Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite



nen sie, mein Herr, mich an irgend etwas erinnern,
das zu thun oder zu sagen nöthig seyn sollte, damit
ihnen ihr Amt erleichtert werde?

Wenn ihr Hr. Vetter, Morden, kommen soll-
te, gnädige Fräulein: so würden sie ihn vermuth-
lich gern sehen?

Jch bin zu schwach, daß ich meinen Vetter
nun zu sehen wünschen sollte. Es würde mich
nur in Unordnung bringen und ihn selbst auch.
Jedoch, wo er kommt, wenn ich noch sehen kann: so
will ich ihn sehen; wenn es auch nur geschehen sollte,
ihm für seine vorige Gewogenheit und gegenwär-
tige gute Gesinnungen gegen mich Dank zu sagen.
Jst jemand von ihm hier gewesen?

Er hat anfragen lassen, gnädige Fräulein,
und will in einer halben Stunde hier seyn: er be-
sorgte aber, er möchte ihnen zu unvermuthet kom-
men, und sie dadurch in Bewegung setzen.

Jtzo kann mich nichts mehr in Bewegung
setzen: ausgenommen, wenn meine Mutter mir
die Gewogenheit erzeigen möchte, mir ihren letzten
Segen in Person zu ertheilen. Das würde
mir auch noch itzo willkommen seyn und eine an-
genehme Bewegung erregen. Allein ist mein Vet-
ter eignes Gewerbes nach London gekommen, um
mich zu sehen?

Ja, gnädige Fräulein. Jch habe mir die
Freyheit genommen, ihm verwichenen Montag
durch eine Zeile zu melden, wie schlecht es mit ih-
nen stünde.

Sie



nen ſie, mein Herr, mich an irgend etwas erinnern,
das zu thun oder zu ſagen noͤthig ſeyn ſollte, damit
ihnen ihr Amt erleichtert werde?

Wenn ihr Hr. Vetter, Morden, kommen ſoll-
te, gnaͤdige Fraͤulein: ſo wuͤrden ſie ihn vermuth-
lich gern ſehen?

Jch bin zu ſchwach, daß ich meinen Vetter
nun zu ſehen wuͤnſchen ſollte. Es wuͤrde mich
nur in Unordnung bringen und ihn ſelbſt auch.
Jedoch, wo er kommt, wenn ich noch ſehen kann: ſo
will ich ihn ſehen; wenn es auch nur geſchehen ſollte,
ihm fuͤr ſeine vorige Gewogenheit und gegenwaͤr-
tige gute Geſinnungen gegen mich Dank zu ſagen.
Jſt jemand von ihm hier geweſen?

Er hat anfragen laſſen, gnaͤdige Fraͤulein,
und will in einer halben Stunde hier ſeyn: er be-
ſorgte aber, er moͤchte ihnen zu unvermuthet kom-
men, und ſie dadurch in Bewegung ſetzen.

Jtzo kann mich nichts mehr in Bewegung
ſetzen: ausgenommen, wenn meine Mutter mir
die Gewogenheit erzeigen moͤchte, mir ihren letzten
Segen in Perſon zu ertheilen. Das wuͤrde
mir auch noch itzo willkommen ſeyn und eine an-
genehme Bewegung erregen. Allein iſt mein Vet-
ter eignes Gewerbes nach London gekommen, um
mich zu ſehen?

Ja, gnaͤdige Fraͤulein. Jch habe mir die
Freyheit genommen, ihm verwichenen Montag
durch eine Zeile zu melden, wie ſchlecht es mit ih-
nen ſtuͤnde.

Sie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0436" n="430"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
nen &#x017F;ie, mein Herr, mich an irgend etwas erinnern,<lb/>
das zu thun oder zu &#x017F;agen no&#x0364;thig &#x017F;eyn &#x017F;ollte, damit<lb/>
ihnen ihr Amt erleichtert werde?</p><lb/>
            <p>Wenn ihr Hr. Vetter, Morden, kommen &#x017F;oll-<lb/>
te, gna&#x0364;dige Fra&#x0364;ulein: &#x017F;o wu&#x0364;rden &#x017F;ie ihn vermuth-<lb/>
lich gern &#x017F;ehen?</p><lb/>
            <p>Jch bin zu &#x017F;chwach, daß ich meinen Vetter<lb/>
nun zu &#x017F;ehen wu&#x0364;n&#x017F;chen &#x017F;ollte. Es wu&#x0364;rde mich<lb/>
nur in Unordnung bringen und ihn &#x017F;elb&#x017F;t auch.<lb/>
Jedoch, wo er kommt, wenn ich noch &#x017F;ehen <hi rendition="#fr">kann:</hi> &#x017F;o<lb/>
will ich ihn &#x017F;ehen; wenn es auch nur ge&#x017F;chehen &#x017F;ollte,<lb/>
ihm fu&#x0364;r &#x017F;eine vorige Gewogenheit und gegenwa&#x0364;r-<lb/>
tige gute Ge&#x017F;innungen gegen mich Dank zu &#x017F;agen.<lb/>
J&#x017F;t jemand von ihm hier gewe&#x017F;en?</p><lb/>
            <p>Er hat anfragen la&#x017F;&#x017F;en, gna&#x0364;dige Fra&#x0364;ulein,<lb/>
und will in einer halben Stunde hier &#x017F;eyn: er be-<lb/>
&#x017F;orgte aber, er mo&#x0364;chte ihnen zu unvermuthet kom-<lb/>
men, und &#x017F;ie dadurch in Bewegung &#x017F;etzen.</p><lb/>
            <p>Jtzo kann mich nichts mehr in Bewegung<lb/>
&#x017F;etzen: ausgenommen, wenn meine Mutter mir<lb/>
die Gewogenheit erzeigen mo&#x0364;chte, mir ihren letzten<lb/>
Segen in Per&#x017F;on zu ertheilen. Das wu&#x0364;rde<lb/>
mir auch noch itzo willkommen &#x017F;eyn und eine an-<lb/>
genehme Bewegung erregen. Allein i&#x017F;t mein Vet-<lb/>
ter eignes Gewerbes nach London gekommen, um<lb/>
mich zu &#x017F;ehen?</p><lb/>
            <p>Ja, gna&#x0364;dige Fra&#x0364;ulein. Jch habe mir die<lb/>
Freyheit genommen, ihm verwichenen Montag<lb/>
durch eine Zeile zu melden, wie &#x017F;chlecht es mit ih-<lb/>
nen &#x017F;tu&#x0364;nde.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Sie</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[430/0436] nen ſie, mein Herr, mich an irgend etwas erinnern, das zu thun oder zu ſagen noͤthig ſeyn ſollte, damit ihnen ihr Amt erleichtert werde? Wenn ihr Hr. Vetter, Morden, kommen ſoll- te, gnaͤdige Fraͤulein: ſo wuͤrden ſie ihn vermuth- lich gern ſehen? Jch bin zu ſchwach, daß ich meinen Vetter nun zu ſehen wuͤnſchen ſollte. Es wuͤrde mich nur in Unordnung bringen und ihn ſelbſt auch. Jedoch, wo er kommt, wenn ich noch ſehen kann: ſo will ich ihn ſehen; wenn es auch nur geſchehen ſollte, ihm fuͤr ſeine vorige Gewogenheit und gegenwaͤr- tige gute Geſinnungen gegen mich Dank zu ſagen. Jſt jemand von ihm hier geweſen? Er hat anfragen laſſen, gnaͤdige Fraͤulein, und will in einer halben Stunde hier ſeyn: er be- ſorgte aber, er moͤchte ihnen zu unvermuthet kom- men, und ſie dadurch in Bewegung ſetzen. Jtzo kann mich nichts mehr in Bewegung ſetzen: ausgenommen, wenn meine Mutter mir die Gewogenheit erzeigen moͤchte, mir ihren letzten Segen in Perſon zu ertheilen. Das wuͤrde mir auch noch itzo willkommen ſeyn und eine an- genehme Bewegung erregen. Allein iſt mein Vet- ter eignes Gewerbes nach London gekommen, um mich zu ſehen? Ja, gnaͤdige Fraͤulein. Jch habe mir die Freyheit genommen, ihm verwichenen Montag durch eine Zeile zu melden, wie ſchlecht es mit ih- nen ſtuͤnde. Sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/436
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/436>, abgerufen am 22.11.2024.