litten, der schmerzlichste gewesen ist, neu war: so entschuldige ich Sie nicht allein desfalls; sondern lobe Sie deswegen. Wo Sie aber wirklich entschlossen sind, mit mir auf irgend eine andere Art zusammen zu kommen; welches gleichwohl, wie ich Jhnen gestehe, nicht dasjenige ist, was ich wünsche: so würde es sehr strafbar, und dem guten Namen, den ich so wohl bey Jhnen, als bey einem jeden andern Cavallier, zu behaupten ver- lange, sehr unanständig seyn, Jhnen eine Schwie- rigkeit dabey in den Weg zu legen.
Weil ich nicht gewiß weiß, wann dieser Brief Jhnen zu Händen kommen wird: so werde ich morgen nach Wien abreisen; woselbst ein jeder Brief, der an das Posthaus in dieser Stadt, oder an den Baron Windisgratz zur Favorita, an welchen ich Empfehlungsbriefe habe, zur weitern Abgabe gerichtet ist, an mich gelangen wird.
Mittlerweile, da ich sie für allzu edelmüthig halte, daß sie dasjenige, wozu ich mich eben itzo erkläret habe, übel ausdeuten sollten; und da ich weiß, wie viele Achtung die allerliebste Fräulein gegen Sie gehabt, und wie nahe Sie mit ihr ver- wandt sind: so will ich mir kein Bedenken ma- chen, Sie zu versichern, daß mir die angenehmste Antwort seyn werde, daß der Obrist Morden lie- ber auf einem freundschaftlichen, als auf einem andern Fuß, stehen wolle, mit
Seinem aufrichtigen Bewunderer und gehor- samsten Diener R. Lovelace.
Der
litten, der ſchmerzlichſte geweſen iſt, neu war: ſo entſchuldige ich Sie nicht allein desfalls; ſondern lobe Sie deswegen. Wo Sie aber wirklich entſchloſſen ſind, mit mir auf irgend eine andere Art zuſammen zu kommen; welches gleichwohl, wie ich Jhnen geſtehe, nicht dasjenige iſt, was ich wuͤnſche: ſo wuͤrde es ſehr ſtrafbar, und dem guten Namen, den ich ſo wohl bey Jhnen, als bey einem jeden andern Cavallier, zu behaupten ver- lange, ſehr unanſtaͤndig ſeyn, Jhnen eine Schwie- rigkeit dabey in den Weg zu legen.
Weil ich nicht gewiß weiß, wann dieſer Brief Jhnen zu Haͤnden kommen wird: ſo werde ich morgen nach Wien abreiſen; woſelbſt ein jeder Brief, der an das Poſthaus in dieſer Stadt, oder an den Baron Windisgratz zur Favorita, an welchen ich Empfehlungsbriefe habe, zur weitern Abgabe gerichtet iſt, an mich gelangen wird.
Mittlerweile, da ich ſie fuͤr allzu edelmuͤthig halte, daß ſie dasjenige, wozu ich mich eben itzo erklaͤret habe, uͤbel ausdeuten ſollten; und da ich weiß, wie viele Achtung die allerliebſte Fraͤulein gegen Sie gehabt, und wie nahe Sie mit ihr ver- wandt ſind: ſo will ich mir kein Bedenken ma- chen, Sie zu verſichern, daß mir die angenehmſte Antwort ſeyn werde, daß der Obriſt Morden lie- ber auf einem freundſchaftlichen, als auf einem andern Fuß, ſtehen wolle, mit
Seinem aufrichtigen Bewunderer und gehor- ſamſten Diener R. Lovelace.
Der
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litten, der ſchmerzlichſte geweſen iſt, neu war: ſo
entſchuldige ich Sie nicht allein desfalls; ſondern
lobe Sie deswegen. Wo Sie aber wirklich
entſchloſſen ſind, mit mir auf irgend eine andere
Art zuſammen zu kommen; welches gleichwohl,
wie ich Jhnen geſtehe, nicht dasjenige iſt, was
ich wuͤnſche: ſo wuͤrde es ſehr ſtrafbar, und dem
guten Namen, den ich ſo wohl bey Jhnen, als bey
einem jeden andern Cavallier, zu behaupten ver-
lange, ſehr unanſtaͤndig ſeyn, Jhnen eine Schwie-
rigkeit dabey in den Weg zu legen.
Weil ich nicht gewiß weiß, wann dieſer Brief
Jhnen zu Haͤnden kommen wird: ſo werde ich
morgen nach Wien abreiſen; woſelbſt ein jeder
Brief, der an das Poſthaus in dieſer Stadt,
oder an den Baron Windisgratz zur Favorita, an
welchen ich Empfehlungsbriefe habe, zur weitern
Abgabe gerichtet iſt, an mich gelangen wird.
Mittlerweile, da ich ſie fuͤr allzu edelmuͤthig
halte, daß ſie dasjenige, wozu ich mich eben itzo
erklaͤret habe, uͤbel ausdeuten ſollten; und da ich
weiß, wie viele Achtung die allerliebſte Fraͤulein
gegen Sie gehabt, und wie nahe Sie mit ihr ver-
wandt ſind: ſo will ich mir kein Bedenken ma-
chen, Sie zu verſichern, daß mir die angenehmſte
Antwort ſeyn werde, daß der Obriſt Morden lie-
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Seinem aufrichtigen Bewunderer und gehor-
ſamſten Diener
R. Lovelace.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 850. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/856>, abgerufen am 22.11.2024.
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