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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

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vertrauen kann) warum ich dieser wackern
Fräulein Wiederherstellung
und völlige
Besserung
wünsche. Es ist nemlich, daß ich
(so ganz von weiten) von Herrn Johann
Harlowe
gehöret habe, es wäre sehr zu ver-
muthen (da man ihr einmal den Streich ge-
spielet hätte) daß sie sich entschliessen würde, ih-
re Tage vor sich, in Busse und Reue zuzu-
bringen - - und würde also warscheinlicher Wei-
se (wenn sie auf ihr Gut zöge) einen Capel-
lan
halten, der ihr in ihrer Andacht, und in
ihren Buß-Uebungen beistünde. - - Thut sie
das, wie könnte sich denn einer besser stehen,
als ich? - - Und da ich (so wol aus ihrer als
aller Leute Erzählung) finde, daß sie, was ihre
Absichten anbetrift, unschuldig, und gewillet ist,
an den Herrn Lovelace nicht mehr zu geden-
ke: Wer weiß, was sich (mit der Zeit) bege-
ben könnte? - - Und doch müßte es erst nach
Herrn Lovelace Tode geschehen, (welcher
möglicher Weise eher erfolgen könnte, als er
denket, seiner verfluchten Lebensart willen)
Denn das ist ausgemacht, ein Mann, der dem
gemeinen Wesen nützlich ist, darf nicht (um
das artigste Frauenzimmer in der Welt) seine
Kehle der Barmherzigkeit eines Menschen
vertrauen, der weder GOtt noch den Teufel
scheuet.

Jch bitte, lassen Sie diese Muthmassung
ausser Sie selbst, niemanden, als Dero Frau
Gemahlin,
und die Frau Barker erfahren,

in
Q 2



vertrauen kann) warum ich dieſer wackern
Fraͤulein Wiederherſtellung
und voͤllige
Beſſerung
wuͤnſche. Es iſt nemlich, daß ich
(ſo ganz von weiten) von Herrn Johann
Harlowe
gehoͤret habe, es waͤre ſehr zu ver-
muthen (da man ihr einmal den Streich ge-
ſpielet haͤtte) daß ſie ſich entſchlieſſen wuͤrde, ih-
re Tage vor ſich, in Buſſe und Reue zuzu-
bringen ‒ ‒ und wuͤrde alſo warſcheinlicher Wei-
ſe (wenn ſie auf ihr Gut zoͤge) einen Capel-
lan
halten, der ihr in ihrer Andacht, und in
ihren Buß-Uebungen beiſtuͤnde. ‒ ‒ Thut ſie
das, wie koͤnnte ſich denn einer beſſer ſtehen,
als ich? ‒ ‒ Und da ich (ſo wol aus ihrer als
aller Leute Erzaͤhlung) finde, daß ſie, was ihre
Abſichten anbetrift, unſchuldig, und gewillet iſt,
an den Herrn Lovelace nicht mehr zu geden-
ke: Wer weiß, was ſich (mit der Zeit) bege-
ben koͤnnte? ‒ ‒ Und doch muͤßte es erſt nach
Herrn Lovelace Tode geſchehen, (welcher
moͤglicher Weiſe eher erfolgen koͤnnte, als er
denket, ſeiner verfluchten Lebensart willen)
Denn das iſt ausgemacht, ein Mann, der dem
gemeinen Weſen nuͤtzlich iſt, darf nicht (um
das artigſte Frauenzimmer in der Welt) ſeine
Kehle der Barmherzigkeit eines Menſchen
vertrauen, der weder GOtt noch den Teufel
ſcheuet.

Jch bitte, laſſen Sie dieſe Muthmaſſung
auſſer Sie ſelbſt, niemanden, als Dero Frau
Gemahlin,
und die Frau Barker erfahren,

in
Q 2
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[243/0251] vertrauen kann) warum ich dieſer wackern Fraͤulein Wiederherſtellung und voͤllige Beſſerung wuͤnſche. Es iſt nemlich, daß ich (ſo ganz von weiten) von Herrn Johann Harlowe gehoͤret habe, es waͤre ſehr zu ver- muthen (da man ihr einmal den Streich ge- ſpielet haͤtte) daß ſie ſich entſchlieſſen wuͤrde, ih- re Tage vor ſich, in Buſſe und Reue zuzu- bringen ‒ ‒ und wuͤrde alſo warſcheinlicher Wei- ſe (wenn ſie auf ihr Gut zoͤge) einen Capel- lan halten, der ihr in ihrer Andacht, und in ihren Buß-Uebungen beiſtuͤnde. ‒ ‒ Thut ſie das, wie koͤnnte ſich denn einer beſſer ſtehen, als ich? ‒ ‒ Und da ich (ſo wol aus ihrer als aller Leute Erzaͤhlung) finde, daß ſie, was ihre Abſichten anbetrift, unſchuldig, und gewillet iſt, an den Herrn Lovelace nicht mehr zu geden- ke: Wer weiß, was ſich (mit der Zeit) bege- ben koͤnnte? ‒ ‒ Und doch muͤßte es erſt nach Herrn Lovelace Tode geſchehen, (welcher moͤglicher Weiſe eher erfolgen koͤnnte, als er denket, ſeiner verfluchten Lebensart willen) Denn das iſt ausgemacht, ein Mann, der dem gemeinen Weſen nuͤtzlich iſt, darf nicht (um das artigſte Frauenzimmer in der Welt) ſeine Kehle der Barmherzigkeit eines Menſchen vertrauen, der weder GOtt noch den Teufel ſcheuet. Jch bitte, laſſen Sie dieſe Muthmaſſung auſſer Sie ſelbſt, niemanden, als Dero Frau Gemahlin, und die Frau Barker erfahren, in Q 2

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/251>, abgerufen am 22.11.2024.