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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

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wie sie es haben wollen. O Gebieterin meines
Herzens! (er ergriff meine Hand und drückte
sie, auf eine recht wilde Art, zwischen seinen
beiden Händen, an seine Lippen) Nehmen sie,
nehmen sie mich ganz zu sich. Vilden sie mich,
wie sie mich haben wollen. Jn ihren Händen
bin ich Wachs. Drücken sie ihr Bild in mich.
Das soll das Siegel seyn, daß ich ewig der Jh-
rige bin. - Wir waren für einander gebohren!
- - Sie, mich glücklich zu machen, und eine
Seele zu retten. - - Jch bin lauter Jrthum,
lauter Verbrechen. Jch sehe, was ich hätte
thun sollen. - - Aber können sie sich vorstellen,
gnädige Fräulein, daß ich mit guten Herzen
darein willigen kann, einer partheiischen Aus-
sohnung aufgeopfert zu werden, wo ich so viel,
so unersetzlich viel, zu verlieren habe? - - Alles
in der Welt, nur dies nicht. - - Schliessen sie
mich in ihre Bedingungen mit ein. Schrei-
ben sie mir vor, versprechen sie in meinem Na-
men, was sie wollen. - - Thun sie mir einen
Strick um den Hals, und führen sie mich da-
bei; nur daß ich Bergebung erhalte, wenn ich
mich dieser harten Busse, und eben so sclavi-
schen Erniedrigung in ihres Vaters Gegenwart
unterwerfe. Nur daß ihr Bruder nicht zuge-
gen ist! Jch will vor den Knien ihres Herrn
Vaters um seine Einwilligung bitten, und,
wenn er mich nur nicht mit Füssen tritt, alles
ertragen, weil er ihr Vater ist. Aber sie auf
kalte gleichgültige Bedingungen aufzugeben!

ich
D 3



wie ſie es haben wollen. O Gebieterin meines
Herzens! (er ergriff meine Hand und druͤckte
ſie, auf eine recht wilde Art, zwiſchen ſeinen
beiden Haͤnden, an ſeine Lippen) Nehmen ſie,
nehmen ſie mich ganz zu ſich. Vilden ſie mich,
wie ſie mich haben wollen. Jn ihren Haͤnden
bin ich Wachs. Druͤcken ſie ihr Bild in mich.
Das ſoll das Siegel ſeyn, daß ich ewig der Jh-
rige bin. ‒ Wir waren fuͤr einander gebohren!
‒ ‒ Sie, mich gluͤcklich zu machen, und eine
Seele zu retten. ‒ ‒ Jch bin lauter Jrthum,
lauter Verbrechen. Jch ſehe, was ich haͤtte
thun ſollen. ‒ ‒ Aber koͤnnen ſie ſich vorſtellen,
gnaͤdige Fraͤulein, daß ich mit guten Herzen
darein willigen kann, einer partheiiſchen Aus-
ſohnung aufgeopfert zu werden, wo ich ſo viel,
ſo unerſetzlich viel, zu verlieren habe? ‒ ‒ Alles
in der Welt, nur dies nicht. ‒ ‒ Schlieſſen ſie
mich in ihre Bedingungen mit ein. Schrei-
ben ſie mir vor, verſprechen ſie in meinem Na-
men, was ſie wollen. ‒ ‒ Thun ſie mir einen
Strick um den Hals, und fuͤhren ſie mich da-
bei; nur daß ich Bergebung erhalte, wenn ich
mich dieſer harten Buſſe, und eben ſo ſclavi-
ſchen Erniedrigung in ihres Vaters Gegenwart
unterwerfe. Nur daß ihr Bruder nicht zuge-
gen iſt! Jch will vor den Knien ihres Herrn
Vaters um ſeine Einwilligung bitten, und,
wenn er mich nur nicht mit Fuͤſſen tritt, alles
ertragen, weil er ihr Vater iſt. Aber ſie auf
kalte gleichguͤltige Bedingungen aufzugeben!

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D 3
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[53/0061] wie ſie es haben wollen. O Gebieterin meines Herzens! (er ergriff meine Hand und druͤckte ſie, auf eine recht wilde Art, zwiſchen ſeinen beiden Haͤnden, an ſeine Lippen) Nehmen ſie, nehmen ſie mich ganz zu ſich. Vilden ſie mich, wie ſie mich haben wollen. Jn ihren Haͤnden bin ich Wachs. Druͤcken ſie ihr Bild in mich. Das ſoll das Siegel ſeyn, daß ich ewig der Jh- rige bin. ‒ Wir waren fuͤr einander gebohren! ‒ ‒ Sie, mich gluͤcklich zu machen, und eine Seele zu retten. ‒ ‒ Jch bin lauter Jrthum, lauter Verbrechen. Jch ſehe, was ich haͤtte thun ſollen. ‒ ‒ Aber koͤnnen ſie ſich vorſtellen, gnaͤdige Fraͤulein, daß ich mit guten Herzen darein willigen kann, einer partheiiſchen Aus- ſohnung aufgeopfert zu werden, wo ich ſo viel, ſo unerſetzlich viel, zu verlieren habe? ‒ ‒ Alles in der Welt, nur dies nicht. ‒ ‒ Schlieſſen ſie mich in ihre Bedingungen mit ein. Schrei- ben ſie mir vor, verſprechen ſie in meinem Na- men, was ſie wollen. ‒ ‒ Thun ſie mir einen Strick um den Hals, und fuͤhren ſie mich da- bei; nur daß ich Bergebung erhalte, wenn ich mich dieſer harten Buſſe, und eben ſo ſclavi- ſchen Erniedrigung in ihres Vaters Gegenwart unterwerfe. Nur daß ihr Bruder nicht zuge- gen iſt! Jch will vor den Knien ihres Herrn Vaters um ſeine Einwilligung bitten, und, wenn er mich nur nicht mit Fuͤſſen tritt, alles ertragen, weil er ihr Vater iſt. Aber ſie auf kalte gleichguͤltige Bedingungen aufzugeben! ich D 3

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/61>, abgerufen am 27.11.2024.