einen Teich durch das Ausgraben tiefer zu ma- chen, und ihm dadurch mehr Raum, Wasser zu fas- sen, zu verschaffen, thut man oftermalen weit besser, wenn man den Damm etwas aufträgt, und so die Höhe desselben vergrößert. Hiebei wird aber vorausgesetzt, daß die Seiten des Teiches die- ses Auftragen des Dammes gestatten, oder daß man diese ebenfalls etwas erhöhen wolle und könne.
Wer einigermaßen darauf Acht gegeben hat, wie viel leichter es ist, irgendwo über Tage, wie die Bergleute zu sagen pflegen, locker umher- liegenden Schutt aufzufüllen, und ihn blos wo anders hin abzustürzen, als den nemlichen Schutt aus einem engen Raume und festen Lager, erst zu gewinnen und dann an Ort und Stelle zu fuhren, wird sich bald von der Richtigkeit des hier gegebe- nen Rathes überzeugen.
Das Ausgraben kann aber noch ferner eine sehr fatale Folge haben, die man beim ersten Anblick gar nicht bei ihm vermuthet, nemlich diese, daß ein Teichgrund, der zuvor recht sehr gut im Stan- de war Wasser zu halten, nun durch jene Arbeit diese schöne Eigenschaft gänzlich verliehrt, und viel Mühe und Kosten macht, die man sich selbst zuzu- schreiben hat. Es gehört also im Ernste eine sehr reifliche Ueberlegung dazu, durch die, mit mehrern Versuchen an dem Terrein verbunden, sich aus- weisen muß, ob das Ausgraben wirklich vorzuneh- men sey, oder ob man ein anderes Mittel zu wäh-
len
einen Teich durch das Ausgraben tiefer zu ma- chen, und ihm dadurch mehr Raum, Waſſer zu faſ- ſen, zu verſchaffen, thut man oftermalen weit beſſer, wenn man den Damm etwas auftraͤgt, und ſo die Hoͤhe deſſelben vergroͤßert. Hiebei wird aber vorausgeſetzt, daß die Seiten des Teiches die- ſes Auftragen des Dammes geſtatten, oder daß man dieſe ebenfalls etwas erhoͤhen wolle und koͤnne.
Wer einigermaßen darauf Acht gegeben hat, wie viel leichter es iſt, irgendwo uͤber Tage, wie die Bergleute zu ſagen pflegen, locker umher- liegenden Schutt aufzufuͤllen, und ihn blos wo anders hin abzuſtuͤrzen, als den nemlichen Schutt aus einem engen Raume und feſten Lager, erſt zu gewinnen und dann an Ort und Stelle zu fuhren, wird ſich bald von der Richtigkeit des hier gegebe- nen Rathes uͤberzeugen.
Das Ausgraben kann aber noch ferner eine ſehr fatale Folge haben, die man beim erſten Anblick gar nicht bei ihm vermuthet, nemlich dieſe, daß ein Teichgrund, der zuvor recht ſehr gut im Stan- de war Waſſer zu halten, nun durch jene Arbeit dieſe ſchoͤne Eigenſchaft gaͤnzlich verliehrt, und viel Muͤhe und Koſten macht, die man ſich ſelbſt zuzu- ſchreiben hat. Es gehoͤrt alſo im Ernſte eine ſehr reifliche Ueberlegung dazu, durch die, mit mehrern Verſuchen an dem Terrein verbunden, ſich aus- weiſen muß, ob das Ausgraben wirklich vorzuneh- men ſey, oder ob man ein anderes Mittel zu waͤh-
len
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0145"n="135"/>
einen Teich durch das Ausgraben <hirendition="#g">tiefer</hi> zu ma-<lb/>
chen, und ihm dadurch mehr Raum, Waſſer zu faſ-<lb/>ſen, zu verſchaffen, thut man oftermalen weit<lb/>
beſſer, wenn man den Damm etwas <hirendition="#g">auftraͤgt</hi>,<lb/>
und ſo die Hoͤhe deſſelben vergroͤßert. Hiebei wird<lb/>
aber vorausgeſetzt, daß die Seiten des Teiches die-<lb/>ſes Auftragen des Dammes geſtatten, oder daß<lb/>
man dieſe ebenfalls etwas erhoͤhen wolle und koͤnne.</p><lb/><p>Wer einigermaßen darauf Acht gegeben hat,<lb/>
wie viel leichter es iſt, irgendwo <hirendition="#g">uͤber Tage</hi>,<lb/>
wie die Bergleute zu ſagen pflegen, locker umher-<lb/>
liegenden Schutt aufzufuͤllen, und ihn blos wo<lb/>
anders hin abzuſtuͤrzen, als den nemlichen Schutt<lb/>
aus einem engen Raume und feſten Lager, erſt zu<lb/>
gewinnen und dann an Ort und Stelle zu fuhren,<lb/>
wird ſich bald von der Richtigkeit des hier gegebe-<lb/>
nen Rathes uͤberzeugen.</p><lb/><p>Das Ausgraben kann aber noch ferner eine ſehr<lb/>
fatale Folge haben, die man beim erſten Anblick<lb/>
gar nicht bei ihm vermuthet, nemlich dieſe, daß<lb/>
ein Teichgrund, der zuvor recht ſehr gut im Stan-<lb/>
de war Waſſer zu halten, nun durch jene Arbeit<lb/>
dieſe ſchoͤne Eigenſchaft gaͤnzlich verliehrt, und viel<lb/>
Muͤhe und Koſten macht, die man ſich ſelbſt zuzu-<lb/>ſchreiben hat. Es gehoͤrt alſo im Ernſte eine ſehr<lb/>
reifliche Ueberlegung dazu, durch die, mit mehrern<lb/>
Verſuchen an dem Terrein verbunden, ſich aus-<lb/>
weiſen muß, ob das Ausgraben wirklich vorzuneh-<lb/>
men ſey, oder ob man ein anderes Mittel zu waͤh-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">len</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[135/0145]
einen Teich durch das Ausgraben tiefer zu ma-
chen, und ihm dadurch mehr Raum, Waſſer zu faſ-
ſen, zu verſchaffen, thut man oftermalen weit
beſſer, wenn man den Damm etwas auftraͤgt,
und ſo die Hoͤhe deſſelben vergroͤßert. Hiebei wird
aber vorausgeſetzt, daß die Seiten des Teiches die-
ſes Auftragen des Dammes geſtatten, oder daß
man dieſe ebenfalls etwas erhoͤhen wolle und koͤnne.
Wer einigermaßen darauf Acht gegeben hat,
wie viel leichter es iſt, irgendwo uͤber Tage,
wie die Bergleute zu ſagen pflegen, locker umher-
liegenden Schutt aufzufuͤllen, und ihn blos wo
anders hin abzuſtuͤrzen, als den nemlichen Schutt
aus einem engen Raume und feſten Lager, erſt zu
gewinnen und dann an Ort und Stelle zu fuhren,
wird ſich bald von der Richtigkeit des hier gegebe-
nen Rathes uͤberzeugen.
Das Ausgraben kann aber noch ferner eine ſehr
fatale Folge haben, die man beim erſten Anblick
gar nicht bei ihm vermuthet, nemlich dieſe, daß
ein Teichgrund, der zuvor recht ſehr gut im Stan-
de war Waſſer zu halten, nun durch jene Arbeit
dieſe ſchoͤne Eigenſchaft gaͤnzlich verliehrt, und viel
Muͤhe und Koſten macht, die man ſich ſelbſt zuzu-
ſchreiben hat. Es gehoͤrt alſo im Ernſte eine ſehr
reifliche Ueberlegung dazu, durch die, mit mehrern
Verſuchen an dem Terrein verbunden, ſich aus-
weiſen muß, ob das Ausgraben wirklich vorzuneh-
men ſey, oder ob man ein anderes Mittel zu waͤh-
len
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Riemann, Johann Friedrich: Praktische Anweisung zum Teichbau. Für Förster, Oekonomen und solche Personen, die sich weniger mit Mathematik abgeben. Leipzig, 1798, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/riemann_teichbau_1798/145>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.