Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881.fort und fort, bis es dahin kommt, dass selbst der tapferste fort und fort, bis es dahin kommt, daſs selbst der tapferste <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0203" n="189"/> fort und fort, bis es dahin kommt, daſs selbst der tapferste<lb/> der Neliden, der kühne Argonaut und starke Schützer von Theben<lb/> Periklymenos, dem Herakles unterliegt und gar der alte Tyndareos<lb/> seine Herrschaft nur der Groſsmut des Herakles verdankt. Den<lb/> poetischen Niederschlag dieser Umbildung und Neubildung ent-<lb/> hielten die geneologischen Epen des Hesiod; ob durch Vermitte-<lb/> lung der schon erwähnten kleinasiatischen Dorer, wie Wilamowitz<lb/> scharfsinnig vermutet, mag hier unentschieden bleiben. An Hesiod<lb/> aber knüpft, bald zustimmend, bald abweichend, unmittelbar<lb/> Stesichoros an, und in diesem höheren Sinne hat die — doch<lb/> wohl peripatetische — Legende, die ihn einen Sohn des Hesiodos<lb/> nennt, vollkommen Recht. Dem Hesiod entnimmt Stesichoros<lb/> z. B. die Sage vom Fluch, den Aphrodite aus Zorn darüber,<lb/> daſs Tyndareos ihrer beim Opfer vergessen, auf seine drei<lb/> Töchter legt, dem Fluch, in Folge dessen sie ihre Gatten ver-<lb/> lassen und dem Verführer folgen; so geht Timandra von Echemos<lb/> weg zu Phyleus — man beachte: von dem einheimischen arka-<lb/> dischen Herrscher, dem Feind der Herakliden, von dessen Hand<lb/> Hyllos fällt (Paus. VIII 5. vgl. Apollod. III 10, 6), zu Phyleus<lb/> dem Augeiassohn, dem Freund des Herakles, dem Liebling der<lb/> olympischen Götter, wie Hesiod nachdrücklich hervorhebt, —<lb/> und so bricht Klytaimnestra dem Agamemnon, Helena dem Mene-<lb/> laos die Treue (schol. Eur. Orest. 249 = Hesiod. fr. 112 Kink.<lb/> Stesichoros fr. 35). Von Hesiod weicht Stesichoros ab z. B.<lb/> im Kyknos (vgl. das Hypothesisfragment des stesichoreischen<lb/> Kyknos in den Scholien zu Pind. Ol. X 19. Fr. 12 mit der er-<lb/> haltenen Ἀσπίς); aber er unterläſst nicht ausdrücklich die Ab-<lb/> weichung zu markieren, das schlieſse ich aus den Worten der<lb/> Hypothesis der hesiodeischen Ἀσπίς: ὡσαύτως δὲ καὶ Στησίχορός<lb/> φησιν Ἡσιόδου εἶναι τὸ ποίημα. Denn wo anders sollte sich diese<lb/> Erwähnung haben finden können als im Kyknos, und wie anders<lb/> ist sie zu erklären, als dadurch daſs Stesichoros auf die abweichende<lb/> Behandlung des Hesiod Bezug nahm und dieselbe kritisierte?<lb/> Daſs nun im Κατάλογος des Hesiod wie überhaupt die Geschichte<lb/> des Atridengeschlechtes so auch die Ermordung des Aigisthos<lb/> erzählt war, ist von vorne herein wahrscheinlich und wird durch<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [189/0203]
fort und fort, bis es dahin kommt, daſs selbst der tapferste
der Neliden, der kühne Argonaut und starke Schützer von Theben
Periklymenos, dem Herakles unterliegt und gar der alte Tyndareos
seine Herrschaft nur der Groſsmut des Herakles verdankt. Den
poetischen Niederschlag dieser Umbildung und Neubildung ent-
hielten die geneologischen Epen des Hesiod; ob durch Vermitte-
lung der schon erwähnten kleinasiatischen Dorer, wie Wilamowitz
scharfsinnig vermutet, mag hier unentschieden bleiben. An Hesiod
aber knüpft, bald zustimmend, bald abweichend, unmittelbar
Stesichoros an, und in diesem höheren Sinne hat die — doch
wohl peripatetische — Legende, die ihn einen Sohn des Hesiodos
nennt, vollkommen Recht. Dem Hesiod entnimmt Stesichoros
z. B. die Sage vom Fluch, den Aphrodite aus Zorn darüber,
daſs Tyndareos ihrer beim Opfer vergessen, auf seine drei
Töchter legt, dem Fluch, in Folge dessen sie ihre Gatten ver-
lassen und dem Verführer folgen; so geht Timandra von Echemos
weg zu Phyleus — man beachte: von dem einheimischen arka-
dischen Herrscher, dem Feind der Herakliden, von dessen Hand
Hyllos fällt (Paus. VIII 5. vgl. Apollod. III 10, 6), zu Phyleus
dem Augeiassohn, dem Freund des Herakles, dem Liebling der
olympischen Götter, wie Hesiod nachdrücklich hervorhebt, —
und so bricht Klytaimnestra dem Agamemnon, Helena dem Mene-
laos die Treue (schol. Eur. Orest. 249 = Hesiod. fr. 112 Kink.
Stesichoros fr. 35). Von Hesiod weicht Stesichoros ab z. B.
im Kyknos (vgl. das Hypothesisfragment des stesichoreischen
Kyknos in den Scholien zu Pind. Ol. X 19. Fr. 12 mit der er-
haltenen Ἀσπίς); aber er unterläſst nicht ausdrücklich die Ab-
weichung zu markieren, das schlieſse ich aus den Worten der
Hypothesis der hesiodeischen Ἀσπίς: ὡσαύτως δὲ καὶ Στησίχορός
φησιν Ἡσιόδου εἶναι τὸ ποίημα. Denn wo anders sollte sich diese
Erwähnung haben finden können als im Kyknos, und wie anders
ist sie zu erklären, als dadurch daſs Stesichoros auf die abweichende
Behandlung des Hesiod Bezug nahm und dieselbe kritisierte?
Daſs nun im Κατάλογος des Hesiod wie überhaupt die Geschichte
des Atridengeschlechtes so auch die Ermordung des Aigisthos
erzählt war, ist von vorne herein wahrscheinlich und wird durch
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