[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.fällen, wie unschicklich sie nemlich in Jhren Au- gen gewählet hätten, Herr Hickmann, daß er sich an Sie gemacht, und Herr Lovelace, daß er mich ausgesucht hat. Allein ich habe große Lust zu glauben, so sehr zwei sanfte Gemüther in Absicht auf die Glückseeligkeit beider Perso- nen übereinkommen, so werden es zwei heftige Gemüther leicht verderben, wenn sie beide zu gleicher Zeit heftig sind, und nicht nachgeben. Sie beiden würden zwar ziemlich miteinander fertig werden. Aber doch scheinet Herr Hick- mann mit seinem höflichen Wesen für Sie ge- macht zu seyn, wenn Sie es nicht zu arg mit ihm treiben. Thun Sie das, so wäre es bei ihm eine Zaghaftigkeit, es zu ertragen, die einen Mann verächtlicher machen würde, als es Herr Hickmann jemals zu werden verdienen kann. Auch einem braven Mann ist es nicht unanständig, vorher sehr demüthig und gehor- sam zu seyn, da er weiß, was ihm ein Frauen- zimmer nachher geloben muß. Halten Sie es denn für des Herrn Lovela- Jch
faͤllen, wie unſchicklich ſie nemlich in Jhren Au- gen gewaͤhlet haͤtten, Herr Hickmann, daß er ſich an Sie gemacht, und Herr Lovelace, daß er mich ausgeſucht hat. Allein ich habe große Luſt zu glauben, ſo ſehr zwei ſanfte Gemuͤther in Abſicht auf die Gluͤckſeeligkeit beider Perſo- nen uͤbereinkommen, ſo werden es zwei heftige Gemuͤther leicht verderben, wenn ſie beide zu gleicher Zeit heftig ſind, und nicht nachgeben. Sie beiden wuͤrden zwar ziemlich miteinander fertig werden. Aber doch ſcheinet Herr Hick- mann mit ſeinem hoͤflichen Weſen fuͤr Sie ge- macht zu ſeyn, wenn Sie es nicht zu arg mit ihm treiben. Thun Sie das, ſo waͤre es bei ihm eine Zaghaftigkeit, es zu ertragen, die einen Mann veraͤchtlicher machen wuͤrde, als es Herr Hickmann jemals zu werden verdienen kann. Auch einem braven Mann iſt es nicht unanſtaͤndig, vorher ſehr demuͤthig und gehor- ſam zu ſeyn, da er weiß, was ihm ein Frauen- zimmer nachher geloben muß. Halten Sie es denn fuͤr des Herrn Lovela- Jch
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faͤllen, wie unſchicklich ſie nemlich in Jhren Au-
gen gewaͤhlet haͤtten, Herr Hickmann, daß er
ſich an Sie gemacht, und Herr Lovelace, daß
er mich ausgeſucht hat. Allein ich habe große
Luſt zu glauben, ſo ſehr zwei ſanfte Gemuͤther
in Abſicht auf die Gluͤckſeeligkeit beider Perſo-
nen uͤbereinkommen, ſo werden es zwei heftige
Gemuͤther leicht verderben, wenn ſie beide zu
gleicher Zeit heftig ſind, und nicht nachgeben.
Sie beiden wuͤrden zwar ziemlich miteinander
fertig werden. Aber doch ſcheinet Herr Hick-
mann mit ſeinem hoͤflichen Weſen fuͤr Sie ge-
macht zu ſeyn, wenn Sie es nicht zu arg mit
ihm treiben. Thun Sie das, ſo waͤre es bei
ihm eine Zaghaftigkeit, es zu ertragen, die
einen Mann veraͤchtlicher machen wuͤrde, als
es Herr Hickmann jemals zu werden verdienen
kann. Auch einem braven Mann iſt es nicht
unanſtaͤndig, vorher ſehr demuͤthig und gehor-
ſam zu ſeyn, da er weiß, was ihm ein Frauen-
zimmer nachher geloben muß.
Halten Sie es denn fuͤr des Herrn Lovela-
ce Charackter fuͤr eine Ehre, daß er beleidigend
und heftig ſeyn kann? Unterwirft er ſich nicht,
wie alle ſolche Gemuͤther thun muͤſſen, der Noth-
wendigkeit, ſeine Ausſchweifungen durch demuͤ-
thige Abbitten wieder gut zu machen, die ein
ſtolzes Herz mehr demuͤthigen, als die Herab-
laſſung, welche hitzige Gemuͤther einem ſolchen
Mann, wie Herr Hickmann iſt, nur gar zu
gern zu einer Schwachheit auslegen?
Jch
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