zu versorgen, wenn es am Leben bliebe, so wie es dem Stande der Mutter gemäß wäre. Um die Mutter, wenn sie stürbe, Trauer an- zulegen. Und das Versprechen war für die artigen Dinger ein grosser Trost, wenn sie ih- rer Niederkunft nahe kamen!
Alle meine Vergehungen, alle mein Auf- wand ist mit und um der Mädgen willen ge- macht, So konnte ich mein Gewissen befrie- digen, indem ich so ehrlich mit ihnen verfuhr, und zugleich in meinen Ausgaben, behutsam seyn.
Alle Mannspersonen lieben Mädgen. Brin- ge mir einen, wenn du kannst, Joseph, der in diesem Stücke rechtschaffener zu Werke gien- ge, als ich.
Kein Wunder also, daß mich die Mädgen so sehr lieben!
Aber jetzt bin ich ein Mann von strenger Tugend. Jch bin bekehret, und das bin ich schon lange liebe Zeit gewesen; da ich den Entschluß gefaßt habe, zu heirathen, so bald ich das bewundernswürdigste von allem Frauen- zimmer dahin bewegen kann, mich zu nehmen. Jch denke an keine andre, es wäre mir unmög- lich. Jch habe um ihrent willen manches hübsche Mädgen geschonet. Jn Warheit! Joseph! Darum könnt ihr euer ehrliches Herz beruhigen. - - Jhr sehet, wie viel Mühe ich mir gebe, euch eure Grillen auszureden.
Was
zu verſorgen, wenn es am Leben bliebe, ſo wie es dem Stande der Mutter gemaͤß waͤre. Um die Mutter, wenn ſie ſtuͤrbe, Trauer an- zulegen. Und das Verſprechen war fuͤr die artigen Dinger ein groſſer Troſt, wenn ſie ih- rer Niederkunft nahe kamen!
Alle meine Vergehungen, alle mein Auf- wand iſt mit und um der Maͤdgen willen ge- macht, So konnte ich mein Gewiſſen befrie- digen, indem ich ſo ehrlich mit ihnen verfuhr, und zugleich in meinen Ausgaben, behutſam ſeyn.
Alle Mannsperſonen lieben Maͤdgen. Brin- ge mir einen, wenn du kannſt, Joſeph, der in dieſem Stuͤcke rechtſchaffener zu Werke gien- ge, als ich.
Kein Wunder alſo, daß mich die Maͤdgen ſo ſehr lieben!
Aber jetzt bin ich ein Mann von ſtrenger Tugend. Jch bin bekehret, und das bin ich ſchon lange liebe Zeit geweſen; da ich den Entſchluß gefaßt habe, zu heirathen, ſo bald ich das bewundernswuͤrdigſte von allem Frauen- zimmer dahin bewegen kann, mich zu nehmen. Jch denke an keine andre, es waͤre mir unmoͤg- lich. Jch habe um ihrent willen manches huͤbſche Maͤdgen geſchonet. Jn Warheit! Joſeph! Darum koͤnnt ihr euer ehrliches Herz beruhigen. ‒ ‒ Jhr ſehet, wie viel Muͤhe ich mir gebe, euch eure Grillen auszureden.
Was
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zu verſorgen, wenn es am Leben bliebe, ſo
wie es dem Stande der Mutter gemaͤß waͤre.
Um die Mutter, wenn ſie ſtuͤrbe, Trauer an-
zulegen. Und das Verſprechen war fuͤr die
artigen Dinger ein groſſer Troſt, wenn ſie ih-
rer Niederkunft nahe kamen!
Alle meine Vergehungen, alle mein Auf-
wand iſt mit und um der Maͤdgen willen ge-
macht, So konnte ich mein Gewiſſen befrie-
digen, indem ich ſo ehrlich mit ihnen verfuhr,
und zugleich in meinen Ausgaben, behutſam
ſeyn.
Alle Mannsperſonen lieben Maͤdgen. Brin-
ge mir einen, wenn du kannſt, Joſeph, der
in dieſem Stuͤcke rechtſchaffener zu Werke gien-
ge, als ich.
Kein Wunder alſo, daß mich die Maͤdgen
ſo ſehr lieben!
Aber jetzt bin ich ein Mann von ſtrenger
Tugend. Jch bin bekehret, und das bin ich
ſchon lange liebe Zeit geweſen; da ich den
Entſchluß gefaßt habe, zu heirathen, ſo bald
ich das bewundernswuͤrdigſte von allem Frauen-
zimmer dahin bewegen kann, mich zu nehmen.
Jch denke an keine andre, es waͤre mir unmoͤg-
lich. Jch habe um ihrent willen manches
huͤbſche Maͤdgen geſchonet. Jn Warheit!
Joſeph! Darum koͤnnt ihr euer ehrliches Herz
beruhigen. ‒ ‒ Jhr ſehet, wie viel Muͤhe ich
mir gebe, euch eure Grillen auszureden.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/96>, abgerufen am 16.07.2024.
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