seyn, wieder zusammenkommen, um niemals ge- schieden zu werden! Alsdenn werden wir von den Schatten des Körpers entkleidet, lauter Licht und lauter Geist seyn - - Wie unverfälscht, wie voll- kommen wird alsdann unsere Freundschaft seyn! Unsere Liebe wird alsdenn einen und eben densel- ben aubetenswürdigen Gegenstand haben, und wir werden dessen und einander in alle Ewigkeit genießen!
Jhre werthe Freundinn, sagte sie, bäte so ernstlich um eine oder zwo Zeilen, daß sie gern schreiben wollte, wann sie nur könnte: und sie ver- suchte es; aber umsonst. Jedoch glaubte sie, daß sie im Stande seyn würde einige Zeilen in die Fe- der zu geben, und bat die Fr. Lovick, Feder und Papier zu nehmen. Das that dieselbe, und sie fing darauf an ihr die Worte zuzusagen. Jch wollte mich unterdessen wegbegeben: aber auf ihr Verlangen blieb ich.
Sie schweifte anfangs ein gutes Theil herum - - Sie erwähnte auch selbst, daß sie es thäte - - Und da sie ein wenig auf eine Spur kam, ent- schuldigte sie sich bey der Fr. Lovick, weil das Ge- schriebne ihr selbst nicht gefiel, daß sie sie ein und das andere mal von neuem anfangen ließe, und sagte, zum dritten male sollte es fortgehen, es möch- te seyn wie es wollte.
Den Theil, worinn sie Abschied nimmt, gab sie ohne Anstoß in die Feder. Als sie aber an den Segen und die Unterschrift kam: nahm sie die Feder, fiel auf ihre Kniee, von Fr. Lovick ge-
halten,
Siebenter Theil. D d
ſeyn, wieder zuſammenkommen, um niemals ge- ſchieden zu werden! Alsdenn werden wir von den Schatten des Koͤrpers entkleidet, lauter Licht und lauter Geiſt ſeyn ‒ ‒ Wie unverfaͤlſcht, wie voll- kommen wird alsdann unſere Freundſchaft ſeyn! Unſere Liebe wird alsdenn einen und eben denſel- ben aubetenswuͤrdigen Gegenſtand haben, und wir werden deſſen und einander in alle Ewigkeit genießen!
Jhre werthe Freundinn, ſagte ſie, baͤte ſo ernſtlich um eine oder zwo Zeilen, daß ſie gern ſchreiben wollte, wann ſie nur koͤnnte: und ſie ver- ſuchte es; aber umſonſt. Jedoch glaubte ſie, daß ſie im Stande ſeyn wuͤrde einige Zeilen in die Fe- der zu geben, und bat die Fr. Lovick, Feder und Papier zu nehmen. Das that dieſelbe, und ſie fing darauf an ihr die Worte zuzuſagen. Jch wollte mich unterdeſſen wegbegeben: aber auf ihr Verlangen blieb ich.
Sie ſchweifte anfangs ein gutes Theil herum ‒ ‒ Sie erwaͤhnte auch ſelbſt, daß ſie es thaͤte ‒ ‒ Und da ſie ein wenig auf eine Spur kam, ent- ſchuldigte ſie ſich bey der Fr. Lovick, weil das Ge- ſchriebne ihr ſelbſt nicht gefiel, daß ſie ſie ein und das andere mal von neuem anfangen ließe, und ſagte, zum dritten male ſollte es fortgehen, es moͤch- te ſeyn wie es wollte.
Den Theil, worinn ſie Abſchied nimmt, gab ſie ohne Anſtoß in die Feder. Als ſie aber an den Segen und die Unterſchrift kam: nahm ſie die Feder, fiel auf ihre Kniee, von Fr. Lovick ge-
halten,
Siebenter Theil. D d
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ſeyn, wieder zuſammenkommen, um niemals ge-
ſchieden zu werden! Alsdenn werden wir von den
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lauter Geiſt ſeyn ‒ ‒ Wie unverfaͤlſcht, wie voll-
kommen wird alsdann unſere Freundſchaft ſeyn!
Unſere Liebe wird alsdenn einen und eben denſel-
ben aubetenswuͤrdigen Gegenſtand haben, und
wir werden deſſen und einander in alle Ewigkeit
genießen!
Jhre werthe Freundinn, ſagte ſie, baͤte ſo
ernſtlich um eine oder zwo Zeilen, daß ſie gern
ſchreiben wollte, wann ſie nur koͤnnte: und ſie ver-
ſuchte es; aber umſonſt. Jedoch glaubte ſie, daß
ſie im Stande ſeyn wuͤrde einige Zeilen in die Fe-
der zu geben, und bat die Fr. Lovick, Feder und
Papier zu nehmen. Das that dieſelbe, und ſie
fing darauf an ihr die Worte zuzuſagen. Jch
wollte mich unterdeſſen wegbegeben: aber auf ihr
Verlangen blieb ich.
Sie ſchweifte anfangs ein gutes Theil herum
‒ ‒ Sie erwaͤhnte auch ſelbſt, daß ſie es thaͤte
‒ ‒ Und da ſie ein wenig auf eine Spur kam, ent-
ſchuldigte ſie ſich bey der Fr. Lovick, weil das Ge-
ſchriebne ihr ſelbſt nicht gefiel, daß ſie ſie ein und
das andere mal von neuem anfangen ließe, und
ſagte, zum dritten male ſollte es fortgehen, es moͤch-
te ſeyn wie es wollte.
Den Theil, worinn ſie Abſchied nimmt, gab
ſie ohne Anſtoß in die Feder. Als ſie aber an
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/423>, abgerufen am 22.11.2024.
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