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Robert, Ludwig: Die Sylphen. Berlin, 1806.

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Hör' mich gelassen an! -- --
An jenem Tage, da dich meine Gattin,
Dich, meines Thrones Erben, mir gebahr,
Jagt' ich in jenem Wald,
Den unser Volk die Zauberheide nennt --
Zu kühn hatt' ich ein schnelles Wild verfolgt,
Und schon umgab mich tiefe Finsterniß,
Eh' ich es noch bemerkte,
Daß ich verirrt, und unbegleitet war --
Vergebens scholl mein Hüfthorn durch den
Wald.

Jch mußte mich entschließen,
Den nächsten Baum zum Lager mir zu wählen;
Doch eben, als ich ihn besteigen wollte,
Erfüllt' ein Rosenlicht ringsum die Gegend,
Und immer dichter ward der Purpurnebel,
Und aus der Wolke trat ein weiblich Wesen,
Jn göttlich -- überschönem Glanz hervor. --
Nach dreizehn Monden erst
Sah mich mein Volk, sah mich die Gattin wie-
der --

Zobea ist die Tochter jener Stunden;
Doch wie ihr eignes Kind hat deine Mutter
Sie immer treu gepflegt. --
Beglückt war ich, wie noch kein Sterblicher,
Da wandte schnell, im seligsten Momente,
Sich meines Schicksals Rath:
Die Göttliche, die ich zu lieben wagte,

Hör' mich gelassen an! — —
An jenem Tage, da dich meine Gattin,
Dich, meines Thrones Erben, mir gebahr,
Jagt' ich in jenem Wald,
Den unser Volk die Zauberheide nennt —
Zu kühn hatt' ich ein schnelles Wild verfolgt,
Und schon umgab mich tiefe Finsterniß,
Eh' ich es noch bemerkte,
Daß ich verirrt, und unbegleitet war —
Vergebens scholl mein Hüfthorn durch den
Wald.

Jch mußte mich entschließen,
Den nächsten Baum zum Lager mir zu wählen;
Doch eben, als ich ihn besteigen wollte,
Erfüllt' ein Rosenlicht ringsum die Gegend,
Und immer dichter ward der Purpurnebel,
Und aus der Wolke trat ein weiblich Wesen,
Jn göttlich — überschönem Glanz hervor. —
Nach dreizehn Monden erst
Sah mich mein Volk, sah mich die Gattin wie-
der —

Zobea ist die Tochter jener Stunden;
Doch wie ihr eignes Kind hat deine Mutter
Sie immer treu gepflegt. —
Beglückt war ich, wie noch kein Sterblicher,
Da wandte schnell, im seligsten Momente,
Sich meines Schicksals Rath:
Die Göttliche, die ich zu lieben wagte,

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[51/0055] Hör' mich gelassen an! — — An jenem Tage, da dich meine Gattin, Dich, meines Thrones Erben, mir gebahr, Jagt' ich in jenem Wald, Den unser Volk die Zauberheide nennt — Zu kühn hatt' ich ein schnelles Wild verfolgt, Und schon umgab mich tiefe Finsterniß, Eh' ich es noch bemerkte, Daß ich verirrt, und unbegleitet war — Vergebens scholl mein Hüfthorn durch den Wald. Jch mußte mich entschließen, Den nächsten Baum zum Lager mir zu wählen; Doch eben, als ich ihn besteigen wollte, Erfüllt' ein Rosenlicht ringsum die Gegend, Und immer dichter ward der Purpurnebel, Und aus der Wolke trat ein weiblich Wesen, Jn göttlich — überschönem Glanz hervor. — Nach dreizehn Monden erst Sah mich mein Volk, sah mich die Gattin wie- der — Zobea ist die Tochter jener Stunden; Doch wie ihr eignes Kind hat deine Mutter Sie immer treu gepflegt. — Beglückt war ich, wie noch kein Sterblicher, Da wandte schnell, im seligsten Momente, Sich meines Schicksals Rath: Die Göttliche, die ich zu lieben wagte,

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Zitationshilfe: Robert, Ludwig: Die Sylphen. Berlin, 1806, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robert_sylphen_1806/55>, abgerufen am 28.11.2024.