zwo Zeilen habe, euch zu beruhigen, daß ihr ihn erschießen werdet; denn er fürchte, ihr seyd schwer- lich bey euch selbst. Jch schicke daher gegenwär- tiges ab, und will so bald, als ich kann, ein ande- res mit genauen Nachrichten bereit halten. Allein ihr müßt ein wenig Gedult haben. Denn wie kann ich alle halbe Stunde weggehen, zu schrei- ben, wenn ich bey der Fräulein oder bey dem Obri- sten bin?
Jn Smithens Hause, um achte, frühe.
Die Fräulein liegt in einem Schlummer. Fr. Lovick, die bey ihr aufgesessen, sagt, daß sie eine bessere Nacht gehabt, als man vermuthete: denn ob sie gleich wenig geschlafen, so sey sie doch geruhig geschienen; und zwar desto geruhiger, weil sie in einer so gottseligen Gemüthsfassung ge- wesen; indem alle ihre Augenblicke, die sie gewa- chet, in Andacht, oder in einem Stillschweigen mit brünstigen Seufzern, wobey sie oft ihre Hän- de und Augen aufgehoben, und mit einer Jn- brunst, die sich für diese letzte Stunde vollkommen schickt, die Lippen beweget, zugebracht worden.
Um zehn.
Weil der Obrist Verlangen trug, seine Base, so bald als sie erwachte, zu sehen: so wur- den wir beyde vorgelassen. Wir bemerkten, so bald wir hineintraten, heftige Zufälle ihrer her- annahenden Auflösung an ihr: ungeachtet dessen, womit uns die Frauensleute, wegen ihrer geruhi-
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zwo Zeilen habe, euch zu beruhigen, daß ihr ihn erſchießen werdet; denn er fuͤrchte, ihr ſeyd ſchwer- lich bey euch ſelbſt. Jch ſchicke daher gegenwaͤr- tiges ab, und will ſo bald, als ich kann, ein ande- res mit genauen Nachrichten bereit halten. Allein ihr muͤßt ein wenig Gedult haben. Denn wie kann ich alle halbe Stunde weggehen, zu ſchrei- ben, wenn ich bey der Fraͤulein oder bey dem Obri- ſten bin?
Jn Smithens Hauſe, um achte, fruͤhe.
Die Fraͤulein liegt in einem Schlummer. Fr. Lovick, die bey ihr aufgeſeſſen, ſagt, daß ſie eine beſſere Nacht gehabt, als man vermuthete: denn ob ſie gleich wenig geſchlafen, ſo ſey ſie doch geruhig geſchienen; und zwar deſto geruhiger, weil ſie in einer ſo gottſeligen Gemuͤthsfaſſung ge- weſen; indem alle ihre Augenblicke, die ſie gewa- chet, in Andacht, oder in einem Stillſchweigen mit bruͤnſtigen Seufzern, wobey ſie oft ihre Haͤn- de und Augen aufgehoben, und mit einer Jn- brunſt, die ſich fuͤr dieſe letzte Stunde vollkommen ſchickt, die Lippen beweget, zugebracht worden.
Um zehn.
Weil der Obriſt Verlangen trug, ſeine Baſe, ſo bald als ſie erwachte, zu ſehen: ſo wur- den wir beyde vorgelaſſen. Wir bemerkten, ſo bald wir hineintraten, heftige Zufaͤlle ihrer her- annahenden Aufloͤſung an ihr: ungeachtet deſſen, womit uns die Frauensleute, wegen ihrer geruhi-
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zwo Zeilen habe, euch zu beruhigen, daß ihr ihn
erſchießen werdet; denn er fuͤrchte, ihr ſeyd ſchwer-
lich bey euch ſelbſt. Jch ſchicke daher gegenwaͤr-
tiges ab, und will ſo bald, als ich kann, ein ande-
res mit genauen Nachrichten bereit halten. Allein
ihr muͤßt ein wenig Gedult haben. Denn wie
kann ich alle halbe Stunde weggehen, zu ſchrei-
ben, wenn ich bey der Fraͤulein oder bey dem Obri-
ſten bin?
Jn Smithens Hauſe, um achte, fruͤhe.
Die Fraͤulein liegt in einem Schlummer. Fr.
Lovick, die bey ihr aufgeſeſſen, ſagt, daß ſie
eine beſſere Nacht gehabt, als man vermuthete:
denn ob ſie gleich wenig geſchlafen, ſo ſey ſie doch
geruhig geſchienen; und zwar deſto geruhiger,
weil ſie in einer ſo gottſeligen Gemuͤthsfaſſung ge-
weſen; indem alle ihre Augenblicke, die ſie gewa-
chet, in Andacht, oder in einem Stillſchweigen
mit bruͤnſtigen Seufzern, wobey ſie oft ihre Haͤn-
de und Augen aufgehoben, und mit einer Jn-
brunſt, die ſich fuͤr dieſe letzte Stunde vollkommen
ſchickt, die Lippen beweget, zugebracht worden.
Um zehn.
Weil der Obriſt Verlangen trug, ſeine Baſe,
ſo bald als ſie erwachte, zu ſehen: ſo wur-
den wir beyde vorgelaſſen. Wir bemerkten, ſo
bald wir hineintraten, heftige Zufaͤlle ihrer her-
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womit uns die Frauensleute, wegen ihrer geruhi-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/445>, abgerufen am 22.11.2024.
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