Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881.Schemas (B), das Menelaos der Helena mit gezücktem Schwerte Noch bleibt die Gruppe des Kämpferpaares links von He- eeiden d os astu dieprathon uies Akhaion ippothen ekkhumenoi, koilon lokhon ekprolipontes. allon d alle aeide polin keraizemen aipen, 20) z. B. Museo Gregoriano II 5, 2, Overbeck Her. Gall. XXVI 12. 21) Es ist gewiss richtig, dass diese Darstellungen im Zusammenhang mit
den übrigen im fünften Jahrhundert aufkommenden Liebesverfolgungen be- trachtet sein wollen (vgl. v. Duhn Commentationes Bonnenses p. 99 s. Löschcke Über die altspartanische Basis S. 6), aber sie unterscheiden sich von dem Typus der letzteren durch zwei ganz individuelle Züge: einmal dadurch, dass als Zielpunkt von Helenas Flucht ein Götterbild erscheint, und dann dadurch, dass Menelaos das Schwert fallen lässt. Für diese beiden besondern Eigen- tümlichkeiten würden wir berechtigt sein, ein Vorbild in der Poesie zu suchen, auch wenn dasselbe nicht direkt überliefert wäre. Schemas (B), das Menelaos der Helena mit gezücktem Schwerte Noch bleibt die Gruppe des Kämpferpaares links von He- ἤειδεν δ̕ ὡς ἄστυ διέπραϑον υἰες Ἀχαιῶν ἱππόϑεν ἐκχύμενοι, κόϊλον λόχον ἐκπρολιπόντες. ἄλλον δ̕ ἄλλῃ ἄειδε πόλιν κεραϊζέμεν αἰπήν, 20) z. B. Museo Gregoriano II 5, 2, Overbeck Her. Gall. XXVI 12. 21) Es ist gewiſs richtig, daſs diese Darstellungen im Zusammenhang mit
den übrigen im fünften Jahrhundert aufkommenden Liebesverfolgungen be- trachtet sein wollen (vgl. v. Duhn Commentationes Bonnenses p. 99 s. Löschcke Über die altspartanische Basis S. 6), aber sie unterscheiden sich von dem Typus der letzteren durch zwei ganz individuelle Züge: einmal dadurch, daſs als Zielpunkt von Helenas Flucht ein Götterbild erscheint, und dann dadurch, daſs Menelaos das Schwert fallen läſst. Für diese beiden besondern Eigen- tümlichkeiten würden wir berechtigt sein, ein Vorbild in der Poesie zu suchen, auch wenn dasselbe nicht direkt überliefert wäre. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0084" n="70"/> Schemas (B), das Menelaos der Helena mit gezücktem Schwerte<lb/> ruhig gegenüberstehend zeigt, finden wir jetzt auf den Vasen<lb/> und, nach Michaelis glänzendem Nachweis, auch auf zwei Me-<lb/> topen des Parthenon Helena, zuweilen<note place="foot" n="20)">z. B. Museo Gregoriano II 5, 2, Overbeck Her. Gall. XXVI 12.</note> wie bei Brygos mit<lb/> aufgelöstem Haar, fliehend, und Menelaos sie mit bloſsem Schwert<lb/> verfolgend. Es ist klar, daſs diese Situation sich aus der von<lb/> Brygos dargestellten sehr einfach entwickeln kann, daſs sie nur<lb/> einen wenig späteren Moment repräsentiert. Menelaos wird sich<lb/> alsbald, wenn er sich der Andromache erwehrt hat, zur Ver-<lb/> folgung der fliehenden Helena wenden; und so darf mit hoher<lb/> Wahrscheinlichkeit angenommen werden, daſs diese Vasen auf<lb/> dieselbe poetische Tradition zurückgehen, wie die Brygosschale<note place="foot" n="21)">Es ist gewiſs richtig, daſs diese Darstellungen im Zusammenhang mit<lb/> den übrigen im fünften Jahrhundert aufkommenden Liebesverfolgungen be-<lb/> trachtet sein wollen (vgl. v. Duhn Commentationes Bonnenses p. 99 s. Löschcke<lb/> Über die altspartanische Basis S. 6), aber sie unterscheiden sich von dem<lb/> Typus der letzteren durch zwei ganz individuelle Züge: einmal dadurch, daſs<lb/> als Zielpunkt von Helenas Flucht ein Götterbild erscheint, und dann dadurch,<lb/> daſs Menelaos das Schwert fallen läſst. Für diese beiden besondern Eigen-<lb/> tümlichkeiten würden wir berechtigt sein, ein Vorbild in der Poesie zu suchen,<lb/> auch wenn dasselbe nicht direkt überliefert wäre.</note>.</p><lb/> <p>Noch bleibt die Gruppe des Kämpferpaares links von He-<lb/> lena zu benennen, denn daſs nicht mitten unter Haupthelden des<lb/> troischen Krieges ein paar namenlose Kämpfer dargestellt sein<lb/> können, scheint mir für eine Vase dieser Zeit, zumal bei einer<lb/> so durchdacht angelegten Komposition, keines Beweises zu be-<lb/> dürfen; auch ist ohne weiteres klar, daſs der Kampf in einem<lb/> gewissen Zusammenhang mit dem des Menelaos und des<lb/> Deiphobos stehen muſs, und so spitzt sich schlieſslich alles zu<lb/> der Frage zu: wer war bei dem nächtlichen Kampf in Troja<lb/> der Genosse des Menelaos? Die Antwort giebt uns der Sänger<lb/> der Phäaken, Demodokos, ϑ 514:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>ἤειδεν δ̕ ὡς ἄστυ διέπραϑον υἰες Ἀχαιῶν</l><lb/> <l>ἱππόϑεν ἐκχύμενοι, κόϊλον λόχον ἐκπρολιπόντες.</l><lb/> <l>ἄλλον δ̕ ἄλλῃ ἄειδε πόλιν κεραϊζέμεν αἰπήν,</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [70/0084]
Schemas (B), das Menelaos der Helena mit gezücktem Schwerte
ruhig gegenüberstehend zeigt, finden wir jetzt auf den Vasen
und, nach Michaelis glänzendem Nachweis, auch auf zwei Me-
topen des Parthenon Helena, zuweilen 20) wie bei Brygos mit
aufgelöstem Haar, fliehend, und Menelaos sie mit bloſsem Schwert
verfolgend. Es ist klar, daſs diese Situation sich aus der von
Brygos dargestellten sehr einfach entwickeln kann, daſs sie nur
einen wenig späteren Moment repräsentiert. Menelaos wird sich
alsbald, wenn er sich der Andromache erwehrt hat, zur Ver-
folgung der fliehenden Helena wenden; und so darf mit hoher
Wahrscheinlichkeit angenommen werden, daſs diese Vasen auf
dieselbe poetische Tradition zurückgehen, wie die Brygosschale 21).
Noch bleibt die Gruppe des Kämpferpaares links von He-
lena zu benennen, denn daſs nicht mitten unter Haupthelden des
troischen Krieges ein paar namenlose Kämpfer dargestellt sein
können, scheint mir für eine Vase dieser Zeit, zumal bei einer
so durchdacht angelegten Komposition, keines Beweises zu be-
dürfen; auch ist ohne weiteres klar, daſs der Kampf in einem
gewissen Zusammenhang mit dem des Menelaos und des
Deiphobos stehen muſs, und so spitzt sich schlieſslich alles zu
der Frage zu: wer war bei dem nächtlichen Kampf in Troja
der Genosse des Menelaos? Die Antwort giebt uns der Sänger
der Phäaken, Demodokos, ϑ 514:
ἤειδεν δ̕ ὡς ἄστυ διέπραϑον υἰες Ἀχαιῶν
ἱππόϑεν ἐκχύμενοι, κόϊλον λόχον ἐκπρολιπόντες.
ἄλλον δ̕ ἄλλῃ ἄειδε πόλιν κεραϊζέμεν αἰπήν,
20) z. B. Museo Gregoriano II 5, 2, Overbeck Her. Gall. XXVI 12.
21) Es ist gewiſs richtig, daſs diese Darstellungen im Zusammenhang mit
den übrigen im fünften Jahrhundert aufkommenden Liebesverfolgungen be-
trachtet sein wollen (vgl. v. Duhn Commentationes Bonnenses p. 99 s. Löschcke
Über die altspartanische Basis S. 6), aber sie unterscheiden sich von dem
Typus der letzteren durch zwei ganz individuelle Züge: einmal dadurch, daſs
als Zielpunkt von Helenas Flucht ein Götterbild erscheint, und dann dadurch,
daſs Menelaos das Schwert fallen läſst. Für diese beiden besondern Eigen-
tümlichkeiten würden wir berechtigt sein, ein Vorbild in der Poesie zu suchen,
auch wenn dasselbe nicht direkt überliefert wäre.
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