nen sie, mein Herr, mich an irgend etwas erinnern, das zu thun oder zu sagen nöthig seyn sollte, damit ihnen ihr Amt erleichtert werde?
Wenn ihr Hr. Vetter, Morden, kommen soll- te, gnädige Fräulein: so würden sie ihn vermuth- lich gern sehen?
Jch bin zu schwach, daß ich meinen Vetter nun zu sehen wünschen sollte. Es würde mich nur in Unordnung bringen und ihn selbst auch. Jedoch, wo er kommt, wenn ich noch sehen kann: so will ich ihn sehen; wenn es auch nur geschehen sollte, ihm für seine vorige Gewogenheit und gegenwär- tige gute Gesinnungen gegen mich Dank zu sagen. Jst jemand von ihm hier gewesen?
Er hat anfragen lassen, gnädige Fräulein, und will in einer halben Stunde hier seyn: er be- sorgte aber, er möchte ihnen zu unvermuthet kom- men, und sie dadurch in Bewegung setzen.
Jtzo kann mich nichts mehr in Bewegung setzen: ausgenommen, wenn meine Mutter mir die Gewogenheit erzeigen möchte, mir ihren letzten Segen in Person zu ertheilen. Das würde mir auch noch itzo willkommen seyn und eine an- genehme Bewegung erregen. Allein ist mein Vet- ter eignes Gewerbes nach London gekommen, um mich zu sehen?
Ja, gnädige Fräulein. Jch habe mir die Freyheit genommen, ihm verwichenen Montag durch eine Zeile zu melden, wie schlecht es mit ih- nen stünde.
Sie
nen ſie, mein Herr, mich an irgend etwas erinnern, das zu thun oder zu ſagen noͤthig ſeyn ſollte, damit ihnen ihr Amt erleichtert werde?
Wenn ihr Hr. Vetter, Morden, kommen ſoll- te, gnaͤdige Fraͤulein: ſo wuͤrden ſie ihn vermuth- lich gern ſehen?
Jch bin zu ſchwach, daß ich meinen Vetter nun zu ſehen wuͤnſchen ſollte. Es wuͤrde mich nur in Unordnung bringen und ihn ſelbſt auch. Jedoch, wo er kommt, wenn ich noch ſehen kann: ſo will ich ihn ſehen; wenn es auch nur geſchehen ſollte, ihm fuͤr ſeine vorige Gewogenheit und gegenwaͤr- tige gute Geſinnungen gegen mich Dank zu ſagen. Jſt jemand von ihm hier geweſen?
Er hat anfragen laſſen, gnaͤdige Fraͤulein, und will in einer halben Stunde hier ſeyn: er be- ſorgte aber, er moͤchte ihnen zu unvermuthet kom- men, und ſie dadurch in Bewegung ſetzen.
Jtzo kann mich nichts mehr in Bewegung ſetzen: ausgenommen, wenn meine Mutter mir die Gewogenheit erzeigen moͤchte, mir ihren letzten Segen in Perſon zu ertheilen. Das wuͤrde mir auch noch itzo willkommen ſeyn und eine an- genehme Bewegung erregen. Allein iſt mein Vet- ter eignes Gewerbes nach London gekommen, um mich zu ſehen?
Ja, gnaͤdige Fraͤulein. Jch habe mir die Freyheit genommen, ihm verwichenen Montag durch eine Zeile zu melden, wie ſchlecht es mit ih- nen ſtuͤnde.
Sie
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nen ſie, mein Herr, mich an irgend etwas erinnern,
das zu thun oder zu ſagen noͤthig ſeyn ſollte, damit
ihnen ihr Amt erleichtert werde?
Wenn ihr Hr. Vetter, Morden, kommen ſoll-
te, gnaͤdige Fraͤulein: ſo wuͤrden ſie ihn vermuth-
lich gern ſehen?
Jch bin zu ſchwach, daß ich meinen Vetter
nun zu ſehen wuͤnſchen ſollte. Es wuͤrde mich
nur in Unordnung bringen und ihn ſelbſt auch.
Jedoch, wo er kommt, wenn ich noch ſehen kann: ſo
will ich ihn ſehen; wenn es auch nur geſchehen ſollte,
ihm fuͤr ſeine vorige Gewogenheit und gegenwaͤr-
tige gute Geſinnungen gegen mich Dank zu ſagen.
Jſt jemand von ihm hier geweſen?
Er hat anfragen laſſen, gnaͤdige Fraͤulein,
und will in einer halben Stunde hier ſeyn: er be-
ſorgte aber, er moͤchte ihnen zu unvermuthet kom-
men, und ſie dadurch in Bewegung ſetzen.
Jtzo kann mich nichts mehr in Bewegung
ſetzen: ausgenommen, wenn meine Mutter mir
die Gewogenheit erzeigen moͤchte, mir ihren letzten
Segen in Perſon zu ertheilen. Das wuͤrde
mir auch noch itzo willkommen ſeyn und eine an-
genehme Bewegung erregen. Allein iſt mein Vet-
ter eignes Gewerbes nach London gekommen, um
mich zu ſehen?
Ja, gnaͤdige Fraͤulein. Jch habe mir die
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/436>, abgerufen am 22.11.2024.
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