Beysorge verknüpft ist, süß, wenn ich so sagen darf. Da ich aber noch einige wenige Vorberei- tungen zu machen habe, und nicht gern; ob es gleich zur Erleichterung der künftigen Mühe des Herrn Belfords, welche ein Theil meiner Bemü- hung ist und billig seyn muß, dienen sollte; mehr unternehmen möchte, als mir wahrscheinlicher Weise auszuführen Zeit gegönnet seyn wird: so wollte ich sie bitten, mir ihre Meynung zu sagen, wie lange es noch vielleicht wehren möchte, ehe ich hoffen mag, von allen meinen Beschwerden erlö- set zu werden. Sie sehen meine Lebensart und können versichert seyn, daß ich mit Wissen und Willen nichts thun werde, wodurch ich meine Ta- ge verkürzen möchte.
Sie waren beyde unschlüßig und sahen ein- ander an. Fürchten sie sich nicht, mir zu ant- worten, setzte sie daher hinzu, und drückte mit der einen Hand den Arm des einen, und mit der an- dern den Arm des andern; mit derjenigen Mi- schung von Freyheit und Bescheidenheit, welche nur allein eine jungferliche Sittsamkeit, wenn sie mit dem Bewußtseyn erhabener Vorzüge verbun- den ist, ausdrücken kann; und mit einem freund- lich ernsthaften Blicke: Sagen sie mir, wie lan- ge ich es noch nach ihren Gedanken halten möge, und glauben sie mir, meine Herren, daß sie mir desto mehr Vergnügen machen werden, je kürzer das Ziel meiner Tage ist, das sie mir nach der Wahrscheinlichkeit anzeigen.
Mit
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Beyſorge verknuͤpft iſt, ſuͤß, wenn ich ſo ſagen darf. Da ich aber noch einige wenige Vorberei- tungen zu machen habe, und nicht gern; ob es gleich zur Erleichterung der kuͤnftigen Muͤhe des Herrn Belfords, welche ein Theil meiner Bemuͤ- hung iſt und billig ſeyn muß, dienen ſollte; mehr unternehmen moͤchte, als mir wahrſcheinlicher Weiſe auszufuͤhren Zeit gegoͤnnet ſeyn wird: ſo wollte ich ſie bitten, mir ihre Meynung zu ſagen, wie lange es noch vielleicht wehren moͤchte, ehe ich hoffen mag, von allen meinen Beſchwerden erloͤ- ſet zu werden. Sie ſehen meine Lebensart und koͤnnen verſichert ſeyn, daß ich mit Wiſſen und Willen nichts thun werde, wodurch ich meine Ta- ge verkuͤrzen moͤchte.
Sie waren beyde unſchluͤßig und ſahen ein- ander an. Fuͤrchten ſie ſich nicht, mir zu ant- worten, ſetzte ſie daher hinzu, und druͤckte mit der einen Hand den Arm des einen, und mit der an- dern den Arm des andern; mit derjenigen Mi- ſchung von Freyheit und Beſcheidenheit, welche nur allein eine jungferliche Sittſamkeit, wenn ſie mit dem Bewußtſeyn erhabener Vorzuͤge verbun- den iſt, ausdruͤcken kann; und mit einem freund- lich ernſthaften Blicke: Sagen ſie mir, wie lan- ge ich es noch nach ihren Gedanken halten moͤge, und glauben ſie mir, meine Herren, daß ſie mir deſto mehr Vergnuͤgen machen werden, je kuͤrzer das Ziel meiner Tage iſt, das ſie mir nach der Wahrſcheinlichkeit anzeigen.
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Beyſorge verknuͤpft iſt, ſuͤß, wenn ich ſo ſagen
darf. Da ich aber noch einige wenige Vorberei-
tungen zu machen habe, und nicht gern; ob es
gleich zur Erleichterung der kuͤnftigen Muͤhe des
Herrn Belfords, welche ein Theil meiner Bemuͤ-
hung iſt und billig ſeyn muß, dienen ſollte; mehr
unternehmen moͤchte, als mir wahrſcheinlicher
Weiſe auszufuͤhren Zeit gegoͤnnet ſeyn wird: ſo
wollte ich ſie bitten, mir ihre Meynung zu ſagen,
wie lange es noch vielleicht wehren moͤchte, ehe ich
hoffen mag, von allen meinen Beſchwerden erloͤ-
ſet zu werden. Sie ſehen meine Lebensart und
koͤnnen verſichert ſeyn, daß ich mit Wiſſen und
Willen nichts thun werde, wodurch ich meine Ta-
ge verkuͤrzen moͤchte.
Sie waren beyde unſchluͤßig und ſahen ein-
ander an. Fuͤrchten ſie ſich nicht, mir zu ant-
worten, ſetzte ſie daher hinzu, und druͤckte mit der
einen Hand den Arm des einen, und mit der an-
dern den Arm des andern; mit derjenigen Mi-
ſchung von Freyheit und Beſcheidenheit, welche
nur allein eine jungferliche Sittſamkeit, wenn ſie
mit dem Bewußtſeyn erhabener Vorzuͤge verbun-
den iſt, ausdruͤcken kann; und mit einem freund-
lich ernſthaften Blicke: Sagen ſie mir, wie lan-
ge ich es noch nach ihren Gedanken halten moͤge,
und glauben ſie mir, meine Herren, daß ſie mir
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/93>, abgerufen am 16.02.2025.
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