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Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881.

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die Fragmente 108. 111. 113 bei Marckscheffel (112. 115. 116
Kinkel) bestätigt, Fragmente, die freilich zu dürftig sind, um
über die Version ein Urteil zu gestatten. Doch scheint es immerhin
bedeutsam, dass Aerope als Gemahlin des Atreus und ihr Sohn
Pleisthenes in die Königsliste eingeschoben waren, -- auch bei
Stesichoros heisst Agamemnon Pleisthenidas, -- denn beide Personen
werden immer genannt, wenn von den Gräueln des Pelopidenhauses
die Rede ist; sie scheinen gleichzeitig mit der oben erwähn-
ten dorischen Umgestaltung der Sage in die Genealogie dieses
Geschlechtes eingefügt worden zu sein. Andererseits deutet die
Erwähnung der Mutter des Pylades, der Anaxibia, als Schwester
des Agamemnon und des Menelaos auf die Einführung des
Freundschaftsverhältnisses von Orestes und Pylades hin, einen
Punkt, in welchem Stesichoros, wenn die oben vorgetragene Ver-
mutung richtig ist, von Hesiod abwich.

Wenn ich es nach dem Gesagten für sehr wahrscheinlich
halten muss, dass gewisse allgemeine Züge der stesichoreischen
Oresteia schon bei Hesiod sich fanden und dass Stesichoros auch in
diesem Gedicht in eine bewusste Abhängigkeit von seinem Vorgänger
trat, so fürchte ich nicht, andererseits dem Einwand zu begegnen,
dass unter dieser Voraussetzung ja auch das Gedicht des Hesiodos
es gewesen sein könnte, welches auf das attische Drama und die
attischen Vasen sowie auf das melische Relief vorzugsweise be-
stimmend eingewirkt hätte; denn solche Züge, wie das Wiedersehen
der Geschwister am Grabe, Züge, die für die poetische und künst-
lerische Tradition gerade vorzugsweise bestimmend geworden sind,
kann man sich im Ramen des geneologischen Epos nur schwer
denken, sie weisen auf eine mächtig und eigenartig gestaltende
Dichterinduvidualität hin und scheinen gerade für die Lyrik eines
Stesichoros besonders passend.

Fragen wir nun, indem wir zum Schluss wieder zum Ausgangs-
punkt unserer Betrachtung, den attischen Vasen, zurückkehren,
in welcher Zeit der dort vorliegende bildliche Typus geschaffen
worden ist, so lässt sich eine sichere Antwort darauf nicht geben.
Konstatiert muss werden, dass auf schwarzfigurigen Vasen der
Typus sich bis jetzt noch nicht gefunden hat; das kann Zufall

die Fragmente 108. 111. 113 bei Marckscheffel (112. 115. 116
Kinkel) bestätigt, Fragmente, die freilich zu dürftig sind, um
über die Version ein Urteil zu gestatten. Doch scheint es immerhin
bedeutsam, daſs Aerope als Gemahlin des Atreus und ihr Sohn
Pleisthenes in die Königsliste eingeschoben waren, — auch bei
Stesichoros heiſst Agamemnon Πλεισϑενίδας, — denn beide Personen
werden immer genannt, wenn von den Gräueln des Pelopidenhauses
die Rede ist; sie scheinen gleichzeitig mit der oben erwähn-
ten dorischen Umgestaltung der Sage in die Genealogie dieses
Geschlechtes eingefügt worden zu sein. Andererseits deutet die
Erwähnung der Mutter des Pylades, der Anaxibia, als Schwester
des Agamemnon und des Menelaos auf die Einführung des
Freundschaftsverhältnisses von Orestes und Pylades hin, einen
Punkt, in welchem Stesichoros, wenn die oben vorgetragene Ver-
mutung richtig ist, von Hesiod abwich.

Wenn ich es nach dem Gesagten für sehr wahrscheinlich
halten muſs, daſs gewisse allgemeine Züge der stesichoreischen
Oresteia schon bei Hesiod sich fanden und daſs Stesichoros auch in
diesem Gedicht in eine bewuſste Abhängigkeit von seinem Vorgänger
trat, so fürchte ich nicht, andererseits dem Einwand zu begegnen,
daſs unter dieser Voraussetzung ja auch das Gedicht des Hesiodos
es gewesen sein könnte, welches auf das attische Drama und die
attischen Vasen sowie auf das melische Relief vorzugsweise be-
stimmend eingewirkt hätte; denn solche Züge, wie das Wiedersehen
der Geschwister am Grabe, Züge, die für die poetische und künst-
lerische Tradition gerade vorzugsweise bestimmend geworden sind,
kann man sich im Ramen des geneologischen Epos nur schwer
denken, sie weisen auf eine mächtig und eigenartig gestaltende
Dichterinduvidualität hin und scheinen gerade für die Lyrik eines
Stesichoros besonders passend.

Fragen wir nun, indem wir zum Schluſs wieder zum Ausgangs-
punkt unserer Betrachtung, den attischen Vasen, zurückkehren,
in welcher Zeit der dort vorliegende bildliche Typus geschaffen
worden ist, so läſst sich eine sichere Antwort darauf nicht geben.
Konstatiert muſs werden, daſs auf schwarzfigurigen Vasen der
Typus sich bis jetzt noch nicht gefunden hat; das kann Zufall

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[190/0204] die Fragmente 108. 111. 113 bei Marckscheffel (112. 115. 116 Kinkel) bestätigt, Fragmente, die freilich zu dürftig sind, um über die Version ein Urteil zu gestatten. Doch scheint es immerhin bedeutsam, daſs Aerope als Gemahlin des Atreus und ihr Sohn Pleisthenes in die Königsliste eingeschoben waren, — auch bei Stesichoros heiſst Agamemnon Πλεισϑενίδας, — denn beide Personen werden immer genannt, wenn von den Gräueln des Pelopidenhauses die Rede ist; sie scheinen gleichzeitig mit der oben erwähn- ten dorischen Umgestaltung der Sage in die Genealogie dieses Geschlechtes eingefügt worden zu sein. Andererseits deutet die Erwähnung der Mutter des Pylades, der Anaxibia, als Schwester des Agamemnon und des Menelaos auf die Einführung des Freundschaftsverhältnisses von Orestes und Pylades hin, einen Punkt, in welchem Stesichoros, wenn die oben vorgetragene Ver- mutung richtig ist, von Hesiod abwich. Wenn ich es nach dem Gesagten für sehr wahrscheinlich halten muſs, daſs gewisse allgemeine Züge der stesichoreischen Oresteia schon bei Hesiod sich fanden und daſs Stesichoros auch in diesem Gedicht in eine bewuſste Abhängigkeit von seinem Vorgänger trat, so fürchte ich nicht, andererseits dem Einwand zu begegnen, daſs unter dieser Voraussetzung ja auch das Gedicht des Hesiodos es gewesen sein könnte, welches auf das attische Drama und die attischen Vasen sowie auf das melische Relief vorzugsweise be- stimmend eingewirkt hätte; denn solche Züge, wie das Wiedersehen der Geschwister am Grabe, Züge, die für die poetische und künst- lerische Tradition gerade vorzugsweise bestimmend geworden sind, kann man sich im Ramen des geneologischen Epos nur schwer denken, sie weisen auf eine mächtig und eigenartig gestaltende Dichterinduvidualität hin und scheinen gerade für die Lyrik eines Stesichoros besonders passend. Fragen wir nun, indem wir zum Schluſs wieder zum Ausgangs- punkt unserer Betrachtung, den attischen Vasen, zurückkehren, in welcher Zeit der dort vorliegende bildliche Typus geschaffen worden ist, so läſst sich eine sichere Antwort darauf nicht geben. Konstatiert muſs werden, daſs auf schwarzfigurigen Vasen der Typus sich bis jetzt noch nicht gefunden hat; das kann Zufall

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Zitationshilfe: Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robert_griechische_1881/204>, abgerufen am 21.11.2024.