Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.UMb das Jahr Christi 1602. verreisete ein Frantzösischer Edelman seiner Geschäfte halben: Und als er schon weit von seiner Behausung war/ kam er an ein Holtz: Aus welchem er eine Jungfrau heraus kommen sahe/ die voller Betrübnüß war/ und die Haare gen Felde geschlagen hatte: Dieselbe lieff ihm entgegen/ schrye schon von weiten/ und bat/ er wolle sich doch ihrer erbarmen/ und ihre Ehre retten. Der Edelman nahm sein Schwerdt bloß in die Hand: Sagte ihr zu/ er wolte ihr nach Vermögen helffen: Und fragte/ was ihr übels widerfahren? Ihre Antwort war diese: Sie wäre eines Edelmans Tochter/ dessen Schloß wäre eine Tagreise davon: Sie hätte wollen ihre Freunde besuchen/ und da wäre sie von den Strassen-Räubern beraubet/ und ihre Gefertschafft in stücken zerhauen worden: Dieselben Räuber/ an der Beute nicht vergnüget/ hätten sie noch darzu wollen schänden: Aber weil sie sich gewehret/ wäre sie aus ihren Händen entrunnen. UMb das Jahr Christi 1602. verreisete ein Frantzösischer Edelman seiner Geschäfte halben: Und als er schon weit von seiner Behausung war/ kam er an ein Holtz: Aus welchem er eine Jungfrau heraus kommen sahe/ die voller Betrübnüß war/ und die Haare gen Felde geschlagen hatte: Dieselbe lieff ihm entgegen/ schrye schon von weiten/ und bat/ er wolle sich doch ihrer erbarmen/ und ihre Ehre retten. Der Edelman nahm sein Schwerdt bloß in die Hand: Sagte ihr zu/ er wolte ihr nach Vermögen helffen: Und fragte/ was ihr übels widerfahren? Ihre Antwort war diese: Sie wäre eines Edelmans Tochter/ dessen Schloß wäre eine Tagreise davon: Sie hätte wollen ihre Freunde besuchen/ und da wäre sie von den Strassen-Räubern beraubet/ und ihre Gefertschafft in stücken zerhauen worden: Dieselben Räuber/ an der Beute nicht vergnüget/ hätten sie noch darzu wollen schänden: Aber weil sie sich gewehret/ wäre sie aus ihren Händen entrunnen. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0114" n="94"/> <p>UMb das Jahr Christi 1602. verreisete ein Frantzösischer Edelman seiner Geschäfte halben: Und als er schon weit von seiner Behausung war/ kam er an ein Holtz: Aus welchem er eine Jungfrau heraus kommen sahe/ die voller Betrübnüß war/ und die Haare gen Felde geschlagen hatte: Dieselbe lieff ihm entgegen/ schrye schon von weiten/ und bat/ er wolle sich doch ihrer erbarmen/ und ihre Ehre retten.</p> <p>Der Edelman nahm sein Schwerdt bloß in die Hand: Sagte ihr zu/ er wolte ihr nach Vermögen helffen: Und fragte/ was ihr übels widerfahren?</p> <p>Ihre Antwort war diese: Sie wäre eines Edelmans Tochter/ dessen Schloß wäre eine Tagreise davon: Sie hätte wollen ihre Freunde besuchen/ und da wäre sie von den Strassen-Räubern beraubet/ und ihre Gefertschafft in stücken zerhauen worden: Dieselben Räuber/ an der Beute nicht vergnüget/ hätten sie noch darzu wollen schänden: Aber weil sie sich gewehret/ wäre sie aus ihren Händen entrunnen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [94/0114]
UMb das Jahr Christi 1602. verreisete ein Frantzösischer Edelman seiner Geschäfte halben: Und als er schon weit von seiner Behausung war/ kam er an ein Holtz: Aus welchem er eine Jungfrau heraus kommen sahe/ die voller Betrübnüß war/ und die Haare gen Felde geschlagen hatte: Dieselbe lieff ihm entgegen/ schrye schon von weiten/ und bat/ er wolle sich doch ihrer erbarmen/ und ihre Ehre retten.
Der Edelman nahm sein Schwerdt bloß in die Hand: Sagte ihr zu/ er wolte ihr nach Vermögen helffen: Und fragte/ was ihr übels widerfahren?
Ihre Antwort war diese: Sie wäre eines Edelmans Tochter/ dessen Schloß wäre eine Tagreise davon: Sie hätte wollen ihre Freunde besuchen/ und da wäre sie von den Strassen-Räubern beraubet/ und ihre Gefertschafft in stücken zerhauen worden: Dieselben Räuber/ an der Beute nicht vergnüget/ hätten sie noch darzu wollen schänden: Aber weil sie sich gewehret/ wäre sie aus ihren Händen entrunnen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |