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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

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welche ich bey meiner Beerdigung gehalten
wünschte, wofern es erlaubt werden sollte, daß
ich bey meinen Voreltern begraben werde, bis
auf das Ende derselben verschoben. Jch glau-
be, die folgende Stelle wird sich auf meine
Umstände schicken. Die Veränderung einiger
Worte, die das Geschlecht der Person ausdrü-
cken, hoffe ich, wird zu erlauben seyn.

"Laß diejenige, die betrogen ist, nicht auf
"Eitelkeit bauen: denn Eitelkeit wird
"ihr Lohn seyn. Sie wird vor ihrer
"Zeit hingerissen werden: und ihr Zweig
"wird nicht grün seyn. Sie wird ihre
"unreife Trauben abschütteln, wie der
"Weinstock, und ihre Blume abwerfen,
"wie der Oelbaum, der vom Mehlthau
"verderbet ist
(*).

Wenn ich aber in der Stadt begraben werden
muß; so mag bloß das gewöhnliche Begräb-
nißformular über meine Leiche gelesen werden.

Wo es vergönnt wird, daß man meinen Leichnam
hinunterbringe: so vermache ich zehen Pfund,
welche, nach Verordnung der Kirchenvorste-
her, den Armen des Kirchspiels, binnen vier-
zehn Tagen nach meiner Beerdigung ausge-
theilt werden sollen.

Wofern endlich in diesem meinen Testament et-
was Nothwendiges ausgelassen seyn; oder wo-

fern
(*) Hiob XV, 31. 32. 33. nach der englischen Ueber-
setzung.



welche ich bey meiner Beerdigung gehalten
wuͤnſchte, wofern es erlaubt werden ſollte, daß
ich bey meinen Voreltern begraben werde, bis
auf das Ende derſelben verſchoben. Jch glau-
be, die folgende Stelle wird ſich auf meine
Umſtaͤnde ſchicken. Die Veraͤnderung einiger
Worte, die das Geſchlecht der Perſon ausdruͤ-
cken, hoffe ich, wird zu erlauben ſeyn.

„Laß diejenige, die betrogen iſt, nicht auf
„Eitelkeit bauen: denn Eitelkeit wird
ihr Lohn ſeyn. Sie wird vor ihrer
„Zeit hingeriſſen werden: und ihr Zweig
„wird nicht gruͤn ſeyn. Sie wird ihre
„unreife Trauben abſchuͤtteln, wie der
„Weinſtock, und ihre Blume abwerfen,
„wie der Oelbaum, der vom Mehlthau
„verderbet iſt
(*).

Wenn ich aber in der Stadt begraben werden
muß; ſo mag bloß das gewoͤhnliche Begraͤb-
nißformular uͤber meine Leiche geleſen werden.

Wo es vergoͤnnt wird, daß man meinen Leichnam
hinunterbringe: ſo vermache ich zehen Pfund,
welche, nach Verordnung der Kirchenvorſte-
her, den Armen des Kirchſpiels, binnen vier-
zehn Tagen nach meiner Beerdigung ausge-
theilt werden ſollen.

Wofern endlich in dieſem meinen Teſtament et-
was Nothwendiges ausgelaſſen ſeyn; oder wo-

fern
(*) Hiob XV, 31. 32. 33. nach der engliſchen Ueber-
ſetzung.
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[652/0658] welche ich bey meiner Beerdigung gehalten wuͤnſchte, wofern es erlaubt werden ſollte, daß ich bey meinen Voreltern begraben werde, bis auf das Ende derſelben verſchoben. Jch glau- be, die folgende Stelle wird ſich auf meine Umſtaͤnde ſchicken. Die Veraͤnderung einiger Worte, die das Geſchlecht der Perſon ausdruͤ- cken, hoffe ich, wird zu erlauben ſeyn. „Laß diejenige, die betrogen iſt, nicht auf „Eitelkeit bauen: denn Eitelkeit wird „ihr Lohn ſeyn. Sie wird vor ihrer „Zeit hingeriſſen werden: und ihr Zweig „wird nicht gruͤn ſeyn. Sie wird ihre „unreife Trauben abſchuͤtteln, wie der „Weinſtock, und ihre Blume abwerfen, „wie der Oelbaum, der vom Mehlthau „verderbet iſt (*). Wenn ich aber in der Stadt begraben werden muß; ſo mag bloß das gewoͤhnliche Begraͤb- nißformular uͤber meine Leiche geleſen werden. Wo es vergoͤnnt wird, daß man meinen Leichnam hinunterbringe: ſo vermache ich zehen Pfund, welche, nach Verordnung der Kirchenvorſte- her, den Armen des Kirchſpiels, binnen vier- zehn Tagen nach meiner Beerdigung ausge- theilt werden ſollen. Wofern endlich in dieſem meinen Teſtament et- was Nothwendiges ausgelaſſen ſeyn; oder wo- fern (*) Hiob XV, 31. 32. 33. nach der engliſchen Ueber- ſetzung.

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 652. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/658>, abgerufen am 22.11.2024.