lesen, das können sie glauben: Und künftig einmal, wenn ich, wie ich hoffe, zur Ruhe komme, will ich ein dramatisches Stück darü- ber verfertigen. Jch habe es dann und wann schon vorgehabt, und vielleicht sind zu willig/ mir zuzugestehen, daß ich mich dazu schicke.
Es ist nicht lange, Herr Lovelace, wie sie bei einem Worte einen Anstoß funden, mit wel- chem sie besser bekannt seyn müssen, ehe sie sich völlig dazu schicken, einen solchen Vorwurf aus- zuführen. Jch erstaune, daß sie das gering- ste von der Schrift wissen sollten, da sie das Wort so wenig kennen. (*)
O, gnädige Fräulein, ich habe die Bibel ge- lesen, als ein sehr gutes Buch in der alten Geschichte. - - Aber, so wahr ich seelig zu wer- den hoffe! sie hat mich vor wenig Jahren so un- ruhig gemacht, wenn ich von ungefähr über ge- wisse Stellen derselben gerieth, daß ich genö- thiget wurde, mich sogleich durch Musik, oder Gesellschaft zu zerstreuen.
Armer Mensch! (ich hub meine Augen und Hände in die Höhe)
Die Ankündigungen der Schrift kommen einem so plötzlich, mit so wenigen Umständen, ohne einmal, wenn ichs sagen darf, ein Vor- sehn! eines groben Sänftenträgers in London voran zu schicken, daß sie einen Menschen mit samt dem Pferde übern Haufen werfen, wie
Sanct
(*) Das Wort Gnade. Siehe Th. III. S. 217. 218.
leſen, das koͤnnen ſie glauben: Und kuͤnftig einmal, wenn ich, wie ich hoffe, zur Ruhe komme, will ich ein dramatiſches Stuͤck daruͤ- ber verfertigen. Jch habe es dann und wann ſchon vorgehabt, und vielleicht ſind zu willig/ mir zuzugeſtehen, daß ich mich dazu ſchicke.
Es iſt nicht lange, Herr Lovelace, wie ſie bei einem Worte einen Anſtoß funden, mit wel- chem ſie beſſer bekannt ſeyn muͤſſen, ehe ſie ſich voͤllig dazu ſchicken, einen ſolchen Vorwurf aus- zufuͤhren. Jch erſtaune, daß ſie das gering- ſte von der Schrift wiſſen ſollten, da ſie das Wort ſo wenig kennen. (*)
O, gnaͤdige Fraͤulein, ich habe die Bibel ge- leſen, als ein ſehr gutes Buch in der alten Geſchichte. ‒ ‒ Aber, ſo wahr ich ſeelig zu wer- den hoffe! ſie hat mich vor wenig Jahren ſo un- ruhig gemacht, wenn ich von ungefaͤhr uͤber ge- wiſſe Stellen derſelben gerieth, daß ich genoͤ- thiget wurde, mich ſogleich durch Muſik, oder Geſellſchaft zu zerſtreuen.
Armer Menſch! (ich hub meine Augen und Haͤnde in die Hoͤhe)
Die Ankuͤndigungen der Schrift kommen einem ſo ploͤtzlich, mit ſo wenigen Umſtaͤnden, ohne einmal, wenn ichs ſagen darf, ein Vor- ſehn! eines groben Saͤnftentraͤgers in London voran zu ſchicken, daß ſie einen Menſchen mit ſamt dem Pferde uͤbern Haufen werfen, wie
Sanct
(*) Das Wort Gnade. Siehe Th. III. S. 217. 218.
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leſen, das koͤnnen ſie glauben: Und kuͤnftig
einmal, wenn ich, wie ich hoffe, zur Ruhe
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ber verfertigen. Jch habe es dann und wann
ſchon vorgehabt, und vielleicht ſind zu willig/
mir zuzugeſtehen, daß ich mich dazu ſchicke.
Es iſt nicht lange, Herr Lovelace, wie ſie
bei einem Worte einen Anſtoß funden, mit wel-
chem ſie beſſer bekannt ſeyn muͤſſen, ehe ſie ſich
voͤllig dazu ſchicken, einen ſolchen Vorwurf aus-
zufuͤhren. Jch erſtaune, daß ſie das gering-
ſte von der Schrift wiſſen ſollten, da ſie das
Wort ſo wenig kennen. (*)
O, gnaͤdige Fraͤulein, ich habe die Bibel ge-
leſen, als ein ſehr gutes Buch in der alten
Geſchichte. ‒ ‒ Aber, ſo wahr ich ſeelig zu wer-
den hoffe! ſie hat mich vor wenig Jahren ſo un-
ruhig gemacht, wenn ich von ungefaͤhr uͤber ge-
wiſſe Stellen derſelben gerieth, daß ich genoͤ-
thiget wurde, mich ſogleich durch Muſik, oder
Geſellſchaft zu zerſtreuen.
Armer Menſch! (ich hub meine Augen und
Haͤnde in die Hoͤhe)
Die Ankuͤndigungen der Schrift kommen
einem ſo ploͤtzlich, mit ſo wenigen Umſtaͤnden,
ohne einmal, wenn ichs ſagen darf, ein Vor-
ſehn! eines groben Saͤnftentraͤgers in London
voran zu ſchicken, daß ſie einen Menſchen mit
ſamt dem Pferde uͤbern Haufen werfen, wie
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(*) Das Wort Gnade. Siehe Th. III. S. 217.
218.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/70>, abgerufen am 18.07.2024.
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