Robert, Ludwig: Die Sylphen. Berlin, 1806. Zelu. Jch bin, o Fürst! am Abend meines Lebens, Wo man der Erdengüter nicht bedarf. Mein Schatz sind meine Jahre, Die näher mich der Ewigkeit gebracht. Sinabal. Wie weise sprichst du, und wie gottesfürchtig! Es rühret mich dein heiliges Gemüth. Zelu. Wozu die frommen Worte, Sinabal? Wozu die Lügenkünste gegen mich? Laß mich dein grausam hartes Herz erweichen, Laß mich das Gute von dem Bösen hoffen! Die unglückseelige Zobea rette! Und meinen König will ich treu verehren. Sinabal. Du kränkst mich, Zelu, wenn du glauben kannst, Daß Frevel je in meinem Herzen keimte, Daß ich die heißgeliebte -- -- Zelu. Du mühest dich umsonst, Du kannst mich nimmer täuschen, Sinabal. Meinst du, ich wüßte nicht Welch grause Unthat jene Felsenhöle Jn ihrem Schooße birgt? Jch sah beim Vollmondschein Dich, in vergangner Nacht, in wilder Wüste Zelu. Jch bin, o Fürst! am Abend meines Lebens, Wo man der Erdengüter nicht bedarf. Mein Schatz sind meine Jahre, Die näher mich der Ewigkeit gebracht. Sinabal. Wie weise sprichst du, und wie gottesfürchtig! Es rühret mich dein heiliges Gemüth. Zelu. Wozu die frommen Worte, Sinabal? Wozu die Lügenkünste gegen mich? Laß mich dein grausam hartes Herz erweichen, Laß mich das Gute von dem Bösen hoffen! Die unglückseelige Zobea rette! Und meinen König will ich treu verehren. Sinabal. Du kränkst mich, Zelu, wenn du glauben kannst, Daß Frevel je in meinem Herzen keimte, Daß ich die heißgeliebte — — Zelu. Du mühest dich umsonst, Du kannst mich nimmer täuschen, Sinabal. Meinst du, ich wüßte nicht Welch grause Unthat jene Felsenhöle Jn ihrem Schooße birgt? Jch sah beim Vollmondschein Dich, in vergangner Nacht, in wilder Wüste <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0032" n="28"/> <sp who="#ZEL"> <speaker>Zelu.</speaker><lb/> <p>Jch bin, o Fürst! am Abend meines Lebens,<lb/> Wo man der Erdengüter nicht bedarf.<lb/> Mein Schatz sind meine Jahre,<lb/> Die näher mich der Ewigkeit gebracht.</p> </sp><lb/> <sp who="#SIN"> <speaker>Sinabal.</speaker><lb/> <p>Wie weise sprichst du, und wie gottesfürchtig!<lb/> Es rühret mich dein heiliges Gemüth.</p> </sp><lb/> <sp who="#ZEL"> <speaker>Zelu.</speaker><lb/> <p>Wozu die frommen Worte, Sinabal?<lb/> Wozu die Lügenkünste gegen mich?<lb/> Laß mich dein grausam hartes Herz erweichen,<lb/> Laß mich das Gute von dem Bösen hoffen!<lb/> Die unglückseelige Zobea rette!<lb/> Und meinen König will ich treu verehren.</p> </sp><lb/> <sp who="#SIN"> <speaker>Sinabal.</speaker><lb/> <p>Du kränkst mich, Zelu, wenn du glauben<lb/> kannst,<lb/> Daß Frevel je in meinem Herzen keimte,<lb/> Daß ich die heißgeliebte — —</p> </sp><lb/> <sp who="#ZEL"> <speaker>Zelu.</speaker><lb/> <p>Du mühest dich umsonst,<lb/> Du kannst mich nimmer täuschen, Sinabal.<lb/> Meinst du, ich wüßte nicht<lb/> Welch grause Unthat jene Felsenhöle<lb/> Jn ihrem Schooße birgt?<lb/> Jch sah beim Vollmondschein<lb/> Dich, in vergangner Nacht, in wilder Wüste<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [28/0032]
Zelu.
Jch bin, o Fürst! am Abend meines Lebens,
Wo man der Erdengüter nicht bedarf.
Mein Schatz sind meine Jahre,
Die näher mich der Ewigkeit gebracht.
Sinabal.
Wie weise sprichst du, und wie gottesfürchtig!
Es rühret mich dein heiliges Gemüth.
Zelu.
Wozu die frommen Worte, Sinabal?
Wozu die Lügenkünste gegen mich?
Laß mich dein grausam hartes Herz erweichen,
Laß mich das Gute von dem Bösen hoffen!
Die unglückseelige Zobea rette!
Und meinen König will ich treu verehren.
Sinabal.
Du kränkst mich, Zelu, wenn du glauben
kannst,
Daß Frevel je in meinem Herzen keimte,
Daß ich die heißgeliebte — —
Zelu.
Du mühest dich umsonst,
Du kannst mich nimmer täuschen, Sinabal.
Meinst du, ich wüßte nicht
Welch grause Unthat jene Felsenhöle
Jn ihrem Schooße birgt?
Jch sah beim Vollmondschein
Dich, in vergangner Nacht, in wilder Wüste
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Zitationshilfe: | Robert, Ludwig: Die Sylphen. Berlin, 1806, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robert_sylphen_1806/32>, abgerufen am 27.07.2024. |