nicht sagen will, daß er sie aus seinem Munde ge- höret habe.
Jch habe mir sehr viele Mühe gegeben, den Obristen auszuforschen: so wohl euretwegen, als um sein selbst willen, und um desjenigen willen, was die vortreffliche Fräulein in diesem Stücke mir nicht weniger, als ihm, empfohlen hat. Er ist ausnehmend gerühret; darüber werdet ihr euch nicht wundern; und gesteht, daß er sich bey Gelegenheit mit solchen Worten, die von einem Unwillen zeugen, ausgedrückt habe. Einmal sagte er zu mir, daß, wenn der Fall mit seiner ge- liebten Base eine gemeine Verführung gewesen, und sie durch feine Ränke, wie Bischoff Burnet sagt, ins Garn gezogen wäre, indem ihre eigne Schwachheit und Leichtgläubigkeit etwas zu ih- rem Falle beygetragen hätte, er euch hätte verge- ben können. Allein er versicherte mich ausdrück- lich mit eben den Worten, daß er noch keine Ent- schließungen gefaßt, und sich auch gegen die Fa- milie auf keine solche Art herausgelassen hätte, daß er seine Base zu rächen dadurch verbunden seyn sollte. Jm Gegentheil hat er gestanden, daß die inständigsten Bitten seiner Base bisher alles Ge- wicht bey ihm gehabt hätten, das ich wünschen könnte.
Er reisete acht Tage nach euch weg. Da er Abschied von mir nahm: sagte er, seine Absicht wäre nach Florenz zu gehen; da wollte er seine Sachen in Ordnung bringen, alsdenn wieder
nach
G g g 5
nicht ſagen will, daß er ſie aus ſeinem Munde ge- hoͤret habe.
Jch habe mir ſehr viele Muͤhe gegeben, den Obriſten auszuforſchen: ſo wohl euretwegen, als um ſein ſelbſt willen, und um desjenigen willen, was die vortreffliche Fraͤulein in dieſem Stuͤcke mir nicht weniger, als ihm, empfohlen hat. Er iſt ausnehmend geruͤhret; daruͤber werdet ihr euch nicht wundern; und geſteht, daß er ſich bey Gelegenheit mit ſolchen Worten, die von einem Unwillen zeugen, ausgedruͤckt habe. Einmal ſagte er zu mir, daß, wenn der Fall mit ſeiner ge- liebten Baſe eine gemeine Verfuͤhrung geweſen, und ſie durch feine Raͤnke, wie Biſchoff Burnet ſagt, ins Garn gezogen waͤre, indem ihre eigne Schwachheit und Leichtglaͤubigkeit etwas zu ih- rem Falle beygetragen haͤtte, er euch haͤtte verge- ben koͤnnen. Allein er verſicherte mich ausdruͤck- lich mit eben den Worten, daß er noch keine Ent- ſchließungen gefaßt, und ſich auch gegen die Fa- milie auf keine ſolche Art herausgelaſſen haͤtte, daß er ſeine Baſe zu raͤchen dadurch verbunden ſeyn ſollte. Jm Gegentheil hat er geſtanden, daß die inſtaͤndigſten Bitten ſeiner Baſe bisher alles Ge- wicht bey ihm gehabt haͤtten, das ich wuͤnſchen koͤnnte.
Er reiſete acht Tage nach euch weg. Da er Abſchied von mir nahm: ſagte er, ſeine Abſicht waͤre nach Florenz zu gehen; da wollte er ſeine Sachen in Ordnung bringen, alsdenn wieder
nach
G g g 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0847"n="841"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
nicht ſagen will, daß er ſie aus ſeinem Munde ge-<lb/>
hoͤret habe.</p><lb/><p>Jch habe mir ſehr viele Muͤhe gegeben, den<lb/>
Obriſten auszuforſchen: ſo wohl euretwegen, als<lb/>
um ſein ſelbſt willen, und um desjenigen willen,<lb/>
was die vortreffliche Fraͤulein in dieſem Stuͤcke<lb/>
mir nicht weniger, als ihm, empfohlen hat. Er<lb/>
iſt ausnehmend geruͤhret; daruͤber werdet ihr<lb/>
euch nicht wundern; und geſteht, daß er ſich bey<lb/>
Gelegenheit mit ſolchen Worten, die von einem<lb/>
Unwillen zeugen, ausgedruͤckt habe. Einmal<lb/>ſagte er zu mir, daß, wenn der Fall mit ſeiner ge-<lb/>
liebten Baſe eine gemeine Verfuͤhrung geweſen,<lb/>
und ſie durch feine Raͤnke, wie Biſchoff Burnet<lb/>ſagt, ins Garn gezogen waͤre, indem ihre eigne<lb/>
Schwachheit und Leichtglaͤubigkeit etwas zu ih-<lb/>
rem Falle beygetragen haͤtte, er euch haͤtte verge-<lb/>
ben koͤnnen. Allein er verſicherte mich ausdruͤck-<lb/>
lich mit eben den Worten, daß er noch keine Ent-<lb/>ſchließungen gefaßt, und ſich auch gegen die Fa-<lb/>
milie auf keine ſolche Art herausgelaſſen haͤtte, daß<lb/>
er ſeine Baſe zu raͤchen dadurch verbunden ſeyn<lb/>ſollte. Jm Gegentheil hat er geſtanden, daß die<lb/>
inſtaͤndigſten Bitten ſeiner Baſe bisher alles Ge-<lb/>
wicht bey ihm gehabt haͤtten, das ich wuͤnſchen<lb/>
koͤnnte.</p><lb/><p>Er reiſete acht Tage nach euch weg. Da er<lb/>
Abſchied von mir nahm: ſagte er, ſeine Abſicht<lb/>
waͤre nach Florenz zu gehen; da wollte er ſeine<lb/>
Sachen in Ordnung bringen, alsdenn wieder<lb/><fwplace="bottom"type="sig">G g g 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">nach</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[841/0847]
nicht ſagen will, daß er ſie aus ſeinem Munde ge-
hoͤret habe.
Jch habe mir ſehr viele Muͤhe gegeben, den
Obriſten auszuforſchen: ſo wohl euretwegen, als
um ſein ſelbſt willen, und um desjenigen willen,
was die vortreffliche Fraͤulein in dieſem Stuͤcke
mir nicht weniger, als ihm, empfohlen hat. Er
iſt ausnehmend geruͤhret; daruͤber werdet ihr
euch nicht wundern; und geſteht, daß er ſich bey
Gelegenheit mit ſolchen Worten, die von einem
Unwillen zeugen, ausgedruͤckt habe. Einmal
ſagte er zu mir, daß, wenn der Fall mit ſeiner ge-
liebten Baſe eine gemeine Verfuͤhrung geweſen,
und ſie durch feine Raͤnke, wie Biſchoff Burnet
ſagt, ins Garn gezogen waͤre, indem ihre eigne
Schwachheit und Leichtglaͤubigkeit etwas zu ih-
rem Falle beygetragen haͤtte, er euch haͤtte verge-
ben koͤnnen. Allein er verſicherte mich ausdruͤck-
lich mit eben den Worten, daß er noch keine Ent-
ſchließungen gefaßt, und ſich auch gegen die Fa-
milie auf keine ſolche Art herausgelaſſen haͤtte, daß
er ſeine Baſe zu raͤchen dadurch verbunden ſeyn
ſollte. Jm Gegentheil hat er geſtanden, daß die
inſtaͤndigſten Bitten ſeiner Baſe bisher alles Ge-
wicht bey ihm gehabt haͤtten, das ich wuͤnſchen
koͤnnte.
Er reiſete acht Tage nach euch weg. Da er
Abſchied von mir nahm: ſagte er, ſeine Abſicht
waͤre nach Florenz zu gehen; da wollte er ſeine
Sachen in Ordnung bringen, alsdenn wieder
nach
G g g 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 841. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/847>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.