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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

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sie hintergehen? Jch sollte sie bewegen, euch her-
unter zu rufen, damit ihr alles widerlegen möch-
tet, was ich euch zum Besten etwa ausgedacht
hatte?

Gut, gut, Arabella! desto weniger Verbind-
lichkeit habe ich euch, mehr sage ich nicht. Wie
gerne hätte ich mich überredet, daß ich noch ei-
nen Bruder und eine Schwester hätte, aber ich
sehe, ich habe geirret.

Die artige Mopsäugigte Seele! das war ihr
Ausdruck. Hätte sie sich doch gerne überredet,
daß sie noch einen Bruder und Schwester hät-
te? Warum gehet ihr nicht weiter, Clärgen?
wobei sie meinen halb weinenden Ton nachmach-
te, ich dachte auch, ich hätte noch einen Vater,
eine Mutter, zween Oncles, und eine Tante;
aber ich habe ge - - ir - - ret, mehr sage ich nicht.
- - Kommt Clärgen, sagt das, denn zum Theil
wird es die Wahrheit seyn, weil ihr euch ihrem
Ansehen entzogen hat, und einen elenden Kerl
höher haltet, als sie alle.

Wie habe ich das von euch verdienet, Schwe-
ster? Doch ich will nichts sagen, ich bedaure
euch.

Und zwar mit der verächtlichen Mine!
Clärgen! Nur sich nicht so in die Brust ge-
worfen! Nur nicht so ein hochmüthiges Mit-
leiden, Mädgen! wenn ich bitten darf.

Dies Betragen ist euch ganz natürlich, ge-
wiß! Arabella? - - Was für neue Gaben

entdeckt



ſie hintergehen? Jch ſollte ſie bewegen, euch her-
unter zu rufen, damit ihr alles widerlegen moͤch-
tet, was ich euch zum Beſten etwa ausgedacht
hatte?

Gut, gut, Arabella! deſto weniger Verbind-
lichkeit habe ich euch, mehr ſage ich nicht. Wie
gerne haͤtte ich mich uͤberredet, daß ich noch ei-
nen Bruder und eine Schweſter haͤtte, aber ich
ſehe, ich habe geirret.

Die artige Mopsaͤugigte Seele! das war ihr
Ausdruck. Haͤtte ſie ſich doch gerne uͤberredet,
daß ſie noch einen Bruder und Schweſter haͤt-
te? Warum gehet ihr nicht weiter, Claͤrgen?
wobei ſie meinen halb weinenden Ton nachmach-
te, ich dachte auch, ich haͤtte noch einen Vater,
eine Mutter, zween Oncles, und eine Tante;
aber ich habe ge ‒ ‒ ir ‒ ‒ ret, mehr ſage ich nicht.
‒ ‒ Kommt Claͤrgen, ſagt das, denn zum Theil
wird es die Wahrheit ſeyn, weil ihr euch ihrem
Anſehen entzogen hat, und einen elenden Kerl
hoͤher haltet, als ſie alle.

Wie habe ich das von euch verdienet, Schwe-
ſter? Doch ich will nichts ſagen, ich bedaure
euch.

Und zwar mit der veraͤchtlichen Mine!
Claͤrgen! Nur ſich nicht ſo in die Bruſt ge-
worfen! Nur nicht ſo ein hochmuͤthiges Mit-
leiden, Maͤdgen! wenn ich bitten darf.

Dies Betragen iſt euch ganz natuͤrlich, ge-
wiß! Arabella? ‒ ‒ Was fuͤr neue Gaben

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[11/0019] ſie hintergehen? Jch ſollte ſie bewegen, euch her- unter zu rufen, damit ihr alles widerlegen moͤch- tet, was ich euch zum Beſten etwa ausgedacht hatte? Gut, gut, Arabella! deſto weniger Verbind- lichkeit habe ich euch, mehr ſage ich nicht. Wie gerne haͤtte ich mich uͤberredet, daß ich noch ei- nen Bruder und eine Schweſter haͤtte, aber ich ſehe, ich habe geirret. Die artige Mopsaͤugigte Seele! das war ihr Ausdruck. Haͤtte ſie ſich doch gerne uͤberredet, daß ſie noch einen Bruder und Schweſter haͤt- te? Warum gehet ihr nicht weiter, Claͤrgen? wobei ſie meinen halb weinenden Ton nachmach- te, ich dachte auch, ich haͤtte noch einen Vater, eine Mutter, zween Oncles, und eine Tante; aber ich habe ge ‒ ‒ ir ‒ ‒ ret, mehr ſage ich nicht. ‒ ‒ Kommt Claͤrgen, ſagt das, denn zum Theil wird es die Wahrheit ſeyn, weil ihr euch ihrem Anſehen entzogen hat, und einen elenden Kerl hoͤher haltet, als ſie alle. Wie habe ich das von euch verdienet, Schwe- ſter? Doch ich will nichts ſagen, ich bedaure euch. Und zwar mit der veraͤchtlichen Mine! Claͤrgen! Nur ſich nicht ſo in die Bruſt ge- worfen! Nur nicht ſo ein hochmuͤthiges Mit- leiden, Maͤdgen! wenn ich bitten darf. Dies Betragen iſt euch ganz natuͤrlich, ge- wiß! Arabella? ‒ ‒ Was fuͤr neue Gaben entdeckt

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/19>, abgerufen am 23.11.2024.