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Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881.

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den; der Ilias ist Nikostratos freilich fremd, war jedoch dem
hesiodeischen Epos bekannt, vgl. fr. CXIII Markscheffel (schol.
Sophokl. Elektra 539)

e (Helena) teketh Ermionen dourikleito Menelao;
oplotaton d eteken Nikostraton, ozon Areos4),

und auf diese Stelle gehen auch in letzter Linie Lysimachos (fr. 18
Müller F. H. G. III 340. Vgl. schol. Eurip. Andromache 880) und
Apollodor III 11, 1 zurück. Aus Hesiod entnahm also Hieron diese
Figur, wie wahrscheinlich auch die Timandra auf der Berliner
Trinkschale.

Es ist nun wohl auf den ersten Blick klar, dass eben die-
jenigen drei Figuren, welche beide Vasen mit einander gemein
haben, den alten Typus repräsentieren, alles Übrige aber freie
Zutat, sei es der rotfigurigen Vasenmalerei überhaupt, sei es des
Hieron und seines Genossen ist. Auch wird man wohl unbedenk-
lich zugeben, dass die Schale die ursprüngliche, ja einzig mög-

4) Auch Kinaithon hatte ihn erwähnt, und an dem amykläischen Thron
war er mit seinem Halbbruder Megapenthes, dem aus der Odyssee bekannten
Bastard des Menelaos, zusammen auf demselben Pferde reitend dargestellt
(Paus. III 18, 13). Wenn schon dies auf die Vermutung führt, dass wir
es mit lakedaimonischer Lokaltradition zu thun haben, so wird uns das noch
durch Porphyrios (schol. Il. G 175), dem wir auch die Notiz aus Kinaithon
verdanken, ausdrücklich bestätigt; derselbe erzählt nämlich, dass Nikostratos
und sein sonst gänzlich unbekannter Bruder Aithiolas bei den Lakedaimoniern
heroische Ehren genossen. Abweichend davon erzählt Pausanias II 18, 6, dass
auch Nikostratos, wie Megapenthes, ein Bastard des Menelaos gewesen sei
und der von demselben Schriftsteller III 19, 9 nach rhodischer Tradition be-
richtete Zug, dass nach dem Tode des Menelaos Nikostratos und Megapenthes
die Helena aus Sparta vertrieben hätten, beruht offenbar auf eben dieser
Voraussetzung. Auch in kretischen Gründungsmythen spielt Nikostratos eine
Rolle; Wilamowitz macht mich darauf aufmerksam, dass Aglaosthenes (bei
Eratosthenes Katasterismoi II S. 56. 57) offenbar diesen Sohn des Menelaos
meint, wo er von der Gründung von Istoi spricht. Die Sage liess sich leicht
an die Beziehung, die Menelaos schon im Epos zu Kreta hat, anknüpfen.
Von anderen Söhnen des Menelaos und der Helena wissen Ariaithos (schol.
Il. G 175) und die Sammler kyprischer Lokalsagen (schol. Eurip. Andro-
mache 888) zu berichten.

den; der Ilias ist Nikostratos freilich fremd, war jedoch dem
hesiodeischen Epos bekannt, vgl. fr. CXIII Markscheffel (schol.
Sophokl. Elektra 539)

ἣ (Helena) τέκεϑ̕ Ἑρμιόνην δουρικλειτῷ Μενελάῳ·
ὁπλότατον δ̕ ἔτεκεν Νικόστρατον, ὄζον Ἄρηος4),

und auf diese Stelle gehen auch in letzter Linie Lysimachos (fr. 18
Müller F. H. G. III 340. Vgl. schol. Eurip. Andromache 880) und
Apollodor III 11, 1 zurück. Aus Hesiod entnahm also Hieron diese
Figur, wie wahrscheinlich auch die Timandra auf der Berliner
Trinkschale.

Es ist nun wohl auf den ersten Blick klar, daſs eben die-
jenigen drei Figuren, welche beide Vasen mit einander gemein
haben, den alten Typus repräsentieren, alles Übrige aber freie
Zutat, sei es der rotfigurigen Vasenmalerei überhaupt, sei es des
Hieron und seines Genossen ist. Auch wird man wohl unbedenk-
lich zugeben, daſs die Schale die ursprüngliche, ja einzig mög-

4) Auch Kinaithon hatte ihn erwähnt, und an dem amykläischen Thron
war er mit seinem Halbbruder Megapenthes, dem aus der Odyssee bekannten
Bastard des Menelaos, zusammen auf demselben Pferde reitend dargestellt
(Paus. III 18, 13). Wenn schon dies auf die Vermutung führt, daſs wir
es mit lakedaimonischer Lokaltradition zu thun haben, so wird uns das noch
durch Porphyrios (schol. Il. Γ 175), dem wir auch die Notiz aus Kinaithon
verdanken, ausdrücklich bestätigt; derselbe erzählt nämlich, daſs Nikostratos
und sein sonst gänzlich unbekannter Bruder Aithiolas bei den Lakedaimoniern
heroische Ehren genoſsen. Abweichend davon erzählt Pausanias II 18, 6, daſs
auch Nikostratos, wie Megapenthes, ein Bastard des Menelaos gewesen sei
und der von demselben Schriftsteller III 19, 9 nach rhodischer Tradition be-
richtete Zug, daſs nach dem Tode des Menelaos Nikostratos und Megapenthes
die Helena aus Sparta vertrieben hätten, beruht offenbar auf eben dieser
Voraussetzung. Auch in kretischen Gründungsmythen spielt Nikostratos eine
Rolle; Wilamowitz macht mich darauf aufmerksam, daſs Aglaosthenes (bei
Eratosthenes Katasterismoi II S. 56. 57) offenbar diesen Sohn des Menelaos
meint, wo er von der Gründung von Ἱστοί spricht. Die Sage lieſs sich leicht
an die Beziehung, die Menelaos schon im Epos zu Kreta hat, anknüpfen.
Von anderen Söhnen des Menelaos und der Helena wissen Ariaithos (schol.
Il. Γ 175) und die Sammler kyprischer Lokalsagen (schol. Eurip. Andro-
mache 888) zu berichten.
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[55/0069] den; der Ilias ist Nikostratos freilich fremd, war jedoch dem hesiodeischen Epos bekannt, vgl. fr. CXIII Markscheffel (schol. Sophokl. Elektra 539) ἣ (Helena) τέκεϑ̕ Ἑρμιόνην δουρικλειτῷ Μενελάῳ· ὁπλότατον δ̕ ἔτεκεν Νικόστρατον, ὄζον Ἄρηος 4), und auf diese Stelle gehen auch in letzter Linie Lysimachos (fr. 18 Müller F. H. G. III 340. Vgl. schol. Eurip. Andromache 880) und Apollodor III 11, 1 zurück. Aus Hesiod entnahm also Hieron diese Figur, wie wahrscheinlich auch die Timandra auf der Berliner Trinkschale. Es ist nun wohl auf den ersten Blick klar, daſs eben die- jenigen drei Figuren, welche beide Vasen mit einander gemein haben, den alten Typus repräsentieren, alles Übrige aber freie Zutat, sei es der rotfigurigen Vasenmalerei überhaupt, sei es des Hieron und seines Genossen ist. Auch wird man wohl unbedenk- lich zugeben, daſs die Schale die ursprüngliche, ja einzig mög- 4) Auch Kinaithon hatte ihn erwähnt, und an dem amykläischen Thron war er mit seinem Halbbruder Megapenthes, dem aus der Odyssee bekannten Bastard des Menelaos, zusammen auf demselben Pferde reitend dargestellt (Paus. III 18, 13). Wenn schon dies auf die Vermutung führt, daſs wir es mit lakedaimonischer Lokaltradition zu thun haben, so wird uns das noch durch Porphyrios (schol. Il. Γ 175), dem wir auch die Notiz aus Kinaithon verdanken, ausdrücklich bestätigt; derselbe erzählt nämlich, daſs Nikostratos und sein sonst gänzlich unbekannter Bruder Aithiolas bei den Lakedaimoniern heroische Ehren genoſsen. Abweichend davon erzählt Pausanias II 18, 6, daſs auch Nikostratos, wie Megapenthes, ein Bastard des Menelaos gewesen sei und der von demselben Schriftsteller III 19, 9 nach rhodischer Tradition be- richtete Zug, daſs nach dem Tode des Menelaos Nikostratos und Megapenthes die Helena aus Sparta vertrieben hätten, beruht offenbar auf eben dieser Voraussetzung. Auch in kretischen Gründungsmythen spielt Nikostratos eine Rolle; Wilamowitz macht mich darauf aufmerksam, daſs Aglaosthenes (bei Eratosthenes Katasterismoi II S. 56. 57) offenbar diesen Sohn des Menelaos meint, wo er von der Gründung von Ἱστοί spricht. Die Sage lieſs sich leicht an die Beziehung, die Menelaos schon im Epos zu Kreta hat, anknüpfen. Von anderen Söhnen des Menelaos und der Helena wissen Ariaithos (schol. Il. Γ 175) und die Sammler kyprischer Lokalsagen (schol. Eurip. Andro- mache 888) zu berichten.

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Zitationshilfe: Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robert_griechische_1881/69>, abgerufen am 24.11.2024.