Robert, Ludwig: Die Sylphen. Berlin, 1806.
Die giftigen Kräuter pflücken, Die du zu jenem Zaubertrank gebrauchest, Der deine künft'ge Gattin Ach! in ein rohes Thier verwandeln soll. Hast du der Treue Schwur so bald vergessen? Sinabal. Jm Traume sprichst du alter, eitler Priester, Und wagst, argwöhnisch kühn mit mir zu rechten! Jch weiß, was ich der Gattin schuldig bin, Und werde meine Schwüre nicht vergessen; Allein auch du vergiß, Vergiß es nie, daß du mit deinem Herrn, Mit deinem Kaiser sprichst, Der deine Frechheit strafen kann -- und wird! Arie. Mein Wesen kennet keine Schranken, Jn diesem Reich herrsch' ich allein. Des Kaisers Wille und Gedanken Sie sollen euch Gesetze seyn. Wer's wagt, die beschlossenen Thaten zu richten, Den werd' ich, ein Wurm in dem Staube, zer- nichten. -- Bedenke dieß, du frecher Sclave, Und reize mich zur Rache nicht; Denn harte, unerhörte Strafe Trifft solchen kühnen Bösewicht.
Die giftigen Kräuter pflücken, Die du zu jenem Zaubertrank gebrauchest, Der deine künft'ge Gattin Ach! in ein rohes Thier verwandeln soll. Hast du der Treue Schwur so bald vergessen? Sinabal. Jm Traume sprichst du alter, eitler Priester, Und wagst, argwöhnisch kühn mit mir zu rechten! Jch weiß, was ich der Gattin schuldig bin, Und werde meine Schwüre nicht vergessen; Allein auch du vergiß, Vergiß es nie, daß du mit deinem Herrn, Mit deinem Kaiser sprichst, Der deine Frechheit strafen kann — und wird! Arie. Mein Wesen kennet keine Schranken, Jn diesem Reich herrsch' ich allein. Des Kaisers Wille und Gedanken Sie sollen euch Gesetze seyn. Wer's wagt, die beschlossenen Thaten zu richten, Den werd' ich, ein Wurm in dem Staube, zer- nichten. — Bedenke dieß, du frecher Sclave, Und reize mich zur Rache nicht; Denn harte, unerhörte Strafe Trifft solchen kühnen Bösewicht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#ZEL"> <p><pb facs="#f0033" n="29"/> Die giftigen Kräuter pflücken,<lb/> Die du zu jenem Zaubertrank gebrauchest,<lb/> Der deine künft'ge Gattin<lb/> Ach! in ein rohes Thier verwandeln soll.<lb/> Hast du der Treue Schwur so bald vergessen?</p> </sp><lb/> <sp who="#SIN"> <speaker>Sinabal.</speaker><lb/> <p>Jm Traume sprichst du alter, eitler Priester,<lb/> Und wagst, argwöhnisch kühn mit mir zu<lb/> rechten!</p><lb/> <p>Jch weiß, was ich der Gattin schuldig bin,<lb/> Und werde meine Schwüre nicht vergessen;<lb/> Allein auch du vergiß,<lb/> Vergiß es nie, daß du mit deinem Herrn,<lb/> Mit deinem Kaiser sprichst,<lb/> Der deine Frechheit strafen kann — und wird!</p> </sp><lb/> <sp who="#ARIE"> <speaker>Arie.</speaker><lb/> <p>Mein Wesen kennet keine Schranken,<lb/> Jn diesem Reich herrsch' ich allein.<lb/> Des Kaisers Wille und Gedanken<lb/> Sie sollen euch Gesetze seyn.<lb/> Wer's wagt, die beschlossenen Thaten zu richten,<lb/> Den werd' ich, ein Wurm in dem Staube, zer-<lb/> nichten. —</p><lb/> <p>Bedenke dieß, du frecher Sclave,<lb/> Und reize mich zur Rache nicht;<lb/> Denn harte, unerhörte Strafe<lb/> Trifft solchen kühnen Bösewicht.<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [29/0033]
Die giftigen Kräuter pflücken,
Die du zu jenem Zaubertrank gebrauchest,
Der deine künft'ge Gattin
Ach! in ein rohes Thier verwandeln soll.
Hast du der Treue Schwur so bald vergessen?
Sinabal.
Jm Traume sprichst du alter, eitler Priester,
Und wagst, argwöhnisch kühn mit mir zu
rechten!
Jch weiß, was ich der Gattin schuldig bin,
Und werde meine Schwüre nicht vergessen;
Allein auch du vergiß,
Vergiß es nie, daß du mit deinem Herrn,
Mit deinem Kaiser sprichst,
Der deine Frechheit strafen kann — und wird!
Arie.
Mein Wesen kennet keine Schranken,
Jn diesem Reich herrsch' ich allein.
Des Kaisers Wille und Gedanken
Sie sollen euch Gesetze seyn.
Wer's wagt, die beschlossenen Thaten zu richten,
Den werd' ich, ein Wurm in dem Staube, zer-
nichten. —
Bedenke dieß, du frecher Sclave,
Und reize mich zur Rache nicht;
Denn harte, unerhörte Strafe
Trifft solchen kühnen Bösewicht.
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