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Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881.

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So bleiben also nur noch die Darstellungen von Hektors
Lösung übrig; ihre Betrachtung aber liefert die allererwünschteste
Bestätigung für meine Behauptung. Auf den Vasen des fünften
Jahrhunderts finden wir den alten archaischen auf dem Epos be-
ruhenden Typus einfach beibehalten (s. oben S. 19): Achill auf der
Kline, vor ihm der Tisch mit Speisen, unter der Kline die Leiche
des Hektor. Von der Verhüllung des Hauptes, die doch gerade
für das entsprechende Stück der Trilogie, die Phruges, ausdrück-
lich bezeugt ist, findet sich auf den rotfigurigen Vasen strengen
Stiles keine Spur 9). Auf der späten tarentinischen Vase aber
und der Mehrzahl der römischen Monumente wird Hektor ge-
wogen, ein Zug, der ausdrücklich für Aischylos bezeugt ist; die
Verhüllung des Hauptes ist nur auf der tarentinischen Vase und
zwar in wenig charakteristischer Weise angedeutet.

Die Musterung der Monumente hat also gezeigt, dass die
"tragische Ilias" des Aischylos auf die Vasenmalerei des fünften
Jahrhunderts entweder überhaupt keinen oder wenigstens keinen
die Sagenversion bestimmenden Einfluss gehabt hat.

Auch die Gruppe von Vasenbildern, die, wie Brunn und
Klein scharfsinnig erkannt haben, den Streit um die Waffen des
Achilleus darstellen, sollen nach Brunns Versicherung vom Drama
beeinflusst sein. Da indessen der Typus der Streitscene selbst

9) An dieser Stelle würde die Darstellung einer Münchener Vase (Nr. 890
Jahn, Gerhard A. V. III 197, Overbeck Her. Gall. XX 2) einzureihen sein,
auf der Priamos die Kniee des verhüllt dasitzenden Achilleus flehend um-
fasst. Nach der Publikation würde man geneigt sein, die Vase der Über-
gangsperiode zum freieren Stil, also dem Ende des fünften Jahrhunderts zu-
zuschreiben; dazu würde es vortrefflich stimmen, dass wir auf ihr den Bruch
mit dem alten Typus bereits vollzogen sehen. Das Motiv der Verhüllung
könnte in dieser Periode allerdings auf Aischylos zurückgehen, obgleich es
so sehr durch die Situation selbst gegeben ist, dass der Maler wahrlich keiner
besonderen poetischen Vorlage bedurfte. Allein Brunn, Troische Miscellen III
S. 182 versichert, die Vase sei "von provinciell etruskischer Technik (rot auf
schwarz aufgemalt)" und so muss ich mich, da ich keine klare Erinnerung
von derselben habe, bescheiden. Wie aber Brunn dazu kommt, an der-
selben Stelle von einem "Besuch des Priamos bei dem (zürnenden) Achill"
zu sprechen, ist mir unverständlich.

So bleiben also nur noch die Darstellungen von Hektors
Lösung übrig; ihre Betrachtung aber liefert die allererwünschteste
Bestätigung für meine Behauptung. Auf den Vasen des fünften
Jahrhunderts finden wir den alten archaischen auf dem Epos be-
ruhenden Typus einfach beibehalten (s. oben S. 19): Achill auf der
Kline, vor ihm der Tisch mit Speisen, unter der Kline die Leiche
des Hektor. Von der Verhüllung des Hauptes, die doch gerade
für das entsprechende Stück der Trilogie, die Φρύγες, ausdrück-
lich bezeugt ist, findet sich auf den rotfigurigen Vasen strengen
Stiles keine Spur 9). Auf der späten tarentinischen Vase aber
und der Mehrzahl der römischen Monumente wird Hektor ge-
wogen, ein Zug, der ausdrücklich für Aischylos bezeugt ist; die
Verhüllung des Hauptes ist nur auf der tarentinischen Vase und
zwar in wenig charakteristischer Weise angedeutet.

Die Musterung der Monumente hat also gezeigt, daſs die
„tragische Ilias“ des Aischylos auf die Vasenmalerei des fünften
Jahrhunderts entweder überhaupt keinen oder wenigstens keinen
die Sagenversion bestimmenden Einfluſs gehabt hat.

Auch die Gruppe von Vasenbildern, die, wie Brunn und
Klein scharfsinnig erkannt haben, den Streit um die Waffen des
Achilleus darstellen, sollen nach Brunns Versicherung vom Drama
beeinfluſst sein. Da indessen der Typus der Streitscene selbst

9) An dieser Stelle würde die Darstellung einer Münchener Vase (Nr. 890
Jahn, Gerhard A. V. III 197, Overbeck Her. Gall. XX 2) einzureihen sein,
auf der Priamos die Kniee des verhüllt dasitzenden Achilleus flehend um-
faſst. Nach der Publikation würde man geneigt sein, die Vase der Über-
gangsperiode zum freieren Stil, also dem Ende des fünften Jahrhunderts zu-
zuschreiben; dazu würde es vortrefflich stimmen, daſs wir auf ihr den Bruch
mit dem alten Typus bereits vollzogen sehen. Das Motiv der Verhüllung
könnte in dieser Periode allerdings auf Aischylos zurückgehen, obgleich es
so sehr durch die Situation selbst gegeben ist, daſs der Maler wahrlich keiner
besonderen poetischen Vorlage bedurfte. Allein Brunn, Troische Miscellen III
S. 182 versichert, die Vase sei „von provinciell etruskischer Technik (rot auf
schwarz aufgemalt)“ und so muſs ich mich, da ich keine klare Erinnerung
von derselben habe, bescheiden. Wie aber Brunn dazu kommt, an der-
selben Stelle von einem „Besuch des Priamos bei dem (zürnenden) Achill“
zu sprechen, ist mir unverständlich.
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[142/0156] So bleiben also nur noch die Darstellungen von Hektors Lösung übrig; ihre Betrachtung aber liefert die allererwünschteste Bestätigung für meine Behauptung. Auf den Vasen des fünften Jahrhunderts finden wir den alten archaischen auf dem Epos be- ruhenden Typus einfach beibehalten (s. oben S. 19): Achill auf der Kline, vor ihm der Tisch mit Speisen, unter der Kline die Leiche des Hektor. Von der Verhüllung des Hauptes, die doch gerade für das entsprechende Stück der Trilogie, die Φρύγες, ausdrück- lich bezeugt ist, findet sich auf den rotfigurigen Vasen strengen Stiles keine Spur 9). Auf der späten tarentinischen Vase aber und der Mehrzahl der römischen Monumente wird Hektor ge- wogen, ein Zug, der ausdrücklich für Aischylos bezeugt ist; die Verhüllung des Hauptes ist nur auf der tarentinischen Vase und zwar in wenig charakteristischer Weise angedeutet. Die Musterung der Monumente hat also gezeigt, daſs die „tragische Ilias“ des Aischylos auf die Vasenmalerei des fünften Jahrhunderts entweder überhaupt keinen oder wenigstens keinen die Sagenversion bestimmenden Einfluſs gehabt hat. Auch die Gruppe von Vasenbildern, die, wie Brunn und Klein scharfsinnig erkannt haben, den Streit um die Waffen des Achilleus darstellen, sollen nach Brunns Versicherung vom Drama beeinfluſst sein. Da indessen der Typus der Streitscene selbst 9) An dieser Stelle würde die Darstellung einer Münchener Vase (Nr. 890 Jahn, Gerhard A. V. III 197, Overbeck Her. Gall. XX 2) einzureihen sein, auf der Priamos die Kniee des verhüllt dasitzenden Achilleus flehend um- faſst. Nach der Publikation würde man geneigt sein, die Vase der Über- gangsperiode zum freieren Stil, also dem Ende des fünften Jahrhunderts zu- zuschreiben; dazu würde es vortrefflich stimmen, daſs wir auf ihr den Bruch mit dem alten Typus bereits vollzogen sehen. Das Motiv der Verhüllung könnte in dieser Periode allerdings auf Aischylos zurückgehen, obgleich es so sehr durch die Situation selbst gegeben ist, daſs der Maler wahrlich keiner besonderen poetischen Vorlage bedurfte. Allein Brunn, Troische Miscellen III S. 182 versichert, die Vase sei „von provinciell etruskischer Technik (rot auf schwarz aufgemalt)“ und so muſs ich mich, da ich keine klare Erinnerung von derselben habe, bescheiden. Wie aber Brunn dazu kommt, an der- selben Stelle von einem „Besuch des Priamos bei dem (zürnenden) Achill“ zu sprechen, ist mir unverständlich.

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Zitationshilfe: Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robert_griechische_1881/156>, abgerufen am 24.11.2024.