Leben nicht von euren Händen annehmen: das weiß ich sicher. Ueber dieß würde die Harlowei- sche Familie euch gerichtlich verfolgen. Jhr hasset sie: und sie würden durch seinen Tod gewinnen; über den eurigen sich freuen - - Und habt ihr nicht schon Unglück genug angerichtet?
Laßt mich daher, und durch mich alle eure Freunde das Vergnügen haben, zu hören, daß ihr entschlossen seyd, diesen Cavallier zu vermeiden. Die Zeit wird alles überwinden. Niemand zwei- felt an eurer Herzhaftigkeit. Man wird auch nicht erfahren, daß ihr euren gemachten Entwurf zur Reise durch jemandes Ueberredung bewogen geändert habt.
Der junge Harlowe schwatzt davon, daß er euch zu Rede setzen will. Dieß ist ein offenba- rer Beweis, daß Herr Morden den Streit für ih- re Familie nicht auf sich genommen habe.
Jch bin vor keinem als vor dem Obrist Mor- den in Furcht. Jch weiß, daß es kein Mittel seyn wird, euch zu gewinnen, damit ihr mir gefäl- lig seyn möget, wenn ich euch sage, daß ich wohl versichert bin, daß dieser Herr den Degen geschickt zu führen weiß, und eben so kaltsinnig und gelas- sen, als erfahren ist! Dennoch aber will ich hinzuse- tzen, daß, wenn ich mein Leben achtete, er der letz- te seyn sollte, euch selbst ausgenommen, mit wel- chem ich einen Streit haben möchte.
Jch bin sehr offenherzig und aufrichtig mit euch umgegangen, wie ihr verlanget habt. Jch habe keine Bemäntelung gesucht. Wo ihr den
Obrist
Leben nicht von euren Haͤnden annehmen: das weiß ich ſicher. Ueber dieß wuͤrde die Harlowei- ſche Familie euch gerichtlich verfolgen. Jhr haſſet ſie: und ſie wuͤrden durch ſeinen Tod gewinnen; uͤber den eurigen ſich freuen ‒ ‒ Und habt ihr nicht ſchon Ungluͤck genug angerichtet?
Laßt mich daher, und durch mich alle eure Freunde das Vergnuͤgen haben, zu hoͤren, daß ihr entſchloſſen ſeyd, dieſen Cavallier zu vermeiden. Die Zeit wird alles uͤberwinden. Niemand zwei- felt an eurer Herzhaftigkeit. Man wird auch nicht erfahren, daß ihr euren gemachten Entwurf zur Reiſe durch jemandes Ueberredung bewogen geaͤndert habt.
Der junge Harlowe ſchwatzt davon, daß er euch zu Rede ſetzen will. Dieß iſt ein offenba- rer Beweis, daß Herr Morden den Streit fuͤr ih- re Familie nicht auf ſich genommen habe.
Jch bin vor keinem als vor dem Obriſt Mor- den in Furcht. Jch weiß, daß es kein Mittel ſeyn wird, euch zu gewinnen, damit ihr mir gefaͤl- lig ſeyn moͤget, wenn ich euch ſage, daß ich wohl verſichert bin, daß dieſer Herr den Degen geſchickt zu fuͤhren weiß, und eben ſo kaltſinnig und gelaſ- ſen, als erfahren iſt! Dennoch aber will ich hinzuſe- tzen, daß, wenn ich mein Leben achtete, er der letz- te ſeyn ſollte, euch ſelbſt ausgenommen, mit wel- chem ich einen Streit haben moͤchte.
Jch bin ſehr offenherzig und aufrichtig mit euch umgegangen, wie ihr verlanget habt. Jch habe keine Bemaͤntelung geſucht. Wo ihr den
Obriſt
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Leben nicht von euren Haͤnden annehmen: das
weiß ich ſicher. Ueber dieß wuͤrde die Harlowei-
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ſie: und ſie wuͤrden durch ſeinen Tod gewinnen;
uͤber den eurigen ſich freuen ‒ ‒ Und habt ihr
nicht ſchon Ungluͤck genug angerichtet?
Laßt mich daher, und durch mich alle eure
Freunde das Vergnuͤgen haben, zu hoͤren, daß ihr
entſchloſſen ſeyd, dieſen Cavallier zu vermeiden.
Die Zeit wird alles uͤberwinden. Niemand zwei-
felt an eurer Herzhaftigkeit. Man wird auch
nicht erfahren, daß ihr euren gemachten Entwurf
zur Reiſe durch jemandes Ueberredung bewogen
geaͤndert habt.
Der junge Harlowe ſchwatzt davon, daß er
euch zu Rede ſetzen will. Dieß iſt ein offenba-
rer Beweis, daß Herr Morden den Streit fuͤr ih-
re Familie nicht auf ſich genommen habe.
Jch bin vor keinem als vor dem Obriſt Mor-
den in Furcht. Jch weiß, daß es kein Mittel
ſeyn wird, euch zu gewinnen, damit ihr mir gefaͤl-
lig ſeyn moͤget, wenn ich euch ſage, daß ich wohl
verſichert bin, daß dieſer Herr den Degen geſchickt
zu fuͤhren weiß, und eben ſo kaltſinnig und gelaſ-
ſen, als erfahren iſt! Dennoch aber will ich hinzuſe-
tzen, daß, wenn ich mein Leben achtete, er der letz-
te ſeyn ſollte, euch ſelbſt ausgenommen, mit wel-
chem ich einen Streit haben moͤchte.
Jch bin ſehr offenherzig und aufrichtig mit
euch umgegangen, wie ihr verlanget habt. Jch
habe keine Bemaͤntelung geſucht. Wo ihr den
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 843. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/849>, abgerufen am 22.11.2024.
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