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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

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ist, wofür ich sie halte, und was ich, wenn ich
sie jemals heirathen sollte, an ihr zu finden hoffe?

Diese Fräulein kann ebenfals unsern Leiden-
schaften gebieten. Keine einzige hat je die Kunst,
das Herz zu rühren, in solcher Vollkommenheit
besessen. Das weiß ihre ganze Familie, und
deswegen haben sie sie auch gefürchtet und geeh-
ret. Das weiß ich auch, und zweifle nicht, es
immer mehr und mehr zu erfahren. Wie be-
zaubernd muß nicht dies göttliche Kind, wenn
ihr die rechte Ursache dazu gegeben wird, ihre
wolklingenden Klaglieder singen! - - Ein wei-
nendes Auge hat unendliche Schönheiten! Jch
lehrte zuerst die beiden Nymphen unten im Hau-
se, die verschiedenen Töne des Kläglichen, so
wie sich die Ursachen zu klagen verändern, zu
unterscheiden; Und wie viel vortreflicher der ei-
ne Ton sich zum Unglück schickt, als der andre.

Doch ich komme auf deine Einwürfe. - -

Jhr werdet mir antworten u. s. w.

Th. III. S. 548. L. 26. nach den Worten:
Eitelkeiten zu verunehren.

Doch behauptet er, er habe keinen andern
Stolz, als mir gefällig zu seyn, und spricht
immer von seiner Ehrfurcht und Demuth, und
dergleichen Geschwätze. Allein davon bin ich
gewiß, daß er, wie ich das erstemal, da ich
ihn sahe, anmerkte, zu viel Hochachtung gegen
seine eigne Person hat, als daß er seine Frau
sehr hochhalten sollte, er mag heirathen, wel-

che



iſt, wofuͤr ich ſie halte, und was ich, wenn ich
ſie jemals heirathen ſollte, an ihr zu finden hoffe?

Dieſe Fraͤulein kann ebenfals unſern Leiden-
ſchaften gebieten. Keine einzige hat je die Kunſt,
das Herz zu ruͤhren, in ſolcher Vollkommenheit
beſeſſen. Das weiß ihre ganze Familie, und
deswegen haben ſie ſie auch gefuͤrchtet und geeh-
ret. Das weiß ich auch, und zweifle nicht, es
immer mehr und mehr zu erfahren. Wie be-
zaubernd muß nicht dies goͤttliche Kind, wenn
ihr die rechte Urſache dazu gegeben wird, ihre
wolklingenden Klaglieder ſingen! ‒ ‒ Ein wei-
nendes Auge hat unendliche Schoͤnheiten! Jch
lehrte zuerſt die beiden Nymphen unten im Hau-
ſe, die verſchiedenen Toͤne des Klaͤglichen, ſo
wie ſich die Urſachen zu klagen veraͤndern, zu
unterſcheiden; Und wie viel vortreflicher der ei-
ne Ton ſich zum Ungluͤck ſchickt, als der andre.

Doch ich komme auf deine Einwuͤrfe. ‒ ‒

Jhr werdet mir antworten u. ſ. w.

Th. III. S. 548. L. 26. nach den Worten:
Eitelkeiten zu verunehren.

Doch behauptet er, er habe keinen andern
Stolz, als mir gefaͤllig zu ſeyn, und ſpricht
immer von ſeiner Ehrfurcht und Demuth, und
dergleichen Geſchwaͤtze. Allein davon bin ich
gewiß, daß er, wie ich das erſtemal, da ich
ihn ſahe, anmerkte, zu viel Hochachtung gegen
ſeine eigne Perſon hat, als daß er ſeine Frau
ſehr hochhalten ſollte, er mag heirathen, wel-

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[134/0142] iſt, wofuͤr ich ſie halte, und was ich, wenn ich ſie jemals heirathen ſollte, an ihr zu finden hoffe? Dieſe Fraͤulein kann ebenfals unſern Leiden- ſchaften gebieten. Keine einzige hat je die Kunſt, das Herz zu ruͤhren, in ſolcher Vollkommenheit beſeſſen. Das weiß ihre ganze Familie, und deswegen haben ſie ſie auch gefuͤrchtet und geeh- ret. Das weiß ich auch, und zweifle nicht, es immer mehr und mehr zu erfahren. Wie be- zaubernd muß nicht dies goͤttliche Kind, wenn ihr die rechte Urſache dazu gegeben wird, ihre wolklingenden Klaglieder ſingen! ‒ ‒ Ein wei- nendes Auge hat unendliche Schoͤnheiten! Jch lehrte zuerſt die beiden Nymphen unten im Hau- ſe, die verſchiedenen Toͤne des Klaͤglichen, ſo wie ſich die Urſachen zu klagen veraͤndern, zu unterſcheiden; Und wie viel vortreflicher der ei- ne Ton ſich zum Ungluͤck ſchickt, als der andre. Doch ich komme auf deine Einwuͤrfe. ‒ ‒ Jhr werdet mir antworten u. ſ. w. Th. III. S. 548. L. 26. nach den Worten: Eitelkeiten zu verunehren. Doch behauptet er, er habe keinen andern Stolz, als mir gefaͤllig zu ſeyn, und ſpricht immer von ſeiner Ehrfurcht und Demuth, und dergleichen Geſchwaͤtze. Allein davon bin ich gewiß, daß er, wie ich das erſtemal, da ich ihn ſahe, anmerkte, zu viel Hochachtung gegen ſeine eigne Perſon hat, als daß er ſeine Frau ſehr hochhalten ſollte, er mag heirathen, wel- che

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/142>, abgerufen am 23.11.2024.