[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753."wie klein die Glückseligkeit aller Sterb- "lichen sei!" Aber von unendlich grösserem Gewichte als "Jch hätte schier gestrauchelt mit meinen Füs- Dies ist der Trost, womit sich der göttliche anrich- (*) Psalm LXXIII. Y 5
„wie klein die Gluͤckſeligkeit aller Sterb- „lichen ſei!„ Aber von unendlich groͤſſerem Gewichte als „Jch haͤtte ſchier geſtrauchelt mit meinen Fuͤſ- Dies iſt der Troſt, womit ſich der goͤttliche anrich- (*) Pſalm LXXIII. Y 5
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„wie klein die Gluͤckſeligkeit aller Sterb-
„lichen ſei!„
Aber von unendlich groͤſſerem Gewichte als
alles, was bisher hievon angefuͤhret, ſind die
Worte des Aſſaphs: (*)
„Jch haͤtte ſchier geſtrauchelt mit meinen Fuͤſ-
„ſen, mein Tritt haͤtte beinahe geglitten. Denn
„es verdroß mich auf die Ruhmraͤthigen, da
„ich ſahe, daß es den Gottloſen ſo wol gieng.
„Denn ſie ſtehen feſt, wie ein Pallaſt. Sie ſind
„nicht im Ungluͤck, wie andere Leute, und werden
„nicht wie andere Menſchen geplagt. ‒ ‒ Jhre
„Perſon bruͤſtet ſich, wie ein Wanſt; ſie haben
„mehr, als ihr Herz wuͤnſchen kann. ‒ ‒ Solls
„denn umſonſt ſeyn, daß ich meine Haͤnde in
„Unſchuld waſche? Und bin geplaget taͤglich?
„und meine Strafe iſt alle Morgen da? Jch
„gedachte ihm nach, daß ichs begreifen moͤchte,
„aber es war mir zu ſchwer. Bis daß ich gieng
„in das Heiligthum GOttes, und merkte auf
„ihr Ende. ‒ ‒ Du leiteſt mich, HErr, nach dei-
„nem Rath, und nimmſt mich endlich mit Eh-
„ren an.„
Dies iſt der Troſt, womit ſich der goͤttliche
Dichter beruhigte. Soll denn der Menſch ſich
herausnehmen, den gemeinen Lauf der Natur
zu veraͤndern, und, ſo weit er kann, die Ord-
nung zu unterbrechen, woran die ſchwachen
Sterblichen durchaus gebunden ſind? Darf er
ſich einbilden, daß er eine beſſere Haushaltung
anrich-
(*) Pſalm LXXIII.
Y 5
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