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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

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Der sieben und dreyßigste Brief
von der
Fräulein Howe an die Fräulein Clarissa
Harlowe.

Der Obrist fand einmal für gut, zum Lobe der
Großmuth Lovelacens zu sagen, daß er,
wie ein rechtschaffener Mann, der auf Eh-
re hielte, thun müßte,
alle Schuld auf sich näh-
me, und Sie von den Folgen des übereilten Schrit-
tes, den Sie gethan hätten, losspräche: da er, weil
Sie ihn liebten, wie er sagte, und in seiner Ge-
walt waren, nothwendig Vortheile über Sie ge-
habt haben müßte, die er nicht gehabt haben
würde, wenn Sie in Jhres Vaters, oder irgend
eines Freundes Hause geblieben wären.

Mächtig großmüthig, versetzte ich; wenn
auch alles so wäre, wie er annähme; an solchen
unverschämten Sittenrichtern, selbst an den besten
unter ihnen, daß sie das Ansehen haben wollten,
den guten Namen anderer von Schandflecken
zu säubern,
der doch niemals befleckt wäre,
wenn er nicht in ihre schmutzige Bekanntschaft ge-
fallen! Allein in dem gegenwärtigen Falle, fügte
ich hinzu, brauchte man nichts, als die genaueste
Wahrheit, um zu beweisen, daß Lovelace der

Scheus-




Der ſieben und dreyßigſte Brief
von der
Fraͤulein Howe an die Fraͤulein Clariſſa
Harlowe.

Der Obriſt fand einmal fuͤr gut, zum Lobe der
Großmuth Lovelacens zu ſagen, daß er,
wie ein rechtſchaffener Mann, der auf Eh-
re hielte, thun muͤßte,
alle Schuld auf ſich naͤh-
me, und Sie von den Folgen des uͤbereilten Schrit-
tes, den Sie gethan haͤtten, losſpraͤche: da er, weil
Sie ihn liebten, wie er ſagte, und in ſeiner Ge-
walt waren, nothwendig Vortheile uͤber Sie ge-
habt haben muͤßte, die er nicht gehabt haben
wuͤrde, wenn Sie in Jhres Vaters, oder irgend
eines Freundes Hauſe geblieben waͤren.

Maͤchtig großmuͤthig, verſetzte ich; wenn
auch alles ſo waͤre, wie er annaͤhme; an ſolchen
unverſchaͤmten Sittenrichtern, ſelbſt an den beſten
unter ihnen, daß ſie das Anſehen haben wollten,
den guten Namen anderer von Schandflecken
zu ſaͤubern,
der doch niemals befleckt waͤre,
wenn er nicht in ihre ſchmutzige Bekanntſchaft ge-
fallen! Allein in dem gegenwaͤrtigen Falle, fuͤgte
ich hinzu, brauchte man nichts, als die genaueſte
Wahrheit, um zu beweiſen, daß Lovelace der

Scheus-
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[301/0307] Der ſieben und dreyßigſte Brief von der Fraͤulein Howe an die Fraͤulein Clariſſa Harlowe. Donnerſtags, den 31ten Aug. Der Obriſt fand einmal fuͤr gut, zum Lobe der Großmuth Lovelacens zu ſagen, daß er, wie ein rechtſchaffener Mann, der auf Eh- re hielte, thun muͤßte, alle Schuld auf ſich naͤh- me, und Sie von den Folgen des uͤbereilten Schrit- tes, den Sie gethan haͤtten, losſpraͤche: da er, weil Sie ihn liebten, wie er ſagte, und in ſeiner Ge- walt waren, nothwendig Vortheile uͤber Sie ge- habt haben muͤßte, die er nicht gehabt haben wuͤrde, wenn Sie in Jhres Vaters, oder irgend eines Freundes Hauſe geblieben waͤren. Maͤchtig großmuͤthig, verſetzte ich; wenn auch alles ſo waͤre, wie er annaͤhme; an ſolchen unverſchaͤmten Sittenrichtern, ſelbſt an den beſten unter ihnen, daß ſie das Anſehen haben wollten, den guten Namen anderer von Schandflecken zu ſaͤubern, der doch niemals befleckt waͤre, wenn er nicht in ihre ſchmutzige Bekanntſchaft ge- fallen! Allein in dem gegenwaͤrtigen Falle, fuͤgte ich hinzu, brauchte man nichts, als die genaueſte Wahrheit, um zu beweiſen, daß Lovelace der Scheus-

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/307>, abgerufen am 22.11.2024.