[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.den Schutz Gottes, da ich höre, daß Herr Lo- velace ein Gelehrter ist. Es ist wunderbar genug, daß so ein nieder- Jch sage noch einmal, daß ich, da er ein Ge- Corpora magnanimo satis est prostrasse So daß, fals ich hinter dem Schilde mei- Bö-
den Schutz Gottes, da ich hoͤre, daß Herr Lo- velace ein Gelehrter iſt. Es iſt wunderbar genug, daß ſo ein nieder- Jch ſage noch einmal, daß ich, da er ein Ge- Corpora magnanimo ſatis eſt proſtrâſſe So daß, fals ich hinter dem Schilde mei- Boͤ-
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den Schutz Gottes, da ich hoͤre, daß Herr Lo-
velace ein Gelehrter iſt.
Es iſt wunderbar genug, daß ſo ein nieder-
traͤchtiger Boͤſewicht (ich hoffe, er wird
dies nimmer zu Geſicht bekommen!) ein Ge-
lehrter ſeyn ſoll. Jch will ſo viel ſagen, daß
ein Gelehrter ſich ſo viel abmuͤßigen kann,
ein Boͤſewicht zu ſeyn; obgleich, moͤglicher
Weiſe, ein Gelehrter ein ſchlauer Suͤnder
ſeyn, und die Gelegenheiten ergreifen kann, wie
ſie ihm eben in den Weg kommen. ‒ ‒
Welches ich gleich wol, wie ich in Warheit
verſichre, nie gethan habe!
Jch ſage noch einmal, daß ich, da er ein Ge-
lehrter iſt, meine claßiſche Waffenruͤſtung
(wenn ich ſo reden darf) anlegen werde, und
etwa mit ihm ganz ſanftmuͤthig (denn Tapfer-
keit und Sanftmuth ſind Eigenſchaften, die
ſehr wol mit einander beſtehen, und bei
keinem in ſolchem Glanze ſcheinen, als in der
chriſtlichen Geiſtlichkeit) und etwa, ſage
ich, mit ihm ganz ſanftmuͤthig vom Ovid an-
fangen:
Corpora magnanimo ſatis eſt proſtrâſſe
leoni.
So daß, fals ich hinter dem Schilde mei-
ner eignen Klugheit nicht ſicher ſeyn ſollte,
ich doch gewiß hinter dem Schilde der ewig-
vortreflichen claßiſchen Schriftſteller
ſicher ſeyn werde; beſonders des Horaz, der,
weil er ſelbſt ein Boͤſewicht (und zwar ein
Boͤ-
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