So haltet ihr überhaupt einen Zweikampf für erlaubt?
Das wol nicht, so wenig ich dafür kann, daß er sich geschlagen hat.
Wollt ihr wol hinunter gehen, und euren Ei- gensinn gegen eure Mamma brechen?
Jch antwortete nicht.
Soll ich Euer Gnaden hinunter führen? (sie wollte mich bei der Hand fassen)
Wie? mich nicht einmal einer Antwort zu würdigen?
Jch wandte mich stillschweigend von ihr.
Was? ihr kehret mir auch den Rücken zu? - - Soll ich eure Mutter zu euch herauf bringen, liebes Kind! indem sie mir folgte, und meine sträubende Hand ergriff. Sprichst du noch nicht? Komm, du ernsthaftes, stummes Püpp- gen! Sprich mir nur ein Wort zu - - Du mußt doch bald zwei Worte zu Herrn Sol- mes sprechen. So viel kan ich dich versichern.
Das sollen dann, sagte ich mit einem Strom von Thränen, den ich nicht länger zurück halten konnte, die lezten Worte seyn, die ich je spre- chen werde.
Gut! gut! versetzte sie in einem spöttischen Ton, (wobei sie mein weggekehrtes Gesicht mit ihrem Schnupftuch abwischte, und mit der andern Hand die meinige hielt) ich freue mich nur, daß etwas ist, welches euch zur Spra- che bringen kan. Also glaubt ihr doch, ihr kön-
net
So haltet ihr uͤberhaupt einen Zweikampf fuͤr erlaubt?
Das wol nicht, ſo wenig ich dafuͤr kann, daß er ſich geſchlagen hat.
Wollt ihr wol hinunter gehen, und euren Ei- genſinn gegen eure Mamma brechen?
Jch antwortete nicht.
Soll ich Euer Gnaden hinunter fuͤhren? (ſie wollte mich bei der Hand faſſen)
Wie? mich nicht einmal einer Antwort zu wuͤrdigen?
Jch wandte mich ſtillſchweigend von ihr.
Was? ihr kehret mir auch den Ruͤcken zu? ‒ ‒ Soll ich eure Mutter zu euch herauf bringen, liebes Kind! indem ſie mir folgte, und meine ſtraͤubende Hand ergriff. Sprichſt du noch nicht? Komm, du ernſthaftes, ſtummes Puͤpp- gen! Sprich mir nur ein Wort zu ‒ ‒ Du mußt doch bald zwei Worte zu Herrn Sol- mes ſprechen. So viel kan ich dich verſichern.
Das ſollen dann, ſagte ich mit einem Strom von Thraͤnen, den ich nicht laͤnger zuruͤck halten konnte, die lezten Worte ſeyn, die ich je ſpre- chen werde.
Gut! gut! verſetzte ſie in einem ſpoͤttiſchen Ton, (wobei ſie mein weggekehrtes Geſicht mit ihrem Schnupftuch abwiſchte, und mit der andern Hand die meinige hielt) ich freue mich nur, daß etwas iſt, welches euch zur Spra- che bringen kan. Alſo glaubt ihr doch, ihr koͤn-
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So haltet ihr uͤberhaupt einen Zweikampf
fuͤr erlaubt?
Das wol nicht, ſo wenig ich dafuͤr kann, daß
er ſich geſchlagen hat.
Wollt ihr wol hinunter gehen, und euren Ei-
genſinn gegen eure Mamma brechen?
Jch antwortete nicht.
Soll ich Euer Gnaden hinunter fuͤhren? (ſie
wollte mich bei der Hand faſſen)
Wie? mich nicht einmal einer Antwort zu
wuͤrdigen?
Jch wandte mich ſtillſchweigend von ihr.
Was? ihr kehret mir auch den Ruͤcken zu? ‒ ‒
Soll ich eure Mutter zu euch herauf bringen,
liebes Kind! indem ſie mir folgte, und meine
ſtraͤubende Hand ergriff. Sprichſt du noch
nicht? Komm, du ernſthaftes, ſtummes Puͤpp-
gen! Sprich mir nur ein Wort zu ‒ ‒ Du
mußt doch bald zwei Worte zu Herrn Sol-
mes ſprechen. So viel kan ich dich verſichern.
Das ſollen dann, ſagte ich mit einem Strom
von Thraͤnen, den ich nicht laͤnger zuruͤck halten
konnte, die lezten Worte ſeyn, die ich je ſpre-
chen werde.
Gut! gut! verſetzte ſie in einem ſpoͤttiſchen
Ton, (wobei ſie mein weggekehrtes Geſicht mit
ihrem Schnupftuch abwiſchte, und mit der
andern Hand die meinige hielt) ich freue
mich nur, daß etwas iſt, welches euch zur Spra-
che bringen kan. Alſo glaubt ihr doch, ihr koͤn-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/21>, abgerufen am 16.07.2024.
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