als des Hrn. Belfords Diener mit ihrem rühren- den Briefe angekommen. Jch war bey der Fräulein Lloyd. Meine Mutter schickte mir ihn zu: und ich kam den Augenblick zu Hause. Aber er war schon fort. Er wollte nicht bleiben, wie es scheint. Gleichwohl hätte ich ihm gern ein hundert tausend Fragen thun mögen. Aber war- um halte ich meinen Bothen so auf? Jch habe Jhnen sehr viele Dinge zu sagen: über dieselbe mit Jhnen zu berathschlagen. Sie sollen mich in allen Stücken leiten. Jch will Jhnen auf den geringsten Wink gehorchen. Aber wo Sie mich verlassen - - - was ist dann die Welt, oder alles in derselben für
Jhre Anna Howe.
Die Wirkung, welche dieser Brief über die Fräulein hatte, die dem Ende, das die red- liche Verfasserinn desselben so sehr befürchtet und bejammert, so nahe ist, nöthigte die Fr. Lovick bey Vorlesung desselben oft abzubrechen und die Stimme zu verändern.
Dieß ist eine Freundinn; sprach die göttliche Fräulein, indem sie den Brief in ihre Hand nahm und ihn küssete; dieß ist eine Freundinn, die werth ist, daß man um ihretwillen zu leben wün- sche - - O meine liebe Anna Howe! wie unver- rückt angenehm und edelmüthig ist unsere Freund- schaft gewesen! - - Allein wir werden dereinst, wie ich hoffe, und das muß unser beyder Trost
seyn,
als des Hrn. Belfords Diener mit ihrem ruͤhren- den Briefe angekommen. Jch war bey der Fraͤulein Lloyd. Meine Mutter ſchickte mir ihn zu: und ich kam den Augenblick zu Hauſe. Aber er war ſchon fort. Er wollte nicht bleiben, wie es ſcheint. Gleichwohl haͤtte ich ihm gern ein hundert tauſend Fragen thun moͤgen. Aber war- um halte ich meinen Bothen ſo auf? Jch habe Jhnen ſehr viele Dinge zu ſagen: uͤber dieſelbe mit Jhnen zu berathſchlagen. Sie ſollen mich in allen Stuͤcken leiten. Jch will Jhnen auf den geringſten Wink gehorchen. Aber wo Sie mich verlaſſen ‒ ‒ ‒ was iſt dann die Welt, oder alles in derſelben fuͤr
Jhre Anna Howe.
Die Wirkung, welche dieſer Brief uͤber die Fraͤulein hatte, die dem Ende, das die red- liche Verfaſſerinn deſſelben ſo ſehr befuͤrchtet und bejammert, ſo nahe iſt, noͤthigte die Fr. Lovick bey Vorleſung deſſelben oft abzubrechen und die Stimme zu veraͤndern.
Dieß iſt eine Freundinn; ſprach die goͤttliche Fraͤulein, indem ſie den Brief in ihre Hand nahm und ihn kuͤſſete; dieß iſt eine Freundinn, die werth iſt, daß man um ihretwillen zu leben wuͤn- ſche ‒ ‒ O meine liebe Anna Howe! wie unver- ruͤckt angenehm und edelmuͤthig iſt unſere Freund- ſchaft geweſen! ‒ ‒ Allein wir werden dereinſt, wie ich hoffe, und das muß unſer beyder Troſt
ſeyn,
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als des Hrn. Belfords Diener mit ihrem ruͤhren-
den Briefe angekommen. Jch war bey der
Fraͤulein Lloyd. Meine Mutter ſchickte mir ihn zu:
und ich kam den Augenblick zu Hauſe. Aber
er war ſchon fort. Er wollte nicht bleiben, wie
es ſcheint. Gleichwohl haͤtte ich ihm gern ein
hundert tauſend Fragen thun moͤgen. Aber war-
um halte ich meinen Bothen ſo auf? Jch habe
Jhnen ſehr viele Dinge zu ſagen: uͤber dieſelbe
mit Jhnen zu berathſchlagen. Sie ſollen mich in
allen Stuͤcken leiten. Jch will Jhnen auf den
geringſten Wink gehorchen. Aber wo Sie mich
verlaſſen ‒ ‒ ‒ was iſt dann die Welt, oder alles
in derſelben fuͤr
Jhre
Anna Howe.
Die Wirkung, welche dieſer Brief uͤber die
Fraͤulein hatte, die dem Ende, das die red-
liche Verfaſſerinn deſſelben ſo ſehr befuͤrchtet und
bejammert, ſo nahe iſt, noͤthigte die Fr. Lovick bey
Vorleſung deſſelben oft abzubrechen und die
Stimme zu veraͤndern.
Dieß iſt eine Freundinn; ſprach die goͤttliche
Fraͤulein, indem ſie den Brief in ihre Hand nahm
und ihn kuͤſſete; dieß iſt eine Freundinn, die
werth iſt, daß man um ihretwillen zu leben wuͤn-
ſche ‒ ‒ O meine liebe Anna Howe! wie unver-
ruͤckt angenehm und edelmuͤthig iſt unſere Freund-
ſchaft geweſen! ‒ ‒ Allein wir werden dereinſt,
wie ich hoffe, und das muß unſer beyder Troſt
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/422>, abgerufen am 22.11.2024.
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