beynahe allen und jeden, die ich gesehen oder an- getroffen habe, verbunden zu werden. Aber al- les ist ursprünglich meine eigne Schuld: deswe- gen muß ich die Strafe billig ohne Murren tra- gen; und das thue ich auch, wie ich hoffe. - - Verzeihen sie mir diese Betrachtungen, die sich itzo so wenig schicken. Ein dankbares Herz, dem das erwünschte Vermögen fehlet, sich seinen eig- nen Trieben gemäß auszudrücken, wird schwerlich wissen, was es eigentlich der Zunge zu sagen vor- schreiben soll. Da es sich aber dennoch nicht er- wehren kann überzufließen: so wird es sie nöthi- gen, lieber schlechte und ungeschickte Dinge zu sa- gen, als den Schein eines undankbaren. Still- schweigens anzunehmen. So danke ich ihnen al- len dreyen denn noch einmal für ihre Güte gegen mich: Gott der Allmächtige vergelte ihnen, was ich gegenwärtig nicht vergelten kann!
Sie begab sich mit thränenvollen Augen von uns weg in ihr Closet, und verließ uns so, daß wir uns einander bloß ansahen.
Wir waren kaum wieder zu uns selbst ge- kommen, als sie ganz geruhig, munter und lä- chelnd zu uns zurückkehrte. Herr Doctor, sagte sie, weil sie sahe, daß wir gerühret waren, Sie werden mich wegen der Beysorge, die ich ihnen verursache, entschuldigen. Das werden auch Sie, Herr Goddard, und Sie, Herr Belford, thun. Denn es ist eine Beysorge, die nur Gemüther von edler Art zeigen können: und solchen Gemü- thern ist der Kummer, welcher mit einer solchen
Bey-
beynahe allen und jeden, die ich geſehen oder an- getroffen habe, verbunden zu werden. Aber al- les iſt urſpruͤnglich meine eigne Schuld: deswe- gen muß ich die Strafe billig ohne Murren tra- gen; und das thue ich auch, wie ich hoffe. ‒ ‒ Verzeihen ſie mir dieſe Betrachtungen, die ſich itzo ſo wenig ſchicken. Ein dankbares Herz, dem das erwuͤnſchte Vermoͤgen fehlet, ſich ſeinen eig- nen Trieben gemaͤß auszudruͤcken, wird ſchwerlich wiſſen, was es eigentlich der Zunge zu ſagen vor- ſchreiben ſoll. Da es ſich aber dennoch nicht er- wehren kann uͤberzufließen: ſo wird es ſie noͤthi- gen, lieber ſchlechte und ungeſchickte Dinge zu ſa- gen, als den Schein eines undankbaren. Still- ſchweigens anzunehmen. So danke ich ihnen al- len dreyen denn noch einmal fuͤr ihre Guͤte gegen mich: Gott der Allmaͤchtige vergelte ihnen, was ich gegenwaͤrtig nicht vergelten kann!
Sie begab ſich mit thraͤnenvollen Augen von uns weg in ihr Cloſet, und verließ uns ſo, daß wir uns einander bloß anſahen.
Wir waren kaum wieder zu uns ſelbſt ge- kommen, als ſie ganz geruhig, munter und laͤ- chelnd zu uns zuruͤckkehrte. Herr Doctor, ſagte ſie, weil ſie ſahe, daß wir geruͤhret waren, Sie werden mich wegen der Beyſorge, die ich ihnen verurſache, entſchuldigen. Das werden auch Sie, Herr Goddard, und Sie, Herr Belford, thun. Denn es iſt eine Beyſorge, die nur Gemuͤther von edler Art zeigen koͤnnen: und ſolchen Gemuͤ- thern iſt der Kummer, welcher mit einer ſolchen
Bey-
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beynahe allen und jeden, die ich geſehen oder an-
getroffen habe, verbunden zu werden. Aber al-
les iſt urſpruͤnglich meine eigne Schuld: deswe-
gen muß ich die Strafe billig ohne Murren tra-
gen; und das thue ich auch, wie ich hoffe. ‒ ‒
Verzeihen ſie mir dieſe Betrachtungen, die ſich
itzo ſo wenig ſchicken. Ein dankbares Herz, dem
das erwuͤnſchte Vermoͤgen fehlet, ſich ſeinen eig-
nen Trieben gemaͤß auszudruͤcken, wird ſchwerlich
wiſſen, was es eigentlich der Zunge zu ſagen vor-
ſchreiben ſoll. Da es ſich aber dennoch nicht er-
wehren kann uͤberzufließen: ſo wird es ſie noͤthi-
gen, lieber ſchlechte und ungeſchickte Dinge zu ſa-
gen, als den Schein eines undankbaren. Still-
ſchweigens anzunehmen. So danke ich ihnen al-
len dreyen denn noch einmal fuͤr ihre Guͤte gegen
mich: Gott der Allmaͤchtige vergelte ihnen, was
ich gegenwaͤrtig nicht vergelten kann!
Sie begab ſich mit thraͤnenvollen Augen von
uns weg in ihr Cloſet, und verließ uns ſo, daß wir
uns einander bloß anſahen.
Wir waren kaum wieder zu uns ſelbſt ge-
kommen, als ſie ganz geruhig, munter und laͤ-
chelnd zu uns zuruͤckkehrte. Herr Doctor, ſagte
ſie, weil ſie ſahe, daß wir geruͤhret waren, Sie
werden mich wegen der Beyſorge, die ich ihnen
verurſache, entſchuldigen. Das werden auch Sie,
Herr Goddard, und Sie, Herr Belford, thun.
Denn es iſt eine Beyſorge, die nur Gemuͤther
von edler Art zeigen koͤnnen: und ſolchen Gemuͤ-
thern iſt der Kummer, welcher mit einer ſolchen
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/92>, abgerufen am 21.11.2024.
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