Doch (nachdem ich mich ein wenig erho- let) ich hofte nicht, daß der Fräulein Howe oder ihrer Frau Mutter ein Unglück begegnet wäre. Daß man den gestrigen Brief durch ei- nen Expressen geschickt, und sie ihn mit einer grossen Bewegung geöfnet hatte, als wenn sie ihn eher vermuthen gewesen wäre, - - das mach- te mich in der That besorgt!
Wir waren eben bei Muzzle-Hill. Eine schöne Gegend, so weit man sehen kann! war ihre Anmerkung gegen Polly, an statt mir zu antworten.
Doch ich lies mich damit nicht abspeisen. - - Jch erwartete gewiß von zwo solchen Fe- dern vortrefliche Anmerkungen und Charack- tere. Jch hofte doch, daß zwischen Fräulein Howe und Herrn Hickmann alles gut stün- de? Jhre Mutter wäre sehr für die Heirath. Herr Hickmann hätte seine Verdienste; Er wäre das, was sie Fräulein einen gesetzten Mann nenneten. Doch müßte ich sagen, ich glaubte, Fräulein Howe verdiente einen Mann von ganz anderm Schlage.
Dies, dachte ich, sollte uns auf ein Gespräch führen, wodurch ich etwas heraus bringen könnte. - - Denn Herr Hickmann ist einer von ihren Lieblingen - - Warum? das kann ich nicht rathen, es möchte denn seyn, weil sein Charackter dem Charackter ihrer braven Freundin ganz entgegengesetzt ist.
Aber
Doch (nachdem ich mich ein wenig erho- let) ich hofte nicht, daß der Fraͤulein Howe oder ihrer Frau Mutter ein Ungluͤck begegnet waͤre. Daß man den geſtrigen Brief durch ei- nen Expreſſen geſchickt, und ſie ihn mit einer groſſen Bewegung geoͤfnet hatte, als wenn ſie ihn eher vermuthen geweſen waͤre, ‒ ‒ das mach- te mich in der That beſorgt!
Wir waren eben bei Muzzle-Hill. Eine ſchoͤne Gegend, ſo weit man ſehen kann! war ihre Anmerkung gegen Polly, an ſtatt mir zu antworten.
Doch ich lies mich damit nicht abſpeiſen. ‒ ‒ Jch erwartete gewiß von zwo ſolchen Fe- dern vortrefliche Anmerkungen und Charack- tere. Jch hofte doch, daß zwiſchen Fraͤulein Howe und Herrn Hickmann alles gut ſtuͤn- de? Jhre Mutter waͤre ſehr fuͤr die Heirath. Herr Hickmann haͤtte ſeine Verdienſte; Er waͤre das, was ſie Fraͤulein einen geſetzten Mann nenneten. Doch muͤßte ich ſagen, ich glaubte, Fraͤulein Howe verdiente einen Mann von ganz anderm Schlage.
Dies, dachte ich, ſollte uns auf ein Geſpraͤch fuͤhren, wodurch ich etwas heraus bringen koͤnnte. ‒ ‒ Denn Herr Hickmann iſt einer von ihren Lieblingen ‒ ‒ Warum? das kann ich nicht rathen, es moͤchte denn ſeyn, weil ſein Charackter dem Charackter ihrer braven Freundin ganz entgegengeſetzt iſt.
Aber
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Doch (nachdem ich mich ein wenig erho-
let) ich hofte nicht, daß der Fraͤulein Howe
oder ihrer Frau Mutter ein Ungluͤck begegnet
waͤre. Daß man den geſtrigen Brief durch ei-
nen Expreſſen geſchickt, und ſie ihn mit einer
groſſen Bewegung geoͤfnet hatte, als wenn ſie
ihn eher vermuthen geweſen waͤre, ‒ ‒ das mach-
te mich in der That beſorgt!
Wir waren eben bei Muzzle-Hill. Eine
ſchoͤne Gegend, ſo weit man ſehen kann!
war ihre Anmerkung gegen Polly, an ſtatt
mir zu antworten.
Doch ich lies mich damit nicht abſpeiſen.
‒ ‒ Jch erwartete gewiß von zwo ſolchen Fe-
dern vortrefliche Anmerkungen und Charack-
tere. Jch hofte doch, daß zwiſchen Fraͤulein
Howe und Herrn Hickmann alles gut ſtuͤn-
de? Jhre Mutter waͤre ſehr fuͤr die Heirath.
Herr Hickmann haͤtte ſeine Verdienſte; Er
waͤre das, was ſie Fraͤulein einen geſetzten
Mann nenneten. Doch muͤßte ich ſagen, ich
glaubte, Fraͤulein Howe verdiente einen Mann
von ganz anderm Schlage.
Dies, dachte ich, ſollte uns auf ein Geſpraͤch
fuͤhren, wodurch ich etwas heraus bringen
koͤnnte. ‒ ‒ Denn Herr Hickmann iſt einer
von ihren Lieblingen ‒ ‒ Warum? das kann
ich nicht rathen, es moͤchte denn ſeyn, weil
ſein Charackter dem Charackter ihrer braven
Freundin ganz entgegengeſetzt iſt.
Aber
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/197>, abgerufen am 16.02.2025.
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