begünstigter Gegner ihm durch das Herz gerannt und darauf sich davon gemacht: und weil sie auf Leib und Leben zum Verhör gezogen war, kam sie nur mit genauer Noth davon.
Dieser Zufall nöthigte sie, die Haushaltung aufzugeben, und da sie mit ihrem übelgewonne- nen Verdienst nicht rathsam genug umgegangen waren, sondern an dem einen das verschwendet, was sie von dem andern gewonnen hatten; so wurden sie gezwungen, zu ihrer Unterhaltung in ein anderes dergleichen Haus, wie das ihrige ge- wesen war, als Unterhändlerinnen, zu treten. Jn diesem Dienst starb Sarah, bald hernach, an einem Fieber und Magenverderben, das sie sich durch eine Schwelgerey zugezogen hatte: und die andere, ohngefähr einen Monath hernach, an ei- ner heftigen Erkältung, die durch eine Nachläßig- keit in einer Salivation verursachet war. Zwo Personen, denen es nicht an natürlichem Verstan- de fehlte, und die eine gute Erziehung nach der heutigen Welt, wie man es nennt, gehabt hatten. Denn ihre Eltern hatten ein anständiges Leben geführt, und sich vormals bessere Hoffnung von ihnen gemacht. Allein sie hatten doch ein großes Theil von ihrer übeln Aufführung zu verantwor- ten: weil sie ihnen in den Modethorheiten und der Ueppigkeit eines Alters nachgesehen hatten, das sich denjenigen Zeitverkürzungen und Ergötz- lichkeiten ganz ergiebet, welche so geschickt sind, Leute von bloß mittelmäßigem Vermögen über alle nützliche Beschäfftigungen des Lebens
hinaus-
K k k 2
beguͤnſtigter Gegner ihm durch das Herz gerannt und darauf ſich davon gemacht: und weil ſie auf Leib und Leben zum Verhoͤr gezogen war, kam ſie nur mit genauer Noth davon.
Dieſer Zufall noͤthigte ſie, die Haushaltung aufzugeben, und da ſie mit ihrem uͤbelgewonne- nen Verdienſt nicht rathſam genug umgegangen waren, ſondern an dem einen das verſchwendet, was ſie von dem andern gewonnen hatten; ſo wurden ſie gezwungen, zu ihrer Unterhaltung in ein anderes dergleichen Haus, wie das ihrige ge- weſen war, als Unterhaͤndlerinnen, zu treten. Jn dieſem Dienſt ſtarb Sarah, bald hernach, an einem Fieber und Magenverderben, das ſie ſich durch eine Schwelgerey zugezogen hatte: und die andere, ohngefaͤhr einen Monath hernach, an ei- ner heftigen Erkaͤltung, die durch eine Nachlaͤßig- keit in einer Salivation verurſachet war. Zwo Perſonen, denen es nicht an natuͤrlichem Verſtan- de fehlte, und die eine gute Erziehung nach der heutigen Welt, wie man es nennt, gehabt hatten. Denn ihre Eltern hatten ein anſtaͤndiges Leben gefuͤhrt, und ſich vormals beſſere Hoffnung von ihnen gemacht. Allein ſie hatten doch ein großes Theil von ihrer uͤbeln Auffuͤhrung zu verantwor- ten: weil ſie ihnen in den Modethorheiten und der Ueppigkeit eines Alters nachgeſehen hatten, das ſich denjenigen Zeitverkuͤrzungen und Ergoͤtz- lichkeiten ganz ergiebet, welche ſo geſchickt ſind, Leute von bloß mittelmaͤßigem Vermoͤgen uͤber alle nuͤtzliche Beſchaͤfftigungen des Lebens
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beguͤnſtigter Gegner ihm durch das Herz gerannt
und darauf ſich davon gemacht: und weil ſie auf
Leib und Leben zum Verhoͤr gezogen war, kam ſie
nur mit genauer Noth davon.
Dieſer Zufall noͤthigte ſie, die Haushaltung
aufzugeben, und da ſie mit ihrem uͤbelgewonne-
nen Verdienſt nicht rathſam genug umgegangen
waren, ſondern an dem einen das verſchwendet,
was ſie von dem andern gewonnen hatten; ſo
wurden ſie gezwungen, zu ihrer Unterhaltung in
ein anderes dergleichen Haus, wie das ihrige ge-
weſen war, als Unterhaͤndlerinnen, zu treten.
Jn dieſem Dienſt ſtarb Sarah, bald hernach, an
einem Fieber und Magenverderben, das ſie ſich
durch eine Schwelgerey zugezogen hatte: und die
andere, ohngefaͤhr einen Monath hernach, an ei-
ner heftigen Erkaͤltung, die durch eine Nachlaͤßig-
keit in einer Salivation verurſachet war. Zwo
Perſonen, denen es nicht an natuͤrlichem Verſtan-
de fehlte, und die eine gute Erziehung nach der
heutigen Welt, wie man es nennt, gehabt hatten.
Denn ihre Eltern hatten ein anſtaͤndiges Leben
gefuͤhrt, und ſich vormals beſſere Hoffnung von
ihnen gemacht. Allein ſie hatten doch ein großes
Theil von ihrer uͤbeln Auffuͤhrung zu verantwor-
ten: weil ſie ihnen in den Modethorheiten und
der Ueppigkeit eines Alters nachgeſehen hatten,
das ſich denjenigen Zeitverkuͤrzungen und Ergoͤtz-
lichkeiten ganz ergiebet, welche ſo geſchickt ſind,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 883. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/889>, abgerufen am 22.11.2024.
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