Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Wiederspruch verräth ein hochmü-
thiges Herz; denn wer wiederspricht, der
will den andern überführen, daß er klüger
ist, und mehr einsieht, als der andre.

Der Wiederspruch ist das Zeichen eines
wiederstrebenden Herzens: Wer wiederstrebt,
der ist ungehorsam. Ihr aber sollt gehor-
sam seyn.

Der Wiederspruch bringt Unwillen und
Zorn in das Gespräche, und nöthigt den
Vorgesetzten, sich harter Mittel oder Stra-
fen zu bedienen.

Aus allen diesen werdet ihr leicht einse-
hen, warum ich davor warne, und euch
Höflichkeit und Bescheidenheit anpreise. Denn
meine Lehre soll euch klug, verständig und
beliebt machen, und dadurch eure Ruhe und
Zufriedenheit befördern.

Das Uebrige der Höflichkeit besteht mei-
stentheils darinn, daß man einen jeden mit
dem Namen nenne, der seiner Würde zu-
kommt; daß man allen thörichten Scherz
vermeide, der gemeiniglich für Verachtung
angesehen wird; sich immer des Verhält-
nißes erinnere, worinn man mit Personen
höhern Standes, steht; und wenn ein sol-
cher, oder die Obrigkeit, dir etwa gnädig
ist, dich nicht überredest, oder dir einbildest,

nun
F 4

Der Wiederſpruch verraͤth ein hochmuͤ-
thiges Herz; denn wer wiederſpricht, der
will den andern uͤberfuͤhren, daß er kluͤger
iſt, und mehr einſieht, als der andre.

Der Wiederſpruch iſt das Zeichen eines
wiederſtrebenden Herzens: Wer wiederſtrebt,
der iſt ungehorſam. Ihr aber ſollt gehor-
ſam ſeyn.

Der Wiederſpruch bringt Unwillen und
Zorn in das Geſpraͤche, und noͤthigt den
Vorgeſetzten, ſich harter Mittel oder Stra-
fen zu bedienen.

Aus allen dieſen werdet ihr leicht einſe-
hen, warum ich davor warne, und euch
Hoͤflichkeit und Beſcheidenheit anpreiſe. Denn
meine Lehre ſoll euch klug, verſtaͤndig und
beliebt machen, und dadurch eure Ruhe und
Zufriedenheit befoͤrdern.

Das Uebrige der Hoͤflichkeit beſteht mei-
ſtentheils darinn, daß man einen jeden mit
dem Namen nenne, der ſeiner Wuͤrde zu-
kommt; daß man allen thoͤrichten Scherz
vermeide, der gemeiniglich fuͤr Verachtung
angeſehen wird; ſich immer des Verhaͤlt-
nißes erinnere, worinn man mit Perſonen
hoͤhern Standes, ſteht; und wenn ein ſol-
cher, oder die Obrigkeit, dir etwa gnaͤdig
iſt, dich nicht uͤberredeſt, oder dir einbildeſt,

nun
F 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0109" n="87"/>
          <p>Der Wieder&#x017F;pruch verra&#x0364;th ein hochmu&#x0364;-<lb/>
thiges Herz; denn wer wieder&#x017F;pricht, der<lb/>
will den andern u&#x0364;berfu&#x0364;hren, daß er klu&#x0364;ger<lb/>
i&#x017F;t, und mehr ein&#x017F;ieht, als der andre.</p><lb/>
          <p>Der Wieder&#x017F;pruch i&#x017F;t das Zeichen eines<lb/>
wieder&#x017F;trebenden Herzens: Wer wieder&#x017F;trebt,<lb/>
der i&#x017F;t ungehor&#x017F;am. Ihr aber &#x017F;ollt gehor-<lb/>
&#x017F;am &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <p>Der Wieder&#x017F;pruch bringt Unwillen und<lb/>
Zorn in das Ge&#x017F;pra&#x0364;che, und no&#x0364;thigt den<lb/>
Vorge&#x017F;etzten, &#x017F;ich harter Mittel oder Stra-<lb/>
fen zu bedienen.</p><lb/>
          <p>Aus allen die&#x017F;en werdet ihr leicht ein&#x017F;e-<lb/>
hen, warum ich davor warne, und euch<lb/>
Ho&#x0364;flichkeit und Be&#x017F;cheidenheit anprei&#x017F;e. Denn<lb/>
meine Lehre &#x017F;oll euch klug, ver&#x017F;ta&#x0364;ndig und<lb/>
beliebt machen, und dadurch eure Ruhe und<lb/>
Zufriedenheit befo&#x0364;rdern.</p><lb/>
          <p>Das Uebrige der Ho&#x0364;flichkeit be&#x017F;teht mei-<lb/>
&#x017F;tentheils darinn, daß man einen jeden mit<lb/>
dem Namen nenne, der &#x017F;einer Wu&#x0364;rde zu-<lb/>
kommt; daß man allen tho&#x0364;richten Scherz<lb/>
vermeide, der gemeiniglich fu&#x0364;r Verachtung<lb/>
ange&#x017F;ehen wird; &#x017F;ich immer des Verha&#x0364;lt-<lb/>
nißes erinnere, worinn man mit Per&#x017F;onen<lb/>
ho&#x0364;hern Standes, &#x017F;teht; und wenn ein &#x017F;ol-<lb/>
cher, oder die Obrigkeit, dir etwa gna&#x0364;dig<lb/>
i&#x017F;t, dich nicht u&#x0364;berrede&#x017F;t, oder dir einbilde&#x017F;t,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 4</fw><fw place="bottom" type="catch">nun</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0109] Der Wiederſpruch verraͤth ein hochmuͤ- thiges Herz; denn wer wiederſpricht, der will den andern uͤberfuͤhren, daß er kluͤger iſt, und mehr einſieht, als der andre. Der Wiederſpruch iſt das Zeichen eines wiederſtrebenden Herzens: Wer wiederſtrebt, der iſt ungehorſam. Ihr aber ſollt gehor- ſam ſeyn. Der Wiederſpruch bringt Unwillen und Zorn in das Geſpraͤche, und noͤthigt den Vorgeſetzten, ſich harter Mittel oder Stra- fen zu bedienen. Aus allen dieſen werdet ihr leicht einſe- hen, warum ich davor warne, und euch Hoͤflichkeit und Beſcheidenheit anpreiſe. Denn meine Lehre ſoll euch klug, verſtaͤndig und beliebt machen, und dadurch eure Ruhe und Zufriedenheit befoͤrdern. Das Uebrige der Hoͤflichkeit beſteht mei- ſtentheils darinn, daß man einen jeden mit dem Namen nenne, der ſeiner Wuͤrde zu- kommt; daß man allen thoͤrichten Scherz vermeide, der gemeiniglich fuͤr Verachtung angeſehen wird; ſich immer des Verhaͤlt- nißes erinnere, worinn man mit Perſonen hoͤhern Standes, ſteht; und wenn ein ſol- cher, oder die Obrigkeit, dir etwa gnaͤdig iſt, dich nicht uͤberredeſt, oder dir einbildeſt, nun F 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/109
Zitationshilfe: [Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/109>, abgerufen am 03.05.2024.