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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

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händlerinn, zu strafen, ersparen werden. Wo ihr
aber das begegnet, was ihr wahrscheinlicher Wei-
se begegnen wird: wirst du denn nicht vor demje-
nigen erzittern, was dem Anführer widerfahren
mag?

Jch will dich nicht länger ungewiß lassen.
Gestern Abends, wie es scheint, berauschte sich das
schändliche Weib auf des Obristen Salters Ko-
sten so herzlich in ihrem lieben Gteränke, Arrack
Puntch, daß sie einen Fehltritt that, ein Paar
Treppen herunter fiel und ihr Bein zerbrach.
Nun liegt sie, nach einer schrecklichen Nacht, mit
Schäumen, Rasen und Brüllen in einem hitzigen
Fieber, das keines andern Feuers bedarf, sie durch
seinen Brand in ein empfindlichers und dauerhaf-
teres Gefühl zu setzen, als irgend deine Rache ihr
zu leiden auflegen könnte.

Das nichtswürdige Weib hat mich bitten
lassen, zu ihr zu kommen: und damit ich es nicht
abschlagen möchte, wenn sie mir einen gemeinen
Bothen schickte, ihre schändliche Gehülfinn Sa-
rah Martin zu mir gesandt. Da mich nun diese
nicht zu Soho fand, kam sie hierher, weil sie auch
noch das Gewerbe hatte, von der göttlichen Fräu-
lein Verzeihung wegen der Bosheit des alten Un-
thiers auszuwirken.

Dieser eingefleischte Teufel, Sarah, war wohl
in ihrem Leben nicht so erschrocken, als, da ich ihr
sagte, daß die Fräulein todt wäre.

Sie zog ihr Salz heraus, sich der Ohnmacht
zu erwehren: und nachdem sie ein wenig wieder

zu



haͤndlerinn, zu ſtrafen, erſparen werden. Wo ihr
aber das begegnet, was ihr wahrſcheinlicher Wei-
ſe begegnen wird: wirſt du denn nicht vor demje-
nigen erzittern, was dem Anfuͤhrer widerfahren
mag?

Jch will dich nicht laͤnger ungewiß laſſen.
Geſtern Abends, wie es ſcheint, berauſchte ſich das
ſchaͤndliche Weib auf des Obriſten Salters Ko-
ſten ſo herzlich in ihrem lieben Gteraͤnke, Arrack
Puntch, daß ſie einen Fehltritt that, ein Paar
Treppen herunter fiel und ihr Bein zerbrach.
Nun liegt ſie, nach einer ſchrecklichen Nacht, mit
Schaͤumen, Raſen und Bruͤllen in einem hitzigen
Fieber, das keines andern Feuers bedarf, ſie durch
ſeinen Brand in ein empfindlichers und dauerhaf-
teres Gefuͤhl zu ſetzen, als irgend deine Rache ihr
zu leiden auflegen koͤnnte.

Das nichtswuͤrdige Weib hat mich bitten
laſſen, zu ihr zu kommen: und damit ich es nicht
abſchlagen moͤchte, wenn ſie mir einen gemeinen
Bothen ſchickte, ihre ſchaͤndliche Gehuͤlfinn Sa-
rah Martin zu mir geſandt. Da mich nun dieſe
nicht zu Soho fand, kam ſie hierher, weil ſie auch
noch das Gewerbe hatte, von der goͤttlichen Fraͤu-
lein Verzeihung wegen der Bosheit des alten Un-
thiers auszuwirken.

Dieſer eingefleiſchte Teufel, Sarah, war wohl
in ihrem Leben nicht ſo erſchrocken, als, da ich ihr
ſagte, daß die Fraͤulein todt waͤre.

Sie zog ihr Salz heraus, ſich der Ohnmacht
zu erwehren: und nachdem ſie ein wenig wieder

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[511/0517] haͤndlerinn, zu ſtrafen, erſparen werden. Wo ihr aber das begegnet, was ihr wahrſcheinlicher Wei- ſe begegnen wird: wirſt du denn nicht vor demje- nigen erzittern, was dem Anfuͤhrer widerfahren mag? Jch will dich nicht laͤnger ungewiß laſſen. Geſtern Abends, wie es ſcheint, berauſchte ſich das ſchaͤndliche Weib auf des Obriſten Salters Ko- ſten ſo herzlich in ihrem lieben Gteraͤnke, Arrack Puntch, daß ſie einen Fehltritt that, ein Paar Treppen herunter fiel und ihr Bein zerbrach. Nun liegt ſie, nach einer ſchrecklichen Nacht, mit Schaͤumen, Raſen und Bruͤllen in einem hitzigen Fieber, das keines andern Feuers bedarf, ſie durch ſeinen Brand in ein empfindlichers und dauerhaf- teres Gefuͤhl zu ſetzen, als irgend deine Rache ihr zu leiden auflegen koͤnnte. Das nichtswuͤrdige Weib hat mich bitten laſſen, zu ihr zu kommen: und damit ich es nicht abſchlagen moͤchte, wenn ſie mir einen gemeinen Bothen ſchickte, ihre ſchaͤndliche Gehuͤlfinn Sa- rah Martin zu mir geſandt. Da mich nun dieſe nicht zu Soho fand, kam ſie hierher, weil ſie auch noch das Gewerbe hatte, von der goͤttlichen Fraͤu- lein Verzeihung wegen der Bosheit des alten Un- thiers auszuwirken. Dieſer eingefleiſchte Teufel, Sarah, war wohl in ihrem Leben nicht ſo erſchrocken, als, da ich ihr ſagte, daß die Fraͤulein todt waͤre. Sie zog ihr Salz heraus, ſich der Ohnmacht zu erwehren: und nachdem ſie ein wenig wieder zu

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 511. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/517>, abgerufen am 22.11.2024.