gen, wenn ich überlege, daß ich selbst dadurch ge- bessert seyn werde, daß ich sie glücklich mache.
So oft ich in Gefahr bin, will ich einige von den Papieren der unvergleichlichen Fräulein lesen: so oft ich meine vorige Lebensart verabscheuen will, will ich einige von deinen Briefen und Ab- schriften von meinen eignen lesen.
Die Folge von dem allen wird seyn, daß ich das Vergnügen meiner eignen Verwandten bey- derley Geschlechts seyn werde, die mich als einen verlohrnen Menschen anzusehen gewohnt gewesen. Jch werde gute Ordnung in meinem Hause ha- ben, weil ich selbst mit einem guten Exempel vor- gehen werde. Jch werde besucht und geachtet werden: vielleicht nicht von Lovelacen, von Mow- brayen und von Tourvillen, weil diese mich nicht auf dem alten Fuß sehen können, und auf dem neuen vielleicht nicht sehen wollen; aber von den besten und würdigsten Personen, so wohl geistli- chen, als weltlichen Standes, in der Ründe um mich herum. Jch werde auf meine vorige Thor- heiten, mit Verachtung: auf meine alten Genos- sen, mit Mitleiden, zurückschauen. Eidschwüre und Flüche sollen auf ewig von meinem Munde verbannet seyn: an deren Stelle soll sich ein Um- gang finden, der einem vernünftigen Wesen und einem Cavallier anständig ist. Und statt der Be- leidigungswerke, die mich beständig Vertheidi- gungswerken aussetzen, will ich mich bestreben, alles Böse, was ich gethan habe, dadurch wieder gut zu machen, daß ich alles Gute thue, was in
meiner
gen, wenn ich uͤberlege, daß ich ſelbſt dadurch ge- beſſert ſeyn werde, daß ich ſie gluͤcklich mache.
So oft ich in Gefahr bin, will ich einige von den Papieren der unvergleichlichen Fraͤulein leſen: ſo oft ich meine vorige Lebensart verabſcheuen will, will ich einige von deinen Briefen und Ab- ſchriften von meinen eignen leſen.
Die Folge von dem allen wird ſeyn, daß ich das Vergnuͤgen meiner eignen Verwandten bey- derley Geſchlechts ſeyn werde, die mich als einen verlohrnen Menſchen anzuſehen gewohnt geweſen. Jch werde gute Ordnung in meinem Hauſe ha- ben, weil ich ſelbſt mit einem guten Exempel vor- gehen werde. Jch werde beſucht und geachtet werden: vielleicht nicht von Lovelacen, von Mow- brayen und von Tourvillen, weil dieſe mich nicht auf dem alten Fuß ſehen koͤnnen, und auf dem neuen vielleicht nicht ſehen wollen; aber von den beſten und wuͤrdigſten Perſonen, ſo wohl geiſtli- chen, als weltlichen Standes, in der Ruͤnde um mich herum. Jch werde auf meine vorige Thor- heiten, mit Verachtung: auf meine alten Genoſ- ſen, mit Mitleiden, zuruͤckſchauen. Eidſchwuͤre und Fluͤche ſollen auf ewig von meinem Munde verbannet ſeyn: an deren Stelle ſoll ſich ein Um- gang finden, der einem vernuͤnftigen Weſen und einem Cavallier anſtaͤndig iſt. Und ſtatt der Be- leidigungswerke, die mich beſtaͤndig Vertheidi- gungswerken ausſetzen, will ich mich beſtreben, alles Boͤſe, was ich gethan habe, dadurch wieder gut zu machen, daß ich alles Gute thue, was in
meiner
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gen, wenn ich uͤberlege, daß ich ſelbſt dadurch ge-
beſſert ſeyn werde, daß ich ſie gluͤcklich mache.
So oft ich in Gefahr bin, will ich einige von
den Papieren der unvergleichlichen Fraͤulein leſen:
ſo oft ich meine vorige Lebensart verabſcheuen
will, will ich einige von deinen Briefen und Ab-
ſchriften von meinen eignen leſen.
Die Folge von dem allen wird ſeyn, daß ich
das Vergnuͤgen meiner eignen Verwandten bey-
derley Geſchlechts ſeyn werde, die mich als einen
verlohrnen Menſchen anzuſehen gewohnt geweſen.
Jch werde gute Ordnung in meinem Hauſe ha-
ben, weil ich ſelbſt mit einem guten Exempel vor-
gehen werde. Jch werde beſucht und geachtet
werden: vielleicht nicht von Lovelacen, von Mow-
brayen und von Tourvillen, weil dieſe mich nicht
auf dem alten Fuß ſehen koͤnnen, und auf dem
neuen vielleicht nicht ſehen wollen; aber von den
beſten und wuͤrdigſten Perſonen, ſo wohl geiſtli-
chen, als weltlichen Standes, in der Ruͤnde um
mich herum. Jch werde auf meine vorige Thor-
heiten, mit Verachtung: auf meine alten Genoſ-
ſen, mit Mitleiden, zuruͤckſchauen. Eidſchwuͤre
und Fluͤche ſollen auf ewig von meinem Munde
verbannet ſeyn: an deren Stelle ſoll ſich ein Um-
gang finden, der einem vernuͤnftigen Weſen und
einem Cavallier anſtaͤndig iſt. Und ſtatt der Be-
leidigungswerke, die mich beſtaͤndig Vertheidi-
gungswerken ausſetzen, will ich mich beſtreben,
alles Boͤſe, was ich gethan habe, dadurch wieder
gut zu machen, daß ich alles Gute thue, was in
meiner
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 704. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/710>, abgerufen am 27.11.2024.
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