Nun sind sie alle versammlet, und jetzt for- dert mein Bruder meine Schwester auf, ihren Bericht abzustatten! Jetzt vermischt die harte Arabella ihre Rede mit Schimpfworten! Jetzt hat sie ihren Vortrag geendigt! Jetzt rathschla- gen sie darüber! Nun wird mein Bruder hi- tzig! Er drohet, nach Schottland zu gehen! Jetzt bekömmt er Verweise, und jetzt besänftigt man ihn wieder!
Dann durchlief meine. Einbildung die ganze Versammlung, und machte einem jeden seine Reden für und wider mich, bis sie endlich alle darin übereinkamen, wie ich mir schmeichelte, meine Bedingungen anzunehmen, und eine Schrift aufsetzen zu lassen, wodurch ich mich zu einer guten Aufführung verpflichten sollte: Jn- dem ich voraussetzte, sie würden gleichfals ein- müthig beschliessen, dem Solmes eine Frau zu geben, die seiner in allem Verstande würdiger wäre, und mit ihr die Versprechung von mei- nes Großvaters Gütern, im Fall ich entweder straffällig werden, oder unverheirathet sterben sollte: da er einmal den artigen Vorschlag thut, auf das Gut durch mich ein Recht zu be- kommen.
Und nun, dachte ich, erhalte ich Befehl, hin- unter zukommen, um meine gethanen Vorschlä- ge für die meinigen zu erkennen. Wie werde
ich
ſichs gleich fuͤgte, daß er diesmal nicht da war.
Nun ſind ſie alle verſammlet, und jetzt for- dert mein Bruder meine Schweſter auf, ihren Bericht abzuſtatten! Jetzt vermiſcht die harte Arabella ihre Rede mit Schimpfworten! Jetzt hat ſie ihren Vortrag geendigt! Jetzt rathſchla- gen ſie daruͤber! Nun wird mein Bruder hi- tzig! Er drohet, nach Schottland zu gehen! Jetzt bekoͤmmt er Verweiſe, und jetzt beſaͤnftigt man ihn wieder!
Dann durchlief meine. Einbildung die ganze Verſammlung, und machte einem jeden ſeine Reden fuͤr und wider mich, bis ſie endlich alle darin uͤbereinkamen, wie ich mir ſchmeichelte, meine Bedingungen anzunehmen, und eine Schrift aufſetzen zu laſſen, wodurch ich mich zu einer guten Auffuͤhrung verpflichten ſollte: Jn- dem ich vorausſetzte, ſie wuͤrden gleichfals ein- muͤthig beſchlieſſen, dem Solmes eine Frau zu geben, die ſeiner in allem Verſtande wuͤrdiger waͤre, und mit ihr die Verſprechung von mei- nes Großvaters Guͤtern, im Fall ich entweder ſtraffaͤllig werden, oder unverheirathet ſterben ſollte: da er einmal den artigen Vorſchlag thut, auf das Gut durch mich ein Recht zu be- kommen.
Und nun, dachte ich, erhalte ich Befehl, hin- unter zukommen, um meine gethanen Vorſchlaͤ- ge fuͤr die meinigen zu erkennen. Wie werde
ich
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ſichs gleich fuͤgte, daß er diesmal nicht da
war.
Nun ſind ſie alle verſammlet, und jetzt for-
dert mein Bruder meine Schweſter auf, ihren
Bericht abzuſtatten! Jetzt vermiſcht die harte
Arabella ihre Rede mit Schimpfworten! Jetzt
hat ſie ihren Vortrag geendigt! Jetzt rathſchla-
gen ſie daruͤber! Nun wird mein Bruder hi-
tzig! Er drohet, nach Schottland zu gehen!
Jetzt bekoͤmmt er Verweiſe, und jetzt beſaͤnftigt
man ihn wieder!
Dann durchlief meine. Einbildung die ganze
Verſammlung, und machte einem jeden ſeine
Reden fuͤr und wider mich, bis ſie endlich alle
darin uͤbereinkamen, wie ich mir ſchmeichelte,
meine Bedingungen anzunehmen, und eine
Schrift aufſetzen zu laſſen, wodurch ich mich zu
einer guten Auffuͤhrung verpflichten ſollte: Jn-
dem ich vorausſetzte, ſie wuͤrden gleichfals ein-
muͤthig beſchlieſſen, dem Solmes eine Frau zu
geben, die ſeiner in allem Verſtande wuͤrdiger
waͤre, und mit ihr die Verſprechung von mei-
nes Großvaters Guͤtern, im Fall ich entweder
ſtraffaͤllig werden, oder unverheirathet ſterben
ſollte: da er einmal den artigen Vorſchlag thut,
auf das Gut durch mich ein Recht zu be-
kommen.
Und nun, dachte ich, erhalte ich Befehl, hin-
unter zukommen, um meine gethanen Vorſchlaͤ-
ge fuͤr die meinigen zu erkennen. Wie werde
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/16>, abgerufen am 23.11.2024.
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