gend anvertrauet ist, in Acht genommen wer- den! Denn wenn sie einmal vorbei sind, ohne daß man einen Grund gelegt hat, so werden sie schwerlich je wiederkommen. Und doch muß man gestehen, daß es Genies giebt, die, gleich gewissen Früchten, erst spät reif werden. Ein anhaltender Fleiß wird auch Wunder-Dinge thun. - - Aber wenn jemand zum Exempel im zwanzigsten Jahre die ersten Grundsätze lernen soll, die andre im zehenden Jahre gelernet ha- ben, und die sie selbst in dem Alter hätten fas- sen können, welche mühsame Arbeit ist das!
Sie haben allezeit gewünscht, daß ich der- gleichen Anmerkungen einstreuen möchte, so wie sie mir einfallen. Aber es ist dies auch ein Zeichen, daß ich ein wenig bessere Aussichten vor mir sehe, sonst würde ich unter so vielen wichtigern Dingen, die mein Gemüth seit ei- niger Zeit einnehmen, nicht ruhig genug gewe- sen seyn, sie zu machen.
Jetzt will ich Jhnen sagen, was ich für bessere Hofnungen vor mir habe.
Vors erste weiß ich es besser, als vorher, zu erklären, warum es mit der Miethung des Hauses so lange währet. - - Die arme Frau Fretchville! - - Sie dauret mich, ob ich sie gleich nicht kenne. Hernach macht das eine gute Mine, daß er dem Frauenzimmer, vor dieser Unterredung mit ihnen, seine Absicht be- kannt gemacht hat, hier im Hause zu bleiben, wenn ich das andre bezogen hätte. Dem Ton
seiner
gend anvertrauet iſt, in Acht genommen wer- den! Denn wenn ſie einmal vorbei ſind, ohne daß man einen Grund gelegt hat, ſo werden ſie ſchwerlich je wiederkommen. Und doch muß man geſtehen, daß es Genies giebt, die, gleich gewiſſen Fruͤchten, erſt ſpaͤt reif werden. Ein anhaltender Fleiß wird auch Wunder-Dinge thun. ‒ ‒ Aber wenn jemand zum Exempel im zwanzigſten Jahre die erſten Grundſaͤtze lernen ſoll, die andre im zehenden Jahre gelernet ha- ben, und die ſie ſelbſt in dem Alter haͤtten faſ- ſen koͤnnen, welche muͤhſame Arbeit iſt das!
Sie haben allezeit gewuͤnſcht, daß ich der- gleichen Anmerkungen einſtreuen moͤchte, ſo wie ſie mir einfallen. Aber es iſt dies auch ein Zeichen, daß ich ein wenig beſſere Ausſichten vor mir ſehe, ſonſt wuͤrde ich unter ſo vielen wichtigern Dingen, die mein Gemuͤth ſeit ei- niger Zeit einnehmen, nicht ruhig genug gewe- ſen ſeyn, ſie zu machen.
Jetzt will ich Jhnen ſagen, was ich fuͤr beſſere Hofnungen vor mir habe.
Vors erſte weiß ich es beſſer, als vorher, zu erklaͤren, warum es mit der Miethung des Hauſes ſo lange waͤhret. ‒ ‒ Die arme Frau Fretchville! ‒ ‒ Sie dauret mich, ob ich ſie gleich nicht kenne. Hernach macht das eine gute Mine, daß er dem Frauenzimmer, vor dieſer Unterredung mit ihnen, ſeine Abſicht be- kannt gemacht hat, hier im Hauſe zu bleiben, wenn ich das andre bezogen haͤtte. Dem Ton
ſeiner
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gend anvertrauet iſt, in Acht genommen wer-
den! Denn wenn ſie einmal vorbei ſind, ohne
daß man einen Grund gelegt hat, ſo werden
ſie ſchwerlich je wiederkommen. Und doch muß
man geſtehen, daß es Genies giebt, die, gleich
gewiſſen Fruͤchten, erſt ſpaͤt reif werden. Ein
anhaltender Fleiß wird auch Wunder-Dinge
thun. ‒ ‒ Aber wenn jemand zum Exempel im
zwanzigſten Jahre die erſten Grundſaͤtze lernen
ſoll, die andre im zehenden Jahre gelernet ha-
ben, und die ſie ſelbſt in dem Alter haͤtten faſ-
ſen koͤnnen, welche muͤhſame Arbeit iſt das!
Sie haben allezeit gewuͤnſcht, daß ich der-
gleichen Anmerkungen einſtreuen moͤchte, ſo
wie ſie mir einfallen. Aber es iſt dies auch ein
Zeichen, daß ich ein wenig beſſere Ausſichten
vor mir ſehe, ſonſt wuͤrde ich unter ſo vielen
wichtigern Dingen, die mein Gemuͤth ſeit ei-
niger Zeit einnehmen, nicht ruhig genug gewe-
ſen ſeyn, ſie zu machen.
Jetzt will ich Jhnen ſagen, was ich fuͤr
beſſere Hofnungen vor mir habe.
Vors erſte weiß ich es beſſer, als vorher,
zu erklaͤren, warum es mit der Miethung des
Hauſes ſo lange waͤhret. ‒ ‒ Die arme Frau
Fretchville! ‒ ‒ Sie dauret mich, ob ich ſie
gleich nicht kenne. Hernach macht das eine
gute Mine, daß er dem Frauenzimmer, vor
dieſer Unterredung mit ihnen, ſeine Abſicht be-
kannt gemacht hat, hier im Hauſe zu bleiben,
wenn ich das andre bezogen haͤtte. Dem Ton
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/162>, abgerufen am 16.02.2025.
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