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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

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so viel ich weiß, bis auf diesen Tag beständig
treu geblieben seyn.. - - Denn alsdann hätte
ich meinen Engel nicht kennen lernen.

Jch bin nicht ihrentwegen aus dem Lande
gegangen. Sie liebte mich zu sehr, als daß
sie gegen mich eine Klage hätte anstellen wol-
len. Sie wollte nicht einmal eine Schrift un-
terzeichnen, die man aufgesezt hatte, um da-
rauf eine Klage zu grunden. Die grausamen
Geschöpfe wollten ihr daher nicht einmal eine
Hebamme zu Hülfe geben, bis ihr Leben in
Gefahr war, und das mag wol, wie ich glau-
be, Schuld an ihrem Tode seyn!

Jch habe um sie Trauer angeleget, ob ich
gleich damals außer Landes war. Eine beson-
dre Achtung, die ich allezeit den würdigen
Mädgen erzeiget habe, die von mir schwanger
waren, wenn sie im Kindbette starben!

Jn meinen Liebeshändlen bin ich immer sehr
zärtlich gewesen. Dies waren die Regeln, die
ich mir selbst vorschrieb, als ich in die grosse
Welt gieng: Die Mutter hinlänglich zu ver-
sorgen, wenn ihre Verwandten grausam wä-
ren, und ich ihr keinen Mann verschaffen
könnte, der ihrer würdig sei: Gemeine Huren
zu meiden; eine Art von Gerechtigkeit, die ich
unschuldigen Mädgen so wol als mir selber
schuldig war! Ein Mädgen vorher zu verhei-
rathen, wenn es möglich wäre, ehe ich ein
neues zulegte: Dahin zu sehen, daß es ihr
im Kindbette an nichts mangelte: Das Kind

zu
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ſo viel ich weiß, bis auf dieſen Tag beſtaͤndig
treu geblieben ſeyn.. ‒ ‒ Denn alsdann haͤtte
ich meinen Engel nicht kennen lernen.

Jch bin nicht ihrentwegen aus dem Lande
gegangen. Sie liebte mich zu ſehr, als daß
ſie gegen mich eine Klage haͤtte anſtellen wol-
len. Sie wollte nicht einmal eine Schrift un-
terzeichnen, die man aufgeſezt hatte, um da-
rauf eine Klage zu grunden. Die grauſamen
Geſchoͤpfe wollten ihr daher nicht einmal eine
Hebamme zu Huͤlfe geben, bis ihr Leben in
Gefahr war, und das mag wol, wie ich glau-
be, Schuld an ihrem Tode ſeyn!

Jch habe um ſie Trauer angeleget, ob ich
gleich damals außer Landes war. Eine beſon-
dre Achtung, die ich allezeit den wuͤrdigen
Maͤdgen erzeiget habe, die von mir ſchwanger
waren, wenn ſie im Kindbette ſtarben!

Jn meinen Liebeshaͤndlen bin ich immer ſehr
zaͤrtlich geweſen. Dies waren die Regeln, die
ich mir ſelbſt vorſchrieb, als ich in die groſſe
Welt gieng: Die Mutter hinlaͤnglich zu ver-
ſorgen, wenn ihre Verwandten grauſam waͤ-
ren, und ich ihr keinen Mann verſchaffen
koͤnnte, der ihrer wuͤrdig ſei: Gemeine Huren
zu meiden; eine Art von Gerechtigkeit, die ich
unſchuldigen Maͤdgen ſo wol als mir ſelber
ſchuldig war! Ein Maͤdgen vorher zu verhei-
rathen, wenn es moͤglich waͤre, ehe ich ein
neues zulegte: Dahin zu ſehen, daß es ihr
im Kindbette an nichts mangelte: Das Kind

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F 4
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[87/0095] ſo viel ich weiß, bis auf dieſen Tag beſtaͤndig treu geblieben ſeyn.. ‒ ‒ Denn alsdann haͤtte ich meinen Engel nicht kennen lernen. Jch bin nicht ihrentwegen aus dem Lande gegangen. Sie liebte mich zu ſehr, als daß ſie gegen mich eine Klage haͤtte anſtellen wol- len. Sie wollte nicht einmal eine Schrift un- terzeichnen, die man aufgeſezt hatte, um da- rauf eine Klage zu grunden. Die grauſamen Geſchoͤpfe wollten ihr daher nicht einmal eine Hebamme zu Huͤlfe geben, bis ihr Leben in Gefahr war, und das mag wol, wie ich glau- be, Schuld an ihrem Tode ſeyn! Jch habe um ſie Trauer angeleget, ob ich gleich damals außer Landes war. Eine beſon- dre Achtung, die ich allezeit den wuͤrdigen Maͤdgen erzeiget habe, die von mir ſchwanger waren, wenn ſie im Kindbette ſtarben! Jn meinen Liebeshaͤndlen bin ich immer ſehr zaͤrtlich geweſen. Dies waren die Regeln, die ich mir ſelbſt vorſchrieb, als ich in die groſſe Welt gieng: Die Mutter hinlaͤnglich zu ver- ſorgen, wenn ihre Verwandten grauſam waͤ- ren, und ich ihr keinen Mann verſchaffen koͤnnte, der ihrer wuͤrdig ſei: Gemeine Huren zu meiden; eine Art von Gerechtigkeit, die ich unſchuldigen Maͤdgen ſo wol als mir ſelber ſchuldig war! Ein Maͤdgen vorher zu verhei- rathen, wenn es moͤglich waͤre, ehe ich ein neues zulegte: Dahin zu ſehen, daß es ihr im Kindbette an nichts mangelte: Das Kind zu F 4

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/95>, abgerufen am 27.11.2024.