Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite



etwas ausdenke, mir die gegenwärtigen criti-
schen Umstände zu Nutze zu machen; und dann,
Joseph, wird alles, was ich ausgedacht, und
ihr ins Werk gerichtet habet, nichts heissen.

An dem Orte, wo wir jetzo sind, können wir
nicht lange verborgen bleiben. Die Wohnung
ist für uns unbequem, so lange wir beide bei
einander sind, und sie es abschlägt, mich zu hei-
rathen. Sie möchte gerne, daß ich mich von ihr
entfernete. Zu London sind Wohnungen,
die in meinen Augen ausserordentlich bequem
sind, wo wir nicht ausgekundschaftet, und al-
les Unglück verhütet werden könnte. Sind wir
dort, wo ich sie noch dahin bringe, so wird sie
darauf bestehen, daß ich sie verlassen soll. Die
Fräulein Howe giebt ihr immer neue Anschlä-
ge ein. Dieß ist die Ursache, wie ihr wisset,
warum ich genöthiget war, durch eure Vermit-
telung die Familie zu Harloweburg gegen die
Frau Howe, und die Frau Howe gegen ihre
Tochter aufzuwiegeln. - - Ach Joseph! - -
Wie wenig habt ihr nöthig, für meinen Engel
besorgt zu seyn. Jch allein bin in Gefahr. - -
Aber wäre ich würklich der Mensch von einer
freien Lebensart, wie man mich ausschreiet, so
könnte ich über das alles auf den Zähen weg-
gehen,
wie man im Sprüchworte redet.

Doch ihr habt mir durch eine von euren Nach-
richten auf die Sprünge geholfen, daß ich ein
Mittel ausgedacht, welches der ganzen Sache
abhelfen, und euren Ruhm, der schon so hoch

gestie-



etwas ausdenke, mir die gegenwaͤrtigen criti-
ſchen Umſtaͤnde zu Nutze zu machen; und dann,
Joſeph, wird alles, was ich ausgedacht, und
ihr ins Werk gerichtet habet, nichts heiſſen.

An dem Orte, wo wir jetzo ſind, koͤnnen wir
nicht lange verborgen bleiben. Die Wohnung
iſt fuͤr uns unbequem, ſo lange wir beide bei
einander ſind, und ſie es abſchlaͤgt, mich zu hei-
rathen. Sie moͤchte gerne, daß ich mich von ihr
entfernete. Zu London ſind Wohnungen,
die in meinen Augen auſſerordentlich bequem
ſind, wo wir nicht ausgekundſchaftet, und al-
les Ungluͤck verhuͤtet werden koͤnnte. Sind wir
dort, wo ich ſie noch dahin bringe, ſo wird ſie
darauf beſtehen, daß ich ſie verlaſſen ſoll. Die
Fraͤulein Howe giebt ihr immer neue Anſchlaͤ-
ge ein. Dieß iſt die Urſache, wie ihr wiſſet,
warum ich genoͤthiget war, durch eure Vermit-
telung die Familie zu Harloweburg gegen die
Frau Howe, und die Frau Howe gegen ihre
Tochter aufzuwiegeln. ‒ ‒ Ach Joſeph! ‒ ‒
Wie wenig habt ihr noͤthig, fuͤr meinen Engel
beſorgt zu ſeyn. Jch allein bin in Gefahr. ‒ ‒
Aber waͤre ich wuͤrklich der Menſch von einer
freien Lebensart, wie man mich ausſchreiet, ſo
koͤnnte ich uͤber das alles auf den Zaͤhen weg-
gehen,
wie man im Spruͤchworte redet.

Doch ihr habt mir durch eine von euren Nach-
richten auf die Spruͤnge geholfen, daß ich ein
Mittel ausgedacht, welches der ganzen Sache
abhelfen, und euren Ruhm, der ſchon ſo hoch

geſtie-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0103" n="95"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
etwas ausdenke, mir die gegenwa&#x0364;rtigen criti-<lb/>
&#x017F;chen Um&#x017F;ta&#x0364;nde zu Nutze zu machen; und dann,<lb/><hi rendition="#fr">Jo&#x017F;eph,</hi> wird alles, was ich ausgedacht, und<lb/>
ihr ins Werk gerichtet habet, nichts hei&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>An dem Orte, wo wir jetzo &#x017F;ind, ko&#x0364;nnen wir<lb/>
nicht lange verborgen bleiben. Die Wohnung<lb/>
i&#x017F;t fu&#x0364;r uns unbequem, &#x017F;o lange wir beide bei<lb/>
einander &#x017F;ind, und &#x017F;ie es ab&#x017F;chla&#x0364;gt, mich zu hei-<lb/>
rathen. Sie mo&#x0364;chte gerne, daß ich mich von ihr<lb/>
entfernete. Zu <hi rendition="#fr">London</hi> &#x017F;ind Wohnungen,<lb/>
die in meinen Augen au&#x017F;&#x017F;erordentlich bequem<lb/>
&#x017F;ind, wo wir nicht ausgekund&#x017F;chaftet, und al-<lb/>
les Unglu&#x0364;ck verhu&#x0364;tet werden ko&#x0364;nnte. Sind wir<lb/>
dort, wo ich &#x017F;ie noch dahin bringe, &#x017F;o wird &#x017F;ie<lb/>
darauf be&#x017F;tehen, daß ich &#x017F;ie verla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;oll. Die<lb/>
Fra&#x0364;ulein <hi rendition="#fr">Howe</hi> giebt ihr immer neue An&#x017F;chla&#x0364;-<lb/>
ge ein. Dieß i&#x017F;t die Ur&#x017F;ache, wie ihr wi&#x017F;&#x017F;et,<lb/>
warum ich geno&#x0364;thiget war, durch eure Vermit-<lb/>
telung die Familie zu <hi rendition="#fr">Harloweburg</hi> gegen die<lb/>
Frau <hi rendition="#fr">Howe,</hi> und die Frau <hi rendition="#fr">Howe</hi> gegen ihre<lb/>
Tochter aufzuwiegeln. &#x2012; &#x2012; Ach <hi rendition="#fr">Jo&#x017F;eph!</hi> &#x2012; &#x2012;<lb/>
Wie wenig habt ihr no&#x0364;thig, fu&#x0364;r meinen Engel<lb/>
be&#x017F;orgt zu &#x017F;eyn. Jch allein bin in Gefahr. &#x2012; &#x2012;<lb/>
Aber wa&#x0364;re ich wu&#x0364;rklich der Men&#x017F;ch von einer<lb/>
freien Lebensart, wie man mich aus&#x017F;chreiet, &#x017F;o<lb/>
ko&#x0364;nnte ich u&#x0364;ber das alles <hi rendition="#fr">auf den Za&#x0364;hen weg-<lb/>
gehen,</hi> wie man im Spru&#x0364;chworte redet.</p><lb/>
          <p>Doch ihr habt mir durch eine von euren Nach-<lb/>
richten auf die Spru&#x0364;nge geholfen, daß ich ein<lb/>
Mittel ausgedacht, welches der ganzen Sache<lb/>
abhelfen, und euren Ruhm, der &#x017F;chon &#x017F;o hoch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ge&#x017F;tie-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[95/0103] etwas ausdenke, mir die gegenwaͤrtigen criti- ſchen Umſtaͤnde zu Nutze zu machen; und dann, Joſeph, wird alles, was ich ausgedacht, und ihr ins Werk gerichtet habet, nichts heiſſen. An dem Orte, wo wir jetzo ſind, koͤnnen wir nicht lange verborgen bleiben. Die Wohnung iſt fuͤr uns unbequem, ſo lange wir beide bei einander ſind, und ſie es abſchlaͤgt, mich zu hei- rathen. Sie moͤchte gerne, daß ich mich von ihr entfernete. Zu London ſind Wohnungen, die in meinen Augen auſſerordentlich bequem ſind, wo wir nicht ausgekundſchaftet, und al- les Ungluͤck verhuͤtet werden koͤnnte. Sind wir dort, wo ich ſie noch dahin bringe, ſo wird ſie darauf beſtehen, daß ich ſie verlaſſen ſoll. Die Fraͤulein Howe giebt ihr immer neue Anſchlaͤ- ge ein. Dieß iſt die Urſache, wie ihr wiſſet, warum ich genoͤthiget war, durch eure Vermit- telung die Familie zu Harloweburg gegen die Frau Howe, und die Frau Howe gegen ihre Tochter aufzuwiegeln. ‒ ‒ Ach Joſeph! ‒ ‒ Wie wenig habt ihr noͤthig, fuͤr meinen Engel beſorgt zu ſeyn. Jch allein bin in Gefahr. ‒ ‒ Aber waͤre ich wuͤrklich der Menſch von einer freien Lebensart, wie man mich ausſchreiet, ſo koͤnnte ich uͤber das alles auf den Zaͤhen weg- gehen, wie man im Spruͤchworte redet. Doch ihr habt mir durch eine von euren Nach- richten auf die Spruͤnge geholfen, daß ich ein Mittel ausgedacht, welches der ganzen Sache abhelfen, und euren Ruhm, der ſchon ſo hoch geſtie-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/103
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/103>, abgerufen am 23.11.2024.