Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881.EXCURS IV. DIE JUGEND DES PARIS. Die oben (S. 94) bei Gelegenheit der Deutung der Brygos- EXCURS IV. DIE JUGEND DES PARIS. Die oben (S. 94) bei Gelegenheit der Deutung der Brygos- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0247" n="[233]"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">EXCURS IV.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">DIE JUGEND DES PARIS.</hi> </head><lb/> <p>Die oben (S. 94) bei Gelegenheit der Deutung der Brygos-<lb/> schale ausgesprochene Behauptung, daſs die uns geläufige Sage<lb/> von der Aussetzung und Wiedererkennung des Paris dem Epos<lb/> fremd und erst im fünften Jahrhundert entstanden sei, wird zu-<lb/> nächst gewiſs manchem Leser bedenklich erscheinen. Die Sagen-<lb/> version, die den späteren Kunstwerken zu Grunde liegt und welche,<lb/> wie teils die Bruchstücke teils andere Anzeichen lehren, von Sopho-<lb/> kles und Euripides in ihrem Alexandros dramatisch behandelt war,<lb/> hat man sich nach Welckers Vorgang (Ep. Cykl. II S. 90) gewöhnt,<lb/> auch für die Kyprien vorauszusetzen, obgleich Proklos von dem Vor-<lb/> gang schweigt. Welckers Argumentation ist folgende: Paris „ist bei<lb/> ihm (Proklos) wie nach den Bruchstücken selbst, als er richtet, auf<lb/> dem Ida in ländlicher Abgeschiedenheit, … nicht in der Stadt,<lb/> wo die Scene sich gar nicht denken läſst, und nachher wahrsagt<lb/> ihm Helenos, sein Bruder, der zu dem freien Landmanne, dem<lb/> unbekannten Heerdenbesitzer und Jäger im Gebirge keine Be-<lb/> ziehung hatte. Demnach hatte die Tragödie Alexandros von<lb/> Sophokles und Euripides in den Kyprien ihre Grundlage, wie viel<lb/> auch hinzugedichtet sein mag. Paris, der von Hekabe ausgesetzt<lb/> und von Hirten im Gebirg erzogen worden war, folgt seinem<lb/> ihm weggeführten Stier in die Königsburg, wird zu den Wett-<lb/> kämpfen zugelassen, als Sieger erkannt und wider die Wahr-<lb/> sagung der Kassandra in seine Familie aufgenommen“. Allein<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[233]/0247]
EXCURS IV.
DIE JUGEND DES PARIS.
Die oben (S. 94) bei Gelegenheit der Deutung der Brygos-
schale ausgesprochene Behauptung, daſs die uns geläufige Sage
von der Aussetzung und Wiedererkennung des Paris dem Epos
fremd und erst im fünften Jahrhundert entstanden sei, wird zu-
nächst gewiſs manchem Leser bedenklich erscheinen. Die Sagen-
version, die den späteren Kunstwerken zu Grunde liegt und welche,
wie teils die Bruchstücke teils andere Anzeichen lehren, von Sopho-
kles und Euripides in ihrem Alexandros dramatisch behandelt war,
hat man sich nach Welckers Vorgang (Ep. Cykl. II S. 90) gewöhnt,
auch für die Kyprien vorauszusetzen, obgleich Proklos von dem Vor-
gang schweigt. Welckers Argumentation ist folgende: Paris „ist bei
ihm (Proklos) wie nach den Bruchstücken selbst, als er richtet, auf
dem Ida in ländlicher Abgeschiedenheit, … nicht in der Stadt,
wo die Scene sich gar nicht denken läſst, und nachher wahrsagt
ihm Helenos, sein Bruder, der zu dem freien Landmanne, dem
unbekannten Heerdenbesitzer und Jäger im Gebirge keine Be-
ziehung hatte. Demnach hatte die Tragödie Alexandros von
Sophokles und Euripides in den Kyprien ihre Grundlage, wie viel
auch hinzugedichtet sein mag. Paris, der von Hekabe ausgesetzt
und von Hirten im Gebirg erzogen worden war, folgt seinem
ihm weggeführten Stier in die Königsburg, wird zu den Wett-
kämpfen zugelassen, als Sieger erkannt und wider die Wahr-
sagung der Kassandra in seine Familie aufgenommen“. Allein
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |