Riegl, Alois: Stilfragen. Berlin, 1893.3. Phönikisches. III. Fig. 547) erfüllt es genau dieselbe Funktion wie der "heilige Baum"auf den assyrischen Reliefs: zur Trennung zweier in absoluter Symme- trie einander gegenüber gestellter Figuren. Man ersieht hieraus, wie die Phöniker dieses ornamentale "Wappenschema" für ihre vorwiegend dekorativen Zwecke zu benutzen wussten. Immer treffen wir aber den aufwärts gerichteten Volutenkelch vereint mit einem Fächer aus [Abbildung]
Fig. 41. Lotusblumen und Stengeln, niemals mit dem gewöhnlichen Palmetten-Kyprisches Kapitäl mit Palmettenbaum. fächer. Dagegen war die gewöhnliche egyptische Lotuspalmette auch den Phönikern nicht fremd; eine Anzahl von Beispielen hat Goodyear (Taf. XII. No. 4, 5, 8--11, 15) zusammengestellt: also auch auf phöni- kischem Boden die gleiche scharfe Scheidung zwischen Palmette und Palmettenbaum, wie wir sie schon in der egyptischen Kunst beobachtet haben. In abgekürzter Form findet man nicht selten [Abbildung]
Fig. 42. Fortbildung des Motivs auf phönikischem Boden zu sein scheint, diePhönikische Palmette. phönikische Palmette im engeren Sinne zu nennen (Fig. 42). Hier ist nun der Punkt, wo wir auf die assyrische Palmette zu- 3. Phönikisches. III. Fig. 547) erfüllt es genau dieselbe Funktion wie der „heilige Baum“auf den assyrischen Reliefs: zur Trennung zweier in absoluter Symme- trie einander gegenüber gestellter Figuren. Man ersieht hieraus, wie die Phöniker dieses ornamentale „Wappenschema“ für ihre vorwiegend dekorativen Zwecke zu benutzen wussten. Immer treffen wir aber den aufwärts gerichteten Volutenkelch vereint mit einem Fächer aus [Abbildung]
Fig. 41. Lotusblumen und Stengeln, niemals mit dem gewöhnlichen Palmetten-Kyprisches Kapitäl mit Palmettenbaum. fächer. Dagegen war die gewöhnliche egyptische Lotuspalmette auch den Phönikern nicht fremd; eine Anzahl von Beispielen hat Goodyear (Taf. XII. No. 4, 5, 8—11, 15) zusammengestellt: also auch auf phöni- kischem Boden die gleiche scharfe Scheidung zwischen Palmette und Palmettenbaum, wie wir sie schon in der egyptischen Kunst beobachtet haben. In abgekürzter Form findet man nicht selten [Abbildung]
Fig. 42. Fortbildung des Motivs auf phönikischem Boden zu sein scheint, diePhönikische Palmette. phönikische Palmette im engeren Sinne zu nennen (Fig. 42). Hier ist nun der Punkt, wo wir auf die assyrische Palmette zu- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0131" n="105"/><fw place="top" type="header">3. Phönikisches.</fw><lb/> III. Fig. 547) erfüllt es genau dieselbe Funktion wie der „heilige Baum“<lb/> auf den assyrischen Reliefs: zur Trennung zweier in absoluter Symme-<lb/> trie einander gegenüber gestellter Figuren. Man ersieht hieraus, wie die<lb/> Phöniker dieses ornamentale „Wappenschema“ für ihre vorwiegend<lb/> dekorativen Zwecke zu benutzen wussten. Immer treffen wir aber den<lb/> aufwärts gerichteten Volutenkelch vereint mit einem Fächer aus<lb/><figure><head>Fig. 41.</head><lb/><p>Kyprisches Kapitäl mit Palmettenbaum.</p></figure><lb/> Lotusblumen und Stengeln, niemals mit dem gewöhnlichen Palmetten-<lb/> fächer. Dagegen war die gewöhnliche egyptische Lotuspalmette auch<lb/> den Phönikern nicht fremd; eine Anzahl von Beispielen hat Goodyear<lb/> (Taf. XII. No. 4, 5, 8—11, 15) zusammengestellt: also auch auf phöni-<lb/> kischem Boden die gleiche scharfe Scheidung zwischen Palmette und<lb/> Palmettenbaum, wie wir sie schon in der egyptischen Kunst beobachtet<lb/> haben.</p><lb/> <p>In abgekürzter Form findet man nicht selten<lb/> den bekrönenden Binsenfächer (ohne Glockenblü-<lb/> then) zusammen mit dem oberen aufwärts gerich-<lb/> teten Volutenkelch, der den Fächer von unten halb<lb/> kreisförmig umschliesst. Man pflegt dieses Gebilde,<lb/> das in der That eine abgekürzte, rein dekorative<lb/><figure><head>Fig. 42.</head><lb/><p>Phönikische Palmette.</p></figure><lb/> Fortbildung des Motivs auf phönikischem Boden zu sein scheint, die<lb/> phönikische Palmette im engeren Sinne zu nennen (Fig. 42).</p><lb/> <p>Hier ist nun der Punkt, wo wir auf die assyrische Palmette zu-<lb/> rückgreifen müssen, bei deren Beschreibung (S. 90) wir ihre ursprungs-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [105/0131]
3. Phönikisches.
III. Fig. 547) erfüllt es genau dieselbe Funktion wie der „heilige Baum“
auf den assyrischen Reliefs: zur Trennung zweier in absoluter Symme-
trie einander gegenüber gestellter Figuren. Man ersieht hieraus, wie die
Phöniker dieses ornamentale „Wappenschema“ für ihre vorwiegend
dekorativen Zwecke zu benutzen wussten. Immer treffen wir aber den
aufwärts gerichteten Volutenkelch vereint mit einem Fächer aus
[Abbildung Fig. 41.
Kyprisches Kapitäl mit Palmettenbaum.]
Lotusblumen und Stengeln, niemals mit dem gewöhnlichen Palmetten-
fächer. Dagegen war die gewöhnliche egyptische Lotuspalmette auch
den Phönikern nicht fremd; eine Anzahl von Beispielen hat Goodyear
(Taf. XII. No. 4, 5, 8—11, 15) zusammengestellt: also auch auf phöni-
kischem Boden die gleiche scharfe Scheidung zwischen Palmette und
Palmettenbaum, wie wir sie schon in der egyptischen Kunst beobachtet
haben.
In abgekürzter Form findet man nicht selten
den bekrönenden Binsenfächer (ohne Glockenblü-
then) zusammen mit dem oberen aufwärts gerich-
teten Volutenkelch, der den Fächer von unten halb
kreisförmig umschliesst. Man pflegt dieses Gebilde,
das in der That eine abgekürzte, rein dekorative
[Abbildung Fig. 42.
Phönikische Palmette.]
Fortbildung des Motivs auf phönikischem Boden zu sein scheint, die
phönikische Palmette im engeren Sinne zu nennen (Fig. 42).
Hier ist nun der Punkt, wo wir auf die assyrische Palmette zu-
rückgreifen müssen, bei deren Beschreibung (S. 90) wir ihre ursprungs-
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