Jch muß Jhnen sagen, mein Schatz, Herr Hickmann ist ein Mann, der von einem Frau- enzimmer lieber eine Beleidigung hinnimmt, als daß er sie beleidiget. Jch getraue mich, zu be- haupten, er wird lieber sehen, daß sie eine Ge- legenheit hat, ihn um Vergebung zu bitten, als daß er sie darum bitten sollte. Wiewol, Sie haben Jhre erste Liebe überlebet! Und wä- re der zweite Liebhaber ein Engel gewesen, so hätten Sie ihn doch nur mit Gleichgültigkeit angesehen.
Die Ursachen, um welcher u. s. w.
Th. III. S. 423. L. 11. nach den Worten: zum zweiten mal anbringen.
Jch sehe mit großer Bekümmerniß, daß Jh- re Frau Mutter unserm Briefwechsel unbeweg- lich entgegen ist. Was soll ich dabei machen? - - Es ist mir zuwider, ihn fortzusetzen, oder zu wünschen, daß Sie die Gutheit haben, und mir antworten. - - Doch habe ich meine Sachen so angefangen, daß ich, ausser Sie, keinen Freund habe, mit dem ich etwas überlegen kann. Es wäre, zu dem Wunsche, mit diesem Manne ver- heirathet zu seyn, so verkehrt er auch ist, schon genug, daß er würdige Verwandtinnen hat, un- ter denen ich einige Freundinnen zu finden hoffe. Und wenn ich einige habe, so könnte ich viel- leicht mehrere bekommen. - - Denn wie man von dem Gelde sagt, daß es Geld macht, so vermehret der Umgang mit Leuten von gutem
Cha-
G 2
Jch muß Jhnen ſagen, mein Schatz, Herr Hickmann iſt ein Mann, der von einem Frau- enzimmer lieber eine Beleidigung hinnimmt, als daß er ſie beleidiget. Jch getraue mich, zu be- haupten, er wird lieber ſehen, daß ſie eine Ge- legenheit hat, ihn um Vergebung zu bitten, als daß er ſie darum bitten ſollte. Wiewol, Sie haben Jhre erſte Liebe uͤberlebet! Und waͤ- re der zweite Liebhaber ein Engel geweſen, ſo haͤtten Sie ihn doch nur mit Gleichguͤltigkeit angeſehen.
Die Urſachen, um welcher u. ſ. w.
Th. III. S. 423. L. 11. nach den Worten: zum zweiten mal anbringen.
Jch ſehe mit großer Bekuͤmmerniß, daß Jh- re Frau Mutter unſerm Briefwechſel unbeweg- lich entgegen iſt. Was ſoll ich dabei machen? ‒ ‒ Es iſt mir zuwider, ihn fortzuſetzen, oder zu wuͤnſchen, daß Sie die Gutheit haben, und mir antworten. ‒ ‒ Doch habe ich meine Sachen ſo angefangen, daß ich, auſſer Sie, keinen Freund habe, mit dem ich etwas uͤberlegen kann. Es waͤre, zu dem Wunſche, mit dieſem Manne ver- heirathet zu ſeyn, ſo verkehrt er auch iſt, ſchon genug, daß er wuͤrdige Verwandtinnen hat, un- ter denen ich einige Freundinnen zu finden hoffe. Und wenn ich einige habe, ſo koͤnnte ich viel- leicht mehrere bekommen. ‒ ‒ Denn wie man von dem Gelde ſagt, daß es Geld macht, ſo vermehret der Umgang mit Leuten von gutem
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Jch muß Jhnen ſagen, mein Schatz, Herr
Hickmann iſt ein Mann, der von einem Frau-
enzimmer lieber eine Beleidigung hinnimmt, als
daß er ſie beleidiget. Jch getraue mich, zu be-
haupten, er wird lieber ſehen, daß ſie eine Ge-
legenheit hat, ihn um Vergebung zu bitten, als
daß er ſie darum bitten ſollte. Wiewol, Sie
haben Jhre erſte Liebe uͤberlebet! Und waͤ-
re der zweite Liebhaber ein Engel geweſen, ſo
haͤtten Sie ihn doch nur mit Gleichguͤltigkeit
angeſehen.
Die Urſachen, um welcher u. ſ. w.
Th. III. S. 423. L. 11. nach den Worten:
zum zweiten mal anbringen.
Jch ſehe mit großer Bekuͤmmerniß, daß Jh-
re Frau Mutter unſerm Briefwechſel unbeweg-
lich entgegen iſt. Was ſoll ich dabei machen?
‒ ‒ Es iſt mir zuwider, ihn fortzuſetzen, oder zu
wuͤnſchen, daß Sie die Gutheit haben, und mir
antworten. ‒ ‒ Doch habe ich meine Sachen
ſo angefangen, daß ich, auſſer Sie, keinen Freund
habe, mit dem ich etwas uͤberlegen kann. Es
waͤre, zu dem Wunſche, mit dieſem Manne ver-
heirathet zu ſeyn, ſo verkehrt er auch iſt, ſchon
genug, daß er wuͤrdige Verwandtinnen hat, un-
ter denen ich einige Freundinnen zu finden hoffe.
Und wenn ich einige habe, ſo koͤnnte ich viel-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/107>, abgerufen am 23.11.2024.
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