiben; wenn ich ſchon beyde zugleich
ſende. Jch darf nicht ſagen, wie ſehr ich ſey und
allezeit ſeyn werde
Jhre ergebene ꝛc.
Anna Howe.
Der
(*) Man ſehe den I Th. S. 91.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/306>, abgerufen am 22.11.2024.
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