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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

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und der Mine der Sally eingenommen, die es
ihm verrieth, daß sie bei ihrer Lebensart viele
Selbst-Zufriedenheit besässe. Nachdem sie sich
von beiden Seiten Zeichen gegeben, daß sie ein-
ander gefielen, fand er keine Schwierigkeit mehr,
zu erfahren wo er sie den nächsten Tag besu-
chen könnte. Und doch war es für eine Person
von ihrem Ehrgeiz und vornehmen Aufzuge ei-
nige Demüthigung, daß sie sich so weit herab-
lassen, und einem so artigen jungen Herrn sa-
gen sollte, daß sie nichts weiter, als eines Kra-
mers Tochter sei. So natürlich ist es einem
Mädgen, das, wie Sally, erzogen worden,
sich bei Gelegenheiten derer zu schämen, deren
Thorheit sie über sich selbst weggesetzet hat.

Es mochte der Sally noch so sauer ankom-
men, ihm dieses zu sagen, so war Herr Love-
lace
an seiner Seite nicht übel zufrieden, daß
seine Geliebte von keinem höhern Range war;
weil er sie bald in den niedrigsten Zustand zu
versetzen hofte, in welchen ein unglückliches
Mädgen nur verfallen kann.

Allein da Jungfer Martin Nachricht ein-
gezogen, daß ihr Liebhaber der Schwester-Sohn
und vermuthliche Erbe des Lord M. sei, so hielt
sie ihn eben für den Mann, nach welchem sie so
lange mit solcher Ungeduld ausgesehen hatte,
und für welchen es der Mühe werth wäre, ihr
Netz aufzustellen. Es wird nicht übel seyn,
hier anzumerken, wie wahrscheinlich es sei, daß
Herr Lovelace die Sally Martin, und viel-

leicht



und der Mine der Sally eingenommen, die es
ihm verrieth, daß ſie bei ihrer Lebensart viele
Selbſt-Zufriedenheit beſaͤſſe. Nachdem ſie ſich
von beiden Seiten Zeichen gegeben, daß ſie ein-
ander gefielen, fand er keine Schwierigkeit mehr,
zu erfahren wo er ſie den naͤchſten Tag beſu-
chen koͤnnte. Und doch war es fuͤr eine Perſon
von ihrem Ehrgeiz und vornehmen Aufzuge ei-
nige Demuͤthigung, daß ſie ſich ſo weit herab-
laſſen, und einem ſo artigen jungen Herrn ſa-
gen ſollte, daß ſie nichts weiter, als eines Kra-
mers Tochter ſei. So natuͤrlich iſt es einem
Maͤdgen, das, wie Sally, erzogen worden,
ſich bei Gelegenheiten derer zu ſchaͤmen, deren
Thorheit ſie uͤber ſich ſelbſt weggeſetzet hat.

Es mochte der Sally noch ſo ſauer ankom-
men, ihm dieſes zu ſagen, ſo war Herr Love-
lace
an ſeiner Seite nicht uͤbel zufrieden, daß
ſeine Geliebte von keinem hoͤhern Range war;
weil er ſie bald in den niedrigſten Zuſtand zu
verſetzen hofte, in welchen ein ungluͤckliches
Maͤdgen nur verfallen kann.

Allein da Jungfer Martin Nachricht ein-
gezogen, daß ihr Liebhaber der Schweſter-Sohn
und vermuthliche Erbe des Lord M. ſei, ſo hielt
ſie ihn eben fuͤr den Mann, nach welchem ſie ſo
lange mit ſolcher Ungeduld ausgeſehen hatte,
und fuͤr welchen es der Muͤhe werth waͤre, ihr
Netz aufzuſtellen. Es wird nicht uͤbel ſeyn,
hier anzumerken, wie wahrſcheinlich es ſei, daß
Herr Lovelace die Sally Martin, und viel-

leicht
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[317/0325] und der Mine der Sally eingenommen, die es ihm verrieth, daß ſie bei ihrer Lebensart viele Selbſt-Zufriedenheit beſaͤſſe. Nachdem ſie ſich von beiden Seiten Zeichen gegeben, daß ſie ein- ander gefielen, fand er keine Schwierigkeit mehr, zu erfahren wo er ſie den naͤchſten Tag beſu- chen koͤnnte. Und doch war es fuͤr eine Perſon von ihrem Ehrgeiz und vornehmen Aufzuge ei- nige Demuͤthigung, daß ſie ſich ſo weit herab- laſſen, und einem ſo artigen jungen Herrn ſa- gen ſollte, daß ſie nichts weiter, als eines Kra- mers Tochter ſei. So natuͤrlich iſt es einem Maͤdgen, das, wie Sally, erzogen worden, ſich bei Gelegenheiten derer zu ſchaͤmen, deren Thorheit ſie uͤber ſich ſelbſt weggeſetzet hat. Es mochte der Sally noch ſo ſauer ankom- men, ihm dieſes zu ſagen, ſo war Herr Love- lace an ſeiner Seite nicht uͤbel zufrieden, daß ſeine Geliebte von keinem hoͤhern Range war; weil er ſie bald in den niedrigſten Zuſtand zu verſetzen hofte, in welchen ein ungluͤckliches Maͤdgen nur verfallen kann. Allein da Jungfer Martin Nachricht ein- gezogen, daß ihr Liebhaber der Schweſter-Sohn und vermuthliche Erbe des Lord M. ſei, ſo hielt ſie ihn eben fuͤr den Mann, nach welchem ſie ſo lange mit ſolcher Ungeduld ausgeſehen hatte, und fuͤr welchen es der Muͤhe werth waͤre, ihr Netz aufzuſtellen. Es wird nicht uͤbel ſeyn, hier anzumerken, wie wahrſcheinlich es ſei, daß Herr Lovelace die Sally Martin, und viel- leicht

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/325>, abgerufen am 24.11.2024.