Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite



net dazu gebracht werden, diese zwei Worte
zu sprechen? - - Nur sollen es die letzten seyn! - -
Das war recht, wie eine Verliebte gesprochen,
wenn ihr das zarte Herz blutet!

Lächerliche Arabella!

Unverschämtes Clärgen! (hier veränderte
sie ihren hönischen Ton in einen gebieterischen)
Aber könntet ihr euch wol herablassen, zu eurer
Mutter hinunter zu gehen?

Jch mag solch Zeug nicht länger anhören.
Sagt mir nur, Arabella, ob meine Mutter
mich würdigen wird, mich zu sehen.

Ja, wenn ihr nur endlich zu eurer Pflicht
zurück kehren könnet.

Das kann ich, und das will ich auch.

Aber was nennet ihr eure Pflicht?

Meine eigne Neigung aufzugeben, - - da
habt ihr wieder ein Wort, das ihr zum besten
geben könnt - - aus Gehorsam gegen meiner
Aeltern Befehle, und zu bitten, daß ich nicht
mit einem Mann unglücklich gemacht werde,
der sich für eine jede andere besser schickt, als
für mich.

Für mich, meinet ihr, Clärgen?

Warum nicht? weil ihr doch die Frage thut.
Jhr habt von ihm eine beßre Meinung, als ich.
Meine Verwandten werden ihn doch hoffent-
lich für mich nicht zu gut halten, und für euch
nicht gut genug? - - Aber könnt ihr mir
nicht sagen, was über mich beschloßen ist, ohne

mich



net dazu gebracht werden, dieſe zwei Worte
zu ſprechen? ‒ ‒ Nur ſollen es die letzten ſeyn! ‒ ‒
Das war recht, wie eine Verliebte geſprochen,
wenn ihr das zarte Herz blutet!

Laͤcherliche Arabella!

Unverſchaͤmtes Claͤrgen! (hier veraͤnderte
ſie ihren hoͤniſchen Ton in einen gebieteriſchen)
Aber koͤnntet ihr euch wol herablaſſen, zu eurer
Mutter hinunter zu gehen?

Jch mag ſolch Zeug nicht laͤnger anhoͤren.
Sagt mir nur, Arabella, ob meine Mutter
mich wuͤrdigen wird, mich zu ſehen.

Ja, wenn ihr nur endlich zu eurer Pflicht
zuruͤck kehren koͤnnet.

Das kann ich, und das will ich auch.

Aber was nennet ihr eure Pflicht?

Meine eigne Neigung aufzugeben, ‒ ‒ da
habt ihr wieder ein Wort, das ihr zum beſten
geben koͤnnt ‒ ‒ aus Gehorſam gegen meiner
Aeltern Befehle, und zu bitten, daß ich nicht
mit einem Mann ungluͤcklich gemacht werde,
der ſich fuͤr eine jede andere beſſer ſchickt, als
fuͤr mich.

Fuͤr mich, meinet ihr, Claͤrgen?

Warum nicht? weil ihr doch die Frage thut.
Jhr habt von ihm eine beßre Meinung, als ich.
Meine Verwandten werden ihn doch hoffent-
lich fuͤr mich nicht zu gut halten, und fuͤr euch
nicht gut genug? ‒ ‒ Aber koͤnnt ihr mir
nicht ſagen, was uͤber mich beſchloßen iſt, ohne

mich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0022" n="14"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
net dazu gebracht werden, die&#x017F;e <hi rendition="#fr">zwei Worte</hi><lb/>
zu &#x017F;prechen? &#x2012; &#x2012; Nur &#x017F;ollen es die letzten &#x017F;eyn! &#x2012; &#x2012;<lb/>
Das war recht, wie eine Verliebte ge&#x017F;prochen,<lb/>
wenn ihr das zarte Herz blutet!</p><lb/>
          <p>La&#x0364;cherliche <hi rendition="#fr">Arabella!</hi></p><lb/>
          <p>Unver&#x017F;cha&#x0364;mtes <hi rendition="#fr">Cla&#x0364;rgen!</hi> (hier vera&#x0364;nderte<lb/>
&#x017F;ie ihren ho&#x0364;ni&#x017F;chen Ton in einen gebieteri&#x017F;chen)<lb/>
Aber ko&#x0364;nntet ihr euch wol herabla&#x017F;&#x017F;en, zu eurer<lb/>
Mutter hinunter zu gehen?</p><lb/>
          <p>Jch mag &#x017F;olch Zeug nicht la&#x0364;nger anho&#x0364;ren.<lb/>
Sagt mir nur, <hi rendition="#fr">Arabella,</hi> ob meine Mutter<lb/>
mich wu&#x0364;rdigen wird, mich zu &#x017F;ehen.</p><lb/>
          <p>Ja, wenn ihr nur endlich zu eurer Pflicht<lb/>
zuru&#x0364;ck kehren ko&#x0364;nnet.</p><lb/>
          <p>Das kann ich, und das will ich auch.</p><lb/>
          <p>Aber was nennet ihr eure Pflicht?</p><lb/>
          <p>Meine eigne <hi rendition="#fr">Neigung</hi> aufzugeben, &#x2012; &#x2012; da<lb/>
habt ihr wieder ein Wort, das ihr zum be&#x017F;ten<lb/>
geben ko&#x0364;nnt &#x2012; &#x2012; aus Gehor&#x017F;am gegen meiner<lb/>
Aeltern Befehle, und zu bitten, daß ich nicht<lb/>
mit einem Mann unglu&#x0364;cklich gemacht werde,<lb/>
der &#x017F;ich fu&#x0364;r <hi rendition="#fr">eine jede andere</hi> be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;chickt, als<lb/>
fu&#x0364;r mich.</p><lb/>
          <p>Fu&#x0364;r <hi rendition="#fr">mich,</hi> meinet ihr, <hi rendition="#fr">Cla&#x0364;rgen?</hi></p><lb/>
          <p>Warum nicht? weil ihr doch die Frage thut.<lb/>
Jhr habt von ihm eine beßre Meinung, als ich.<lb/>
Meine Verwandten werden ihn doch hoffent-<lb/>
lich fu&#x0364;r mich nicht <hi rendition="#fr">zu gut</hi> halten, und fu&#x0364;r euch<lb/><hi rendition="#fr">nicht gut genug?</hi> &#x2012; &#x2012; Aber ko&#x0364;nnt ihr mir<lb/>
nicht &#x017F;agen, was u&#x0364;ber mich be&#x017F;chloßen i&#x017F;t, ohne<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mich</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0022] net dazu gebracht werden, dieſe zwei Worte zu ſprechen? ‒ ‒ Nur ſollen es die letzten ſeyn! ‒ ‒ Das war recht, wie eine Verliebte geſprochen, wenn ihr das zarte Herz blutet! Laͤcherliche Arabella! Unverſchaͤmtes Claͤrgen! (hier veraͤnderte ſie ihren hoͤniſchen Ton in einen gebieteriſchen) Aber koͤnntet ihr euch wol herablaſſen, zu eurer Mutter hinunter zu gehen? Jch mag ſolch Zeug nicht laͤnger anhoͤren. Sagt mir nur, Arabella, ob meine Mutter mich wuͤrdigen wird, mich zu ſehen. Ja, wenn ihr nur endlich zu eurer Pflicht zuruͤck kehren koͤnnet. Das kann ich, und das will ich auch. Aber was nennet ihr eure Pflicht? Meine eigne Neigung aufzugeben, ‒ ‒ da habt ihr wieder ein Wort, das ihr zum beſten geben koͤnnt ‒ ‒ aus Gehorſam gegen meiner Aeltern Befehle, und zu bitten, daß ich nicht mit einem Mann ungluͤcklich gemacht werde, der ſich fuͤr eine jede andere beſſer ſchickt, als fuͤr mich. Fuͤr mich, meinet ihr, Claͤrgen? Warum nicht? weil ihr doch die Frage thut. Jhr habt von ihm eine beßre Meinung, als ich. Meine Verwandten werden ihn doch hoffent- lich fuͤr mich nicht zu gut halten, und fuͤr euch nicht gut genug? ‒ ‒ Aber koͤnnt ihr mir nicht ſagen, was uͤber mich beſchloßen iſt, ohne mich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/22
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/22>, abgerufen am 03.12.2024.